„Les Petits Meurtres d’Agatha Christie“, Frankreich, 2016/17
Regie: Éric Woreth, Rodolphe Tissot; Drehbuch: Bruno Dega, Jeanne Le Guillou, Thierry Debroux, Jennifer Have, Zina Modiano
Vorlage: Agatha Christie; Musik: Stéphane Moucha
Darsteller: Blandine Bellavoir, Samuel Labarthe, Élodie Frenck
Alles hat einmal ein Ende, auch die mörderischen Spiele rund um den Kommissar Swan Laurence (Samuel Labarthe), dessen Sekretärin Marlène Leroy (Élodie Frenck) sowie die Journalistin Alice Avril (Blandine Bellavoir). Vorerst zumindest. Während in Frankreich fleißig weiterhin Folgen der Serie produziert werden, sind wir in Deutschland am Ende der bislang synchronisierten Fälle angekommen, weshalb die fünfte Collection anders als ihre Vorgängerinnen nur drei statt vier Filmen enthält. Mehr gibt es einfach nicht.
Am Prinzip hat sich währenddessen aber nichts geändert. Noch immer werden bei Mörderische Spiele Krimiklassiker von Agatha Christie genommen, umgeschrieben, auf eine etwas andere Weise interpretiert. Die auffälligste Änderung ist, dass die Geschichten so abgeändert wurden, dass das obige Ermittlertrio nun das Sagen hat, anstatt der ursprünglichen Detektive. Bei zweien war eigentlich die Dorfschnüfflerin Miss Marple zugange, wie wir aus vorherigen Adaptionen wissen (Mord im Spiegel, Karibische Affäre). Auch der dritte Fall Der Mann im braunen Anzug war vorher schon einmal verfilmt worden, damals unter dem Titel Mord auf hoher See.
Krimiurlaub in der Heimat
Kenner dieser Adaptionen oder auch der zugrundeliegenden Bücher wissen daher meistens schon, was gespielt wird und wer die Mörder sind. Es braucht manchmal aber eine Weile, bis man überhaupt errät, auf welchem Original das hier basiert – sofern man dies nicht am Titel erkennt. Das liegt auch an den veränderten Settings. Karibische Affäre spielte, wie der Titel bereits verrät, in der Karibik, wo Miss Marple gerade Urlaub machte, als ein Gast ermordet aufgefunden wird. Bei Der Mann im braunen Anzug begann der Fall ebenfalls auf hoher See. Davon ist hier nichts mehr geblieben.
Stattdessen spielen nun alle Geschichten im Frankreich der 1950er, was mit viel Farbe und Glamour einhergeht, vor allem bei der etwas einfacher veranlagten Marlène, deren größte Freude die Lektüre von Promiblättern gilt. Allgemein stehen die Figuren sehr viel mehr im Vordergrund, als es noch bei Agatha Christie der Fall war. Für die Queen of Crime waren die Menschen letztendlich nur Puzzlestücke, die Charaktere dienten als Opfer, Verdächtige und Ermittler, nicht aber als Charaktere im eigentlichen Sinn. Bei Mörderische Spiele ist das anders. Nicht nur, dass traditionell viel Zeit darauf verwendet wird, die jeweiligen Eigenschaften zur Schau zu stellen – Laurence ist steif und versnobt, Avril neugierig und hartnäckig, Marlène naiv. Oftmals interessiert sich die Serie mehr für ihre zwischenmenschlichen Aspekte als für den Anlass des Zusammenkommens: der Mord.
Nicht jede Veränderung ist gut
Das ist ein bisschen Stärke und Schwäche zugleich. Stärke, weil zu den Rätseln Christies auch ein nicht unerheblicher Unterhaltungsfaktor hinzukommen. Schwäche, weil auf diese Weise die Fälle oft sehr ähneln, die Vereinheitlichung nimmt den Büchern etwas von ihrer Persönlichkeit und ihrem Flair. Zumal der Humor – ein weiteres Dauermerkmal der Serie – manchmal recht bemüht ist. Dieses Mal darf sich der grundseriöse Kommissar für einen Fall als Frau verkleiden, was wohl wirklich den 1950ern das letzte Mal tatsächlich lustig war. Auch andere Versuchen, die Folgen etwas durchzumischen, gehen eher nach hinten los. Wer bislang dabei geblieben ist, für den sind aber auch diese drei Fälle empfehlenswert, halten sie sich doch an das, was Mörderische Spiele so beliebt gemacht hat, trotz der einen oder anderen Ermüdungserscheinung.
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