„Het Tweede Gelaat“, Belgien, 2017
Regie: Jan Verheyen; Drehbuch: Carl Joos; Vorlage: Jef Geeraerts; Musik: Joris Oonk, Chrisnanne Wiegel
Darsteller: Koen De Bouw, Werner de Smedt, Sofie Hoflack, Marcel Hansema
Eigentlich haben die Frauen so gar nichts gemeinsam, weder bei ihrem Aussehen noch bei ihrer Herkunft. Nur eins natürlich: Sie sind tot, brutal ermordet, geköpft. Aber weshalb? Und von wem? Die belgischen Polizisten Eric Vincke (Koen De Bouw) und Freddy Verstuyft (Werner De Smedt) stehen erst einmal vor einem Rätsel, weshalb ihnen der niederländische Europol-Profiler Anton Mulder (Marcel Hansema) an die Seite gestellt wird – gegen ihren Willen. Richtig kompliziert wird es jedoch, als sie Rina (Sofie Hoflack) kennenlernen. Die zugedröhnte Psychologin wurde halbnackt gefunden und hätte offensichtlich das nächste Opfer des Mörders werden sollen. Freddy nimmt das zum Anlass, sich ganz besonders um sie zu kümmern. Dummerweise verfällt er dabei schon bald ihren Reizen, womit er die komplette Ermittlung in Gefahr bringt.
Eines muss man den Machern von Das letzte Opfer ja lassen: Sie haben die Ruhe weg. Das gilt nicht für den Film an sich, der mit einer Laufzeit von über zwei Stunden ein bisschen sehr großzügig angelegt ist und sich ziemlich viel Zeit lässt. Es gilt auch für die dazugehörige Krimireihe. Zum dritten Mal treten Koen De Bouw und Werner de Smedt nun schon zusammen auf, nach Mörder ohne Erinnerung und Das Recht auf Rache. Und jedes Mal lagen rund sieben Jahre zwischen den einzelnen Teilen. Wo andere so schnell wie möglich versuchen, Fortsetzungen hinterherzuschieben, da ticken die Uhren in Belgien offensichtlich ein wenig anders.
Ein Krimi, wie es ihn schon immer gab
Dazu passt dann auch, dass Das letzte Opfer insgesamt ein recht altmodischer Krimi ist. Wenn einer der Verdächtige sein Geld mit dem Programmieren von Computerspielen verbringt, dann ist das schon das modernste der Elemente. Ansonsten ist hier nichts, das wirklich einen zeitgenössischen Film ausmachen würde, man hätte die Geschichte auch vor 40 Jahren ohne große Änderung drehen können. Selbst die Idee des Profilers, die in den letzten Jahrzehnten enorm an Popularität gewonnen hatte, wirkt hier wie ein Fremdkörper – auch weil sie praktisch gar nicht genutzt wird.
Nun muss ein Krimi nicht zwangsläufig dem Zeitgeist hinterher rennen, nicht jede Mörderjagd braucht futuristische Gadgets oder Taten, die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen Tribut zollen. Wie groß der Markt für die gute alte Ermittlerschule ist, das bewies schließlich letztes Jahr Mord im Orient-Express, der so erfolgreich wurde, dass bereits an einer Fortsetzung gewerkelt wird. Jedoch konnte der Film mit jeder Menge großer Namen protzen sowie einem der berühmtesten Kriminalfälle der Literaturgeschichte. Von den Werken des flämischen Autors Jef Geeraerts, welche die Grundlage für die Krimireihe bilden, lässt sich das jedoch weniger behaupten.
Ein echter Mordsstreit
Wenn die beiden Polizisten nicht gerade den verschiedenen Fährten hinterherlaufen, die – das Genre will es so – erst einmal zu nichts führen, dann sind sie miteinander beschäftigt. Das ist teilweise unterhaltsam, die beiden Polizisten führen eine nicht immer ganz einfache berufliche Beziehung, bei der deutlich wird, dass sie (zu) viel Zeit miteinander verbracht haben. Weniger versierte Hobbykriminologen dürfen auch angesichts der sehr unterschiedlichen Spuren und möglichen Täter bis zuletzt rätseln, was nun wirklich hinter allem steckt. Und wer. Über Durchschnitt kommt der Beitrag der Fantasy Filmfest Nights 2018 aber nicht hinaus, dafür hält er sich dann doch zu brav an die Krimivorschriften, macht zu wenig, um aus der Masse ähnlich gelagerter Fernsehfilme hervorzustechen. Für einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher reicht es, mehr sollte keiner erwarten.
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