„Just Getting Started“, USA, 2017
Regie: Ron Shelton; Drehbuch: Ron Shelton; Musik: Alex Wurman
Darsteller: Morgan Freeman, Tommy Lee Jones, Rene Russo
Bislang war es Duke Diver (Morgan Freeman) eigentlich gewohnt, dass ihm alle zu Füßen liegen. Als Manager eines luxuriösen Altersheims konnte er machen, was er wollte, genoss die Aufmerksamkeit zahlreicher Verehrerinnen und vertrieb sich die Zeit mit Vorliebe beim Golfen oder Pokern. Doch mit dem lockeren Leben ist es nun vorbei. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass da plötzlich dieser Leo (Tommy Lee Jones) ins Heim einzieht, der ihm alles streitig macht, taucht auch noch Suzie (Rene Russo) auf. Denn die soll sich als regionale Direktorin alles einmal ganz genau ansehen – vor allem die eigenartigen Spesen, die so gar nicht zum Alltag eines Altersheims passen.
Man soll sich ja ruhig auch im höheren Alter noch Ziele setzen. Heißt es. Als sich der Regieveteran Ron Shelton (Annies Männer, Tin Cup) nach weit mehr als einem Jahrzehnt wieder zurückmeldete, dann sicher auch, um sich noch einmal der Welt zu beweisen. Geklappt hat das nicht, zumindest nicht auf die Weise, die er sich vorgestellt haben dürfte. Das ist erst der Anfang, das letzten Dezember in den amerikanischen Kinos anlief, wurde nicht nur unisono von den Kritikern verrissen. Das Einspielergebnis war sogar so mies, dass es inflationsbereinigt immerhin für Platz 21 auf der Liste der schlechtesten Startergebnisse landete.
Das lange Warten auf den Witz
Nun ist Erfolg an den Kinokassen nicht immer ein Indikator für die Qualität eines Filmes. Und gerade im Bereich Komödie sind die Urteile aus den USA manchmal mit Vorsicht zu genießen, mancher vermeintlicher Humorhit entpuppt sich schon mal als riesige Schlaftablette, die wohl nur mit dem dortigen kulturellen Background bekömmlich wird. Warum soll es da nicht auch andersrum positive Überraschungen geben? Bei Das ist erst der Anfang bleiben diese dann aber doch aus. Die Komödie tut einem nicht einmal den Gefallen, so unterirdisch schlecht zu sein, wie an anderen Stellen gern behauptet wird. Es gibt kaum eine Szene, die wirklichen Anlass zum Ärger gibt. Doch das liegt eben auch daran, dass es kaum eine Szene gibt, die überhaupt einen Eindruck hinterlässt.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, besagt ein altes Sprichwort. Im Fall von Das ist erst der Anfang ist Freude jedoch ein eher selten anzutreffendes Gefühl. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass man sich hier in erster Linie wahnsinnig langweilen wird. Nun lässt sich darüber streiten, was denn nun schlimmer ist. Eine Komödie, die unglaublich schlechte Witze erzählt, oder eine Komödie, die irgendwie gar keine Witze erzählt. Bei Sheltons Spätwerk handelt es sich zumindest um einen Vertreter der zweiten Klasse. Anderthalb Stunden dauert dieses. Anderthalb Stunden, in denen man etwas vergeblich darauf wartet, dass mal ein Gag eingebaut wird.
Da wäre mehr drin gewesen
Am ehesten geschieht das noch in der Nebenhandlung, in der es Unbekannte auf das Leben von Diver abgesehen haben. Aus irgendeinem Grund scheint es in Kalifornien nämlich keine kompetenten Kriminellen zu geben, jeder Anschlag geht auf eine derart erbärmliche Weise daneben, dass man aus Mitleid lachen könnte. Und auch die Art und Weise, wie sich Diver das Altersheim zu seinem eigenen Domizil umgebaut hat, in dem er alles macht, was er will und die absurdesten Kurse angeboten werden, ist nicht die schlechteste Voraussetzung für eine Komödie.
Nur versteht es Shelton einfach nicht, daraus Profit zu ziehen. Oder auch aus seinem Cast: Morgan Freeman, Tommy Lee Jones und Rene Russo, da sollte sich doch etwas draus machen lassen. Das ist erst der Anfang tut das nicht, läuft ähnlich müde durch die Gegend wie seine Protagonisten, die einen die behaupteten Konflikte kaum spüren lassen. Vielmehr sieht es so aus, als wüssten die nicht so recht, was sie hier eigentlich sollen. So wie es dem Publikum dann auch ergeht. Liefe die Komödie im Fernsehen, man könnte damit anderthalb Stunden totschlagen, wenn so gar nichts anderes geht. Als Berieselung im Altersheim zum Beispiel. Wer nicht gerade ein riesiger Fan der Veteranen ist, kann es aber auch bleiben lassen und seine Zeit mit etwas Sinnvollerem verbringen.
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