„Coin Heist“, USA, 2017
Regie: Emily Hagins; Drehbuch: Emily Hagins; Vorlage: Elisa Ludwig; Musik: Jeremy William Smith
Darsteller: Alexis G. Zall, Jay Walker, Sasha Pieterse, Alex Saxon
Eine Katastrophe kommt selten allein. Erst muss Jason (Alex Saxon) mitansehen, wie sein Vater wegen millionenschwerer Veruntreuung vor den Augen seiner Mitschüler abgeführt wird. Und dann stellt sich heraus, dass seine Schule vor dem Aus steht. Ein Großteil der AGs wird unmittelbar geschlossen, das beliebte Winterfest deutlich zusammengestutzt. Es ist nicht einmal sicher, ob es die Schule im nächsten Jahr noch geben wird. Dass da etwas geschehen muss, ist klar, schnell sogar. Und so fassen er, das Computergenie Alice (Alexis G. Zall), der mechanisch begabte Benny (Jay Walker) und die engagierte Vorzeigeschülerin Dakota (Sasha Pieterse) einen Plan: Gemeinsam wollen sie in einer Münzprägeanstalt absichtlich fehlerhafte Münzen herstellen, die sie für teures Geld an Sammler verkaufen können. Doch dafür heißt es erst einmal, in diese Anstalt hineinzugelangen.
Eines muss man Elisa Ludwig ja lassen, auf deren gleichnamigen Roman Die Münzraub-AG basiert: Es ist eine ungewöhnliche Variation des High-School-Dramas, das sie da geschrieben hat. An solchen mangelt es ja nun nicht gerade, weder in geschriebener noch in gefilmter Form. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um sich von der großen Masse anzuheben. Also nahm sich die Amerikanerin, die abwechselnd über Teens und Essen schreibt, noch ein ganz anderes Genre, mit dem sie die Schulnöte ihrer Protagonisten aufpeppte. Ein sehr unerwartetes Genre.
Wenn Anfänger den großen Coup planen
Im Filmbereich spricht man gern von einem Heist-Movie, wenn sich alles um die Planung und die Ausführung eines spektakulären Beutezugs dreht. Ocean’s Eleven ist einer der bekanntesten Vertreter und wird deshalb immer mal wieder gern als Vergleich herangezogen. So auch hier. Ein Vergleich, den der Netflix-Film jedoch in jeder Hinsicht verliert. Ganz fair wäre dieser jedoch nicht: Im Gegensatz zum Hollywood-Blockbuster gab es hier ein sehr überschaubares Budget, zudem sind größtenteils Nobodys und Anfänger am Werk.
Regisseurin und Drehbuchautorin Emily Hagins war zuvor ein bisschen im No-Name-Horrorbereich unterwegs und lieferte eines der Segmente der wenig überzeugenden Anthologie 5 Senses of Fear. Auch die Schauspieler waren wenn überhaupt nur in kleinen Nebenrollen zu sehen. Nun fangen die meisten mal klein an, Indieproduktionen sind zudem eine gute Möglichkeit, ein bisschen zu experimentieren und außerhalb der festgefahrenen Wege ein bisschen Kreativität zu zeigen. Ein Film, der davon handelt, sich auf ungewöhnliche Weise Geld zu beschaffen, bietet sich da ja auch inhaltlich an.
Meinen die das wirklich ernst?
Allerdings scheitert Die Münzraub-AG daran, so wie der Film an praktisch allem scheitert, was er versucht. Nicht nur, dass der eigentliche Raubüberfall dann doch unter dem geringen Budget leidet – die enorm wichtige Münzprägeanstalt sieht eher nach einer Lagerhalle aus, in der als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Leute in Uniformen gesteckt wurden. Nun hätte sich der Film darüber lustig machen können, der Plan an sich ist ja auch schon lächerlich genug und fordert schon eine Menge guten Willen, um nicht lauthals loszulachen. Man nahm das aber durchaus ernst, verzichtete auf naheliegende Komödienelemente und schuf dadurch einen überraschenden wie missglückten Zwitter: Wenn die vier den Staat ausrauben wollen, ist das weder unterhaltsam noch spannend, sondern am ehesten noch kurios.
Die Münzraub-AG scheitert aber auch als Jugenddrama. Den einen oder anderen Sympathiepunkt gibt es dafür, dass die Protagonisten – und damit das jüngere Zielpublikum – lernen müssen, mit anderen zusammenzuarbeiten und weniger Wert auf äußere Erscheinungen zu legen. Dieser pädagogische Aspekt wird jedoch durch den Raubzug als solchen wieder einkassiert. Fälschung und Raub werden hier bagatellisiert bzw. romantisiert, ist ja schließlich für einen guten Zweck. Wären wenigstens die Figuren in irgendeiner Form interessant, die diversen Mängel in der Geschichte ließen sich leichter verkraften. Aber auch da begnügte man sich mit wenig, Stereotype ersetzen Persönlichkeit, es fehlt an Leben und Charisma. Eine absolute Katastrophe ist das Jugendwerk nicht. Aber es ist langweilig und hat über die ungewöhnliche Kombination hinaus nur wenig zu bieten.
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