„Truth or Dare“, USA, 2018
Regie: Jeff Wadlow; Drehbuch: Jeff Wadlow, Michael Reisz, Jillian Jacobs, Chris Roach; Musik: Matthew Margeson
Darsteller: Lucy Hale, Tyler Posey, Violett Beane, Tyler Posey, Sophia Al, Nolan Gerard Funk, Landon Liboiron
Der letzte gemeinsame Spring Break soll etwas ganz Besonderes sein, bevor sie alle getrennte Wege gehen, darin sind sie sich alle einige. Und so lässt sich Olivia (Lucy Hale) von ihrer besten Freundin Markie (Violett Beane) überreden, zusammen mit anderen nach Mexiko zu fahren, um dort ein wenig Spaß zu haben. Den hat Olivia jedoch erst, als sie in einer Bar dem charmanten Carter (Landon Liboiron) begegnet. Der hat nicht nur eine Menge zu erzählen, sondern auch zu zeigen: Gemeinsam statten sie einer alten Kirche einen Besuch ab und lassen sich auf eine Partie „Wahrheit oder Pflicht“ ein. Das Ergebnis ist jedoch weniger unterhaltsam. Nicht nur, dass die Freunde sich gleich in den Haaren liegen. Sie haben im Anschluss auch eigenartige Visionen, die sie zwingen, das Spiel fortzusetzen – mit immer unangenehmeren Konsequenzen.
Filmproduzenten sind eigentlich ja dafür da, sich im Hintergrund aufzuhalten und nur das Geld für Projekte rauszurücken. Das reicht dann manchmal für Plakatzeilen wie „Von den Machern von …“, aus der Anonymität entkommt jedoch kaum einer. Eine der wenigen Ausnahmen sind der Amerikaner Jason Blum und die von ihm gegründete Firma Blumhouse Productions. Dann und wann sind sie zwar auch bei seriösen Filmen dabei, unter anderem beim herausragenden Musikdrama Whiplash oder dem kommende Spike-Lee-Film BlacKkKlansman. Einen Namen hat sich Blum aber in erster Linie mit billig produzierten Horrorstreifen gemacht, die oftmals ein Vielfaches der Produktionskosten wieder einspielen. Da sind durchaus angesehene Titel dabei, unter anderem Get Out, The Purge – Die Säuberung oder Insidious. Aber auch richtige Rohrkrepierer – siehe das aktuelle Wahrheit oder Pflicht.
Alkohol, Blödsinn und ein bisschen Geknutsche
Das zugrundeliegende Spiel dürfte den meisten Zuschauern aus anderen Teeniefilmen bekannt sein. Meist entscheidet das Drehen der Flasche, wer an der Reihe ist. Derjenige muss sich nun aussuchen, ob er eine Frage wahrheitsgemäß beantworten oder doch lieber eine Aufgabe erfüllen muss. Je nach Mitspielern, die ja Fragen und Aufgaben festlegen, kann das schnell peinlich werden. Zumindest in Filmen bedeutet das meistens jedoch in erster Linie, dass kräftig gesoffen und wild durch die Runde geknutscht werden muss – gerne auch mit dem eigenen Geschlecht, was bei solchen Geschichten dann als lustig durchgehen soll.
Lustig ist Wahrheit oder Pflicht aber nur selten. Der Film ist nicht einmal wirklich peinlich, auch wenn furchtbar tragische Geheimnisse dabei ans Tageslicht kommen. Nein, in erster Linie ist er langweilig, das Erschreckendste an diesem Horrorstreifen ist, wie wenig erschreckend ein derart tödliches Spiel sein kann. Das fängt schon bei den Figuren an, denen jeweils nur ein Alleinstellungsmerkmal zugesprochen wurde. Da hätten wir den Gutmenschen, die Hure, die Alkoholikerin, den Schwulen, den eitlen Pfau, den Idioten sowie Lucas (Tyler Posey), der so gar niemand sein darf und lediglich als Zankapfel der Freundinnen ins Spiel kommt.
Langweilige Figuren, belangloser Horror
Das ist das erste der beiden großen Probleme, die den Film plagen. Horrorstreifen sollen ja per Definition packend sein, einen auf die Folter spannen, was mit den Figuren passiert, mit ihnen auch mitfiebern. Wenn die Figuren aber so völlig ohne Charakter oder Charisma sind, dann wird das schwierig. Warum sollte mich das Schicksal eines Menschen interessieren, wenn er mich als Mensch nicht interessiert? Wenn er nicht mal als Mensch in Erscheinung trifft? Im besten Fall, bei den besonders unsympathischen bis nervigen Teilnehmern des Todesspiels, kann man sich immerhin darüber freuen, sie endlich los zu sein. In den meisten Fällen ist einem das aber herzlich egal.
Während das aber ein Problem ist, das viel zu viele Horrorfilme plagt und damit leichter zu ignorieren ist, ist ein anderes durchaus gravierend: Die Wahrheiten und Aufgaben des Spiels sind abgedroschen, frei von jeglichem Kick. Es soll intelligent sein, behauptet eine der Figuren an einer Stelle des Films, was aber mehr über die überschaubare Intelligenz der Protagonisten aussagt als über das Spiel selbst. Ein Spiel, das unangenehmste Geheimnisse ans Tageslicht bringt oder dazu zwingt, gegen die eigene Natur zu handeln, das ist eine Steilvorlage für die perfidesten Ideen. Doch obwohl hier gleich vier Leute am Drehbuch mitschrieben, ihnen wollten partout keine solcher Ideen einfallen. Nun muss ein Horrorfilm sicher nicht unbedingt ähnlich bösartig wie Saw ausfallen. Aber mehr als die Nummern hier, irgendwo zwischen banal und pathetisch, wäre dann doch drin gewesen. Nur hin und wieder deutet sich in diesem steifen Spiel an, dass mehr drin gewesen wäre, ein schwarzer Humor à la Final Destination zum Beispiel. Auch eine moralische Ambivalenz. Aber es bleiben kurze Aufblitzer in einem Abwasser, das selbst für grau noch zu farblos ist.
(Anzeige)