„Schatzkammer Berlin“, Deutschland, 2018
Regie: Dag Freyer; Musik: Sascha Wild
Es gibt ja so schrecklich viel zu sehen in Berlin. Das Brandenburger Tor und der Reichstag. Der Tiergarten und der Botanische Garten. Von den vielen kulturellen Angeboten ganz zu schweigen, welche die Hauptstadt in petto hat. Eines dieser Angebote bringt uns der Dokumentarfilm Schatzkammer Berlin näher. Genauer sind es ein paar Millionen Angebote. Neben der Staatsbibliothek, eine der größten der Welt, und diversen Forschungsinstituten gehören auch 19 Museen zu der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, mit insgesamt über fünf Millionen Ausstellungsstücken.
Ganz so viele gibt es hier natürlich nicht zu sehen. Stattdessen pickte sich Regisseur Dag Freyer einige wenige Objekte heraus, um die Bandbreite der Sammlung zu zeigen – inhaltlich wie geografisch. Da befindet sich die berühmte Büste der ägyptischen Königin Nofretete darunter oder auch Teile einer chinesischen Höhle mit Heiligenbildern. Er spürt alten Schlachten nach, stattet dem Künstler Joseph Beuys einen Besuch ab, auch Hans Holbeins Porträt des Kaufmanns Georg Gisze wird gezeigt.
Schätze und was sie bedeuten
Letzterer ist auch Anlass, ein bisschen über die Ausstellungsstücke hinaus zu schauen. Schatzkammer Berlin erklärt, was die Gegenstände über den Mann aussagen und wie dieser gesehen werden wollte. Vor allem aber ist dies ein Anlass, ein bisschen über die Geschichte des Kunsthandels zu reden – denn der war Gisze wichtig. So wie hier nutzt Schatzkammer Berlin viele der Einzelthemen, um etwas darüber hinaus zu gehen, auch allgemeinere Punkte anzusprechen.
Einer der wichtigsten davon: Was ist eigentlich davon zu halten, wenn ein Land die Schätze anderer Länder besitzt? Dürfen die das? Und wenn ja weshalb? Es ist ein erstaunlich selbstkritischer Moment, der die eigene Verantwortung betont und die im Einzelfall schwer zu beantwortende Frage, wie mit fremden Kulturgütern umzugehen ist. Argumente gibt es natürlich auf beiden Seiten, sowohl für den Verbleib im eigenen Land wie auch die Unterbringung im Ausland. Aber es bleibt eine Gradwanderung.
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Allzu viel in die Tiefe geht Schatzkammer Berlin natürlich nicht an der Stelle. Der Film ist eher ein Stichwortgeber als eine tatsächliche Diskussion, bei einer Laufzeit von rund anderthalb Stunden wäre da auch realistisch gar nicht mehr drin gewesen. Bei allem Verständnis für die Limitierung stellt sich jedoch dadurch die Frage, was genau eigentlich Sinn und Zweck der Dokumentation hätte sein sollen. Gerade die große Bandbreite an Themen lassen das Gezeigte sehr willkürlich erschein, als hätte jemand gewürfelt, was er aus dem Archiv holt. Es fehlt das Verbindende, eine größere Idee, um aus den Einzelkomponenten ein Gesamtwerk zu machen.
So bleibt der Eindruck zurück, es handele sich letztendlich nicht um mehr als einen Imagefilm. Etwas, das in den eigenen Museen gezeigt würde, um sich selbst und die eigene Arbeit zu loben. Lob verdient diese natürlich, sowohl die Bewahrung alter Kulturgüter wie auch deren Erforschung sind in einer Zeit besonders wichtig, in der nur noch sehr kurzfristig gedacht wird. Und interessant sind die Stücke ja auch, machen Lust auf weitere Dokumentationen oder richtige Museenbesuche. Als eigenständiger Film ist Schatzkammer Berlin jedoch eher zwiespältig.
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