„Solo: A Star Wars Story“, USA, 2018
Regie: Ron Howard; Drehbuch: Jonathan Kasdan, Lawrence Kasdan; Musik: John Powell, John Williams
Darsteller: Alden Ehrenreich, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover, Paul Bettany
Gemeinsam hatten Han (Alden Ehrenreich) und Qi’ra (Emilia Clarke) von Corellia fliehen wollen, die Slums hinter sich lassen, die Freiheit gewinnen. Doch der Versuch schlägt fehl, die beiden werden während der Flucht getrennt. Jahre später hat Han noch immer den Traum sie wiederzufinden. Erst einmal heißt es dafür aber, mit seinem Mentor Tobias Beckett (Woody Harrelson), seinem Kumpel Chewbacca und den anderen einen Auftrag für Dryden Vos (Paul Bettany) zu erledigen. Der soll ihnen so viel Geld einbringen, dass sich Han das ersehnte eigene Raumschiff leisten und auf die Suche nach Qi’ra machen kann. Und erneut schlägt sein Plan fehl, der Überfall auf einen Zug ist erst der Anfang eines neuen und viel größeren Abenteuers.
Man kann Disney sicher vieles vorwerfen. Dass sie ihre Franchises verkümmern lassen, gehört eher nicht dazu. Bei Star Wars zum Beispiel schießen sie aus allen Rohren: Neben der Hauptreihe, welche die Original-Trilogie fortsetzt, gibt es mehrere Spin-offs, zwei weitere Filmreihen sind angekündigt, dazu mehrere Serien, darunter eine neue animierte. Während die Quantität überwältigt und die Qualität – lautstarker Gegner zum Trotz – dem überwiegenden Konsens zufolge zumindest auf einem guten Niveau ist, vermissen Fans vor allem eins: eine Art Masterplan, was mit den Sternenkriegern eigentlich passieren soll. Zu oft hat man hier das Gefühl, dass jeder ein bisschen vor sich hinwerkelt, ohne dass daraus eine einheitliche Linie würde.
Die Weiten des Weltalls und kein Plan
Das Erwachen der Macht setzt ungeniert auf Nostalgie, punktete aber mit frischen neuen Figuren. Rogue One wollte mit der düsteren Kriegshandlung eine andere Richtung einschlagen, verlor unterwegs aber den Charme. Und an Die letzten Jedi scheiden sich ohnehin die Geister: Der Film war so sehr damit beschäftigt, alles zu dekonstruieren, was der Vorgänger aufgebaut hat, dass am Ende nichts übrig blieb. Solo: A Star Wars Story wiederum scheut jetzt so sehr das Risiko, als hätte es die letzten Filme nie gegeben. Wenn man schon wagt, mit Han Solo eine der großen Heldenfiguren aller Zeiten neu zu besetzen, dann soll drumherum möglichst wenig Grund zur Kritik geben.
Und zumindest das ist Ron Howard auch gelungen. Der Routinier, der nach den geschassten Phil Lord und Christopher Miller das Regieruder übernahm, hat einen gewissermaßen makellosen Film gedreht. Einer, der in keinster Weise die Saga um die Weltraumhelden vorantreibt. Der ihr aber auch nie schadet. Und das ist ja auch schon mal was wert, nach der mehr als problematischen Entstehungsgeschichte, nach den Gerüchten um umfangreiche Nachdrehs und einen Hauptdarsteller, der so wenig seiner Aufgabe gewachsen war, dass ihm ein professioneller Trainer an die Seite gestellt wurde, um das sich abzeichnende Debakel zu verhindern.
Ehrenreich (Hail, Caesar!) schlägt sich jedoch durchaus wacker. Natürlich hat er nicht den Charme, der Harrison Ford damals zur Ikone werden ließ. Auch nicht das abgebrühte Selbstbewusstsein. Dem jungen Han merkt man seine mangelnde Erfahrung an. Er ist idealistischer und tollkühner als die spätere Version, ein unsicherer Jungspund, der noch von Abenteuern träumt anstatt vom großen Geld. Ob diese leichte Umdeutung bei Fans auf Zustimmung stoßen wird, das bleibt abzuwarten. Interessant ist sie, zumal der Schauspieler in diversen Szenen doch verblüffend Ticks und Haltung des Ur-Solos einfängt.
Gute Begleitung ist das halbe Abenteuer
Glücklicherweise ist an den Figuren, anders als beim ersten Anthology-Film Rogue One, auch sonst nichts auszusetzen. Zwar ist es mal wieder ein Droide, der zum Szenendieb wird – diesmal eine Roboterdame, die es verbal mit jedem aufnimmt. Doch es macht hier eben auch Spaß, den menschlichen Charakteren zuzusehen. Donald Glover ist als junger Lando Calrissian so umwerfend, dass sich die Gerüchte um einen weiteren Film mit ihm hoffentlich bewahrheiten werden. Paul Bettany (Avengers: Infinity War) brilliert als sadistischer Verbrecherkönig. Und Woody Harrelson ist eben Woody Harrelson. Emilia Clarke kann da nicht ganz mithalten, was aber auch an ihrer weniger dankbaren Rolle liegt. Da fehlt es einfach an einer erkennbaren Persönlichkeit.
Der Unterhaltungsfaktor ist trotz der kleinen Ungleichgewichte jedoch auf einem guten Niveau. Der Film braucht etwas, in die Gänge zu kommen, hat dafür aber sehenswerte Locations und Actionszenen – vor allem die schwindelerregende Zugfahrt zu Beginn gehört zu den Höhepunkten. Fans dürfen sich zudem auf kleinere Geschenke freuen, die anders als bei so manchem Teil der neueren Star Wars-Geschichte geschickter verpackt sind. Die ganz große Begeisterung will bei Solo sicher nicht aufkommen. Es fehlt vor allem an einer wirklichen emotionalen Komponente, die bei der Originaltrilogie immer mit dabei war. Aber es ist ein launiges Weltraumabenteuer draus geworden, mit Witz, Tempo und schönen Effekten, das nicht die Spitzenwerte anderer Filme der Reihe erreicht, ebenso wenig jedoch Anlass zum Ärger gibt. Und manchmal reicht einem das ja schon als Fan.
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