Alis Wedding
© Netflix

Ali’s Wedding

„Ali’s Wedding“, Australien, 2017
Regie: Jeffrey Walker; Drehbuch: Andrew Knight, Osamah Sami; Musik: Nigel Westlake
Darsteller: Osamah Sami, Don Hany, Maha Wilson, Helena Sawires

Alis Wedding
„Ali’s Wedding“ ist seit 9. Juni 2018 auf Netflix verfügbar

So richtig viel hat Ali (Osamah Sami) bislang ja nicht auf die Reihe bekommen. Während sein Vater Mahdi (Don Hany) ein angesehener Geistlicher ist, der einer kleinen Moschee in Australien vorsteht, vertreibt sich Ali die Zeit bei einem Nebenjob an einer Tankstelle. Doch damit soll bald Schluss sein. Um seinen Vater stolz zu machen, will er unbedingt Medizin studieren. Und auch privat ist alles geregelt: Die Hochzeit mit Yomma (Maha Wilson) wurde von allen Beteiligten arrangiert und genehmigt. Doch dann fällt Ali bei der Aufnahmeprüfung durch und verliebt sich in die unabhängige Dianne (Helena Sawires). Davon darf natürlich niemand etwas wissen, weshalb sich Ali in diverse Notlügen flüchtet. Aber je mehr er davon ansammelt, umso stärker wächst ihm das alles über den Kopf.

Ali’s Wedding ist einer dieser Filme, die einem schon sympathisch sind, noch bevor sie richtig angefangen haben. Liebeskomödien gibt es wie Sand am Meer, so wie sich ein Sandkorn dem anderen ähnelt, so schwer sind auch die Filme oft zu unterscheiden. Was diesem hier aber viel Charakter verlieh, als er vergangenes Jahr auf Festivals lief und diverse Kritikerherzen erweichte: Es handelt sich um eine muslimische Liebeskomödie, die in Australien spielt. Und wie oft hat man das auch schon? Der zweite Sympathiepunkt lässt sich auf dem Poster bzw. gleich zu Beginn des Films entdecken, wenn dieser sagt, dass er auf einer wahren Geschichte basiere. Leider, wie er hinzufügt.

Von allem ein bisschen
Allgemein macht der Einstieg jede Menge Lust auf das, was später noch folgen mag. Das Tempo ist hoch, die Gags sitzen, Komiker Osamah Sami, der hier Hauptrolle übernahm und das Drehbuch mitschrieb, mischt Skurriles und leicht Satirisches zu einer bekömmlich-unterhaltsamen Vorspeise. Grundsätzlich behält er beides bis zum Schluss bei, die Trefferquote sinkt jedoch deutlich. Ein Grund: Der Netflix-Film kann sich nicht so richtig entscheiden, welche Richtung er nun eigentlich einschlagen möchte.

Beispielsweise gibt es eine Nebenhandlung, in der Ali sich als Schauspieler versucht. Dem verdanken wir zwar eine tatsächlich lustige Szene, als ein geplanter Auftritt zu einem Debakel wird. Denn an der Stelle nimmt der immerhin für acht AACTA Awards nominierte Ali’s Wedding eben nicht nur die Figuren aufs Korn, sondern macht sich auch über die Situation von Muslimen in einer westlich geprägten Gesellschaft lustig. Mit der Geschichte hat dies jedoch weniger zu tun, als Charakterisierung von Ali bringt das ebenso wenig. Und das ist schade, aus diesen Aspekten hätte sich noch deutlich mehr herausholen lassen als nur eine Fußnote.

Sympathisch, aber eher seicht
Zudem hat Ali’s Wedding das Problem, dass es mehr oder weniger zeitgleich zu The Big Sick erschienen ist, der ebenfalls von dem autobiografischen Liebesunglück eines jungen Einwanderers berichtet, der gegen seinen Willen verheiratet werden soll. Und während sich der Film mit messerscharfen Dialogen ins Publikum schneidet, verliert der australische Kollege doch recht schnell an Biss, will am Ende nicht mehr sein als nette Feel-Good-Berieselung.

Das ist nicht grundsätzlich verkehrt. Angesichts der gruseligen Nachrichten, die uns jeden Tag erreichen, aus dem Westen, aus dem Osten, vor der eigenen Haustür, ist man ja schon irgendwie dankbar für alles, was einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Nur verpasst es Ali’s Wedding, das zum Schluss dann eben doch leicht kitschige Klischees aus der Schublade holt, mehr aus seinem Stoff zu machen. Für eine Komödie, die gerade dazu aufruft, zu sich selbst zu stehen und jemand zu sein, ist das hier ziemlich farblos und austauschbar. Sympathisch bleibt sie aber, auch weil Sami den liebenswürdigen Chaoten gibt. Wem nur der Sinn nach einer Variation des Bekannten steht, von seiner Liebesgeschichte gar nicht mehr will als das, der kann hier unbesorgt Spaß haben.



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Eine muslimische Liebeskomödie aus Australien? Gibt es das wirklich? Tatsächlich ist das ungewohnte Szenario einer der Pluspunkte von „Ali’s Wedding“, der von einem irakischen Einwanderer erzählt, der sich in lauter Lügen verstrickt. Der Film macht nur nicht so wirklich viel daraus: Nach einem turbulenten Einstieg steuert er lieber die sicheren Feel-good-Gewässer an, gibt die skurril-satirischen Elemente zugunsten von den üblichen Klischees auf.
6
von 10