„Knutsen & Ludvigsen og den fæle Rasputin“, Norwegen, 2015
Regie: Rasmus A. Sivertsen, Rune Spaans; Drehbuch: Øystein Dolmen, Thomas Moldestad
Musik: Øystein Dolmen, Gustav Lorentzen, Kåre Vestrheim
Bislang war das Leben von Knutsen und Ludwigsen eher beschaulich. Gemeinsam mit ihrem Dachs leben sie in einem Eisenbahntunnel, wo sie ihren Hobbys nachgehen und in den Tag hineinleben. Bis Amanda kam. Die hat mehr als genug Aufregung, schließlich sind die Schergen des bösen Rasputin hinter ihr her. Ihren Vater, einen brillanten Wissenschaftler, haben sie schon geschnappt. Aber erste wenn sie auch seine Tochter als Druckmittel haben, können sie ihn dazu zwingen, Rasputins Traum wahr werden zu lassen: ein Serum, mit dem er alle anderen gefügig macht! Das gilt es natürlich zu verhindern. Und so macht sich die Truppe auf den Weg, den Vater zu befreien und dem Schurken das Handwerk zu legen.
Im äußerst lukrativen, aber auch hart umkämpften Animationsmarkt ist es für europäische Studios äußerst schwer, auf sich aufmerksam zu machen – zu groß ist die Konkurrenz der amerikanischen Blockbusterkollegen. Wenn hierzulande überhaupt was zu holen ist, dann nur auf Basis bekannter Vorlagen, etwa aus dem Kinderbuchsegment. Theoretisch hat auch Zwei Freunde und ihr Dachs eine solche Grundlage, basiert der Film doch auf Charakteren, die in den 1970ern entwickelt wurden. Während das Musik-Comedy-Duo Øystein Dolmen und Gustav Lorentzen daheim in Norwegen jedoch mehrfach die Chartspitze stürmte, dürfte in Deutschland kaum jemand davon schon mal gehört haben.
Ein (un-)typischer Animationsfilm für Kinder
Ein wirklicher Nachteil ist das aber nicht. Die beiden Kunstfiguren bereits im Herzen zu tragen, steigert natürlich den Reiz des Films. Zum Verständnis notwendig ist dies jedoch kaum. Die Geschichte ist völlig selbständig und auch nicht übermäßig komplex, soll damit doch ein jüngeres Publikum angesprochen werden. Wobei das mit der Kinderfreundlichkeit hier so eine Sache ist. Grundsätzlich entspricht Zwei Freunde und ihr Dachs zwar schon dem üblichen Schema eines Animationsfilms für Familien: Da gibt es schrille Bösewichter, sympathische Chaoten, tierische Begleiter und viele Missgeschicke, die zum Lachen anregen sollen.
Und doch hat Zwei Freunde und ihr Dachs eben auch eine andere Seite, bei der so manchem Elternteil die Haare zu Berge stehen dürften. Dann und wann finden sich Szenen, die durchaus grausame Tendenzen haben. Vor allem aber ist die norwegische Produktion völlig durchgeknallt. Die spannendste davon findet leider schon ein ganzes Stück vor dem Finale statt und lässt unsere wenig heldenhaften Helden in ganz schön psychedelische Situationen geraten. Aber auch später gibt es immer wieder Beispiele, wie das Abenteuer plötzlich sehr seltsam wird – von kleineren Beschädigungen der vierten Wand ganz zu schweigen.
Von kindlich bis surreal
Das macht den Film auch für ein älteres Publikum interessant, das hier trotz der kindlichen Anmutung ein bisschen mehr als erwartet entdecken kann. Ganz überzeugend ist das Ergebnis dennoch nicht. Dafür sind die Sprünge und Kontraste zwischen infantil und surreal doch zu groß. Es ist einerseits spannend, wenn man hier vorher nie sagen kann, was als nächstes passiert, welchen eigenartigen Kreaturen die beiden noch begegnen werden, welchen Umweg die Geschichte wohl nun nehmen wird. Aber man kann sich eben auch nicht darauf verlassen, dass es wieder etwas Interessantes wird. Genauso ist es möglich, dass die Freunde einfach nur wieder irgendwelche Lieder anstimmen, aus dem reichhaltigen Fundus des Duos.
Die sind etwas eingängiger als die vom ebenso sangesfreudigen In the Forest of Huckybucky, dem neuesten Film des Studios Qvisten Animation. Dafür kann es Zwei Freunde und ihr Dachs visuell nicht mit dem anderen Werk aufnehmen. Zwar ist der Ausflug in die CGI-Welt noch immer eigenwillig, hebt sich von der Masse an Filmen ab. Mit dem Charme der detailverliebten Stop-Motion-Filme der Norweger – unter anderem Louis & Luca – Das große Käserennen – kann es das hier dann aber nicht konkurrieren. Schön wäre es trotzdem, wenn die Geschichte um eine chaotische Rettung in den Kinos ein wenig Beachtung fände. Denn so ungeniert schräg und gaga wie hier wird es in deutschen Kinosälen nur selten.
(Anzeige)