„The Incredibles 2“, USA, 2018
Regie: Brad Bird; Drehbuch: Brad Bird; Musik: Michael Giacchino
Das ist dann wohl doof gelaufen. Zwar schaffen es Mr. Incredible, Elastigirl und ihre drei Kinder, den bösen Underminer bei seinem Bankraub aufzuhalten. Ihn selbst schnappen sie aber nicht. Vor allem richten sie dabei aber derart große Schäden an, dass das Superhelden-Schutzprogramm aufgehoben wird. Was nun? Wieder eine reguläre Arbeit annehmen? Da erhalten sie das Angebot der schwerreichen Geschwister Winston und Evelyn, für sie im Geheimen zu operieren und auf diese Weise langfristig Superhelden zu rehabilitieren. Zu tun haben sie auch mehr als genug, denn der mysteriöse Screenslaver treibt sein Unwesen und droht mit seiner Technologie, die Menschheit zu willenlosen Sklaven zu machen.
Überwiegt da nun die Freude? Die Skepsis? Oder Ärger? Als Pixar Animation, die Pioniere der CGI-Animationsfilme und Schöpfer unvergesslicher Kinohelden, eine Reihe von Fortsetzungen ankündigten, waren die Gefühle bei Fans schon gemischt. Einerseits ist es natürlich schön, liebgewonnene Figuren wiederzusehen. Aber ein Feuerwerk der Kreativität war die Sequelitis nun nicht gerade, zumal auch das Risiko bestand, den Klassikern nicht gerecht zu werden. So wie Die Monster Uni, die einfach nicht den Einfallsreichtum des fantastischen Die Monster AG hatte. Bislang sind die Ergebnisse aber doch zumindest zufriedenstellend. Ob es Cars 3: Evolution und Findet Dorie unbedingt gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten, aber sie konnten doch gut an die Vorgänger anschließen. Und das gilt – glücklicherweise – auch für Die Unglaublichen 2.
Alles beim alten
Viel getan hat sich seit dem ersten Auftritt der Superheldenfamilie im Jahr 2004 nicht, zumindest nicht auf der inhaltlichen Seite. Es mag weit mehr als ein Jahrzehnt in der Realwelt vergangen sind, die Geschichte selbst spielt jedoch nur drei Monate nach den Ereignissen in Die Unglaublichen. Und auch die Themen sind größtenteils die gleichen geblieben. Noch immer geht es um die Schwierigkeit, das Leben als Held mit einem regulären Familienalltag in Einklang zu bringen. Noch immer müssen sich die mit Superkräften ausgestatten Protagonisten mit einer Welt herumplagen, in der Helden gleichermaßen Begeisterung und Feindseligkeit hervorrufen.
Das ist einerseits schön, da man sich hier doch gleich wieder zu Hause fühlt, gerade ein etwas nostalgiegeneigtes Publikum darf sich hier viele Jahre jünger fühlen. Andererseits verwundert es schon ein bisschen: Jahrelang hatte sich Regisseur und Drehbuchautor Brad Bird dagegen gewehrt, eine Fortsetzung zu seinem Kultfilm zu drehen. Erst wenn er die passende Idee hätte, so hieß es, würde er das Projekt annehmen. So ganz lässt sich diese hier aber nicht finden. Vielmehr ist Die Unglaublichen 2 eine konsequente Fortsetzung, die sich auf alte Stärken beruft und – anders als Cars 3 und Findet Dorie – keinen neuen Ansatz sucht.
Viel Spaß mit kleinen Enttäuschungen
Aber das muss ja nicht verkehrt sein, so lange das Ergebnis stimmt. Und das tut es hier. Auch beim zweiten Anlauf sind die Superhelden gleichermaßen vergnügliche Slapstickaction für die Jüngeren und zeitlose Hommage an die Comics und Agentenfilme von einst. Für ersteres ist dieses Mal Baby Jack-Jack zuständig, das deutlich mehr zu tun bekommt und eigene, teils herrlich bescheuerte Kräfte demonstrieren darf. Die Spionagetätigkeiten werden durch diverse Gadgets und natürlich die kultige Edna Mode aufgewertet. Dazwischen gibt es die üblichen Familienprobleme: Wenn sich diesmal Bob Parr um den Nachwuchs kümmern muss, dann ist dieser Alltag gerade durch den Kontrast zum Superheldendrumherum fast automatisch komisch.
Eher enttäuschend ist hingegen das Finale. Es ist turbulent, die unglaublichsten Fähigkeiten kommen zum Einsatz, Bird darf zeigen, dass er nichts von seinem Talent als Action-Regisseur eingebüßt hat. Und visuell ist Die Unglaublichen 2 ohnehin eine Wucht, vor allem eines der Duelle mit dem Screensaver sieht einfach fantastisch aus. Doch so stimmig die Auftritte des Schurken sind, die Auflösung und Identität sind eher lieblos. Ärgerlich ist zudem, dass beim obligatorischen Endkampf vieles so gar keinen Sinn mehr ergibt. Die offensichtlichsten Einsatzmöglichkeiten der Superkräfte werden komplett ignoriert, der Kampf wird auf umständliche und wenig überzeugende Weise in die Länge gezogen. Da hätte Bird gern doch mehr Arbeit in sein Drehbuch investieren dürfen, anstatt sich so ungelenk aus der Affäre ziehen zu wollen. Aber auch wenn die eine oder andere Lobeshymne der Kritiker vielleicht ein wenig von der Wiedersehensfreude geblendet sein mag, der Unterhaltungswert ist hoch. Vor allem aber schafft es der Film, so viele Grundsteine für weitere Abenteuer zu legen, dass eine Fortsetzung fast nicht zu vermeiden ist. Wenn die so spaßig ausfällt wie hier, dann ist das schon jetzt ein Grund zur Freude.
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