El Mar la Mar
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El Mar La Mar

„El Mar La Mar“, USA, 2017
Regie: Joshua Bonnetta, J.P. Sniadecki

El Mar La Mar
„El Mar La Mar“ läuft ab 7. Juni 2018 im Kino

Auch wenn der Titel natürlich solche Erwartungen weckt, in El Mar La Mar ist weit und breit kein Meer zu sehen. Wasser spielt natürlich schon eine Rolle. Weil es fehlt. Ausgetrocknet ist die Sonora-Wüste, die sich über mehrere Bundesstaaten von Mexiko und den USA zieht. Ausgezehrt. Und sie ist lebensgefährlich, wer hier durch will, der sollte besser gut ausgerüstet sein. Viele Menschen fanden bei dem Versuch, sie zu durchqueren nur den Tod. Verzweiflung und Not sind die ständigen Begleiter. Und Angst natürlich. Angst vor dem, was einen erwartet. Angst vor dem, was man zurückgelassen hat. Aber eben auch Hoffnung. Es ist die Hoffnung auf ein besseres Leben, die so viele Mexikaner antreibt, alles aufs Spiel zu setzen, um unbemerkt in die USA einzureisen.

Flüchtlingsdokus hat es zuletzt jede Menge gegeben, in allen Formen und Farben, die unterschiedlichsten Aspekte beleuchtend – von der Flucht selbst bis zu den langwierigen Versuchen des Asylantrags bis hin zur Deportation. Nun also auch El Mar La Mar. Aber diese hier ist anders. Das betrifft zum einen das Setting. Während die meisten europäischen Filme die Flucht über das Meer thematisieren, geht es hier eben durch die Wüste. Besagte Sonora-Wüste, die auch in dem Flüchtlingsthriller Desierto – Tödliche Hetzjagd zum Schauplatz einer unmenschlichen Hetzjagd wurde.

Der Albtraum, der aus der Wüste kam
Unmenschlich ist natürlich auch, was in El Mar La Mar geschieht. Den Regisseuren Joshua Bonnetta und J.P. Sniadecki geht es hier jedoch weniger darum, die US-Grenzschützer zu verteufeln. Manche von ihnen haben Mitleid mit den Leuten, die in der Hitze der Nacht ihrem Verderben entgegenlaufen, sind entsetzt von dem Anblick, der sich ihnen bietet. Dämonisch ist die Stimmung aber durchaus, auch ohne Teufel, bedrückend, alptraumhaft, teilweise surreal.

Einen herkömmlichen Dokumentarfilm haben die beiden hier nicht gedreht. Sie geben keine Kontexte, liefern keine Zahlen. Sie sagen nicht einmal deutlich, was ihr Thema überhaupt ist. Interviews finden statt, viele sogar. Das tun sie jedoch abseits der Kamera, in Form von Voice overs. Mit wem hier gerade gesprochen wird, das erfahren wir nicht, lässt sich manchmal aus dem Gesagten erschließen. Manchmal auch nicht.

Bild und Ton sind zwei unterschiedliche Welten
Stattdessen sehen wir Bilder aus der Wüste, einige vom Tage, viele aus der Nacht. Mehrere Sekunden bleibt die Kamera still, manchmal gar Minuten. Bis man vergessen hat, ob es ein Standbild ist. Es gibt dabei vieles zu sehen, Details aus einer fremden, lebensfeindlichen Welt. Oder es gibt nichts zu sehen, wenn die Aufnahmen ebenso dunkel sind die die Aussichten der Leute, welche hier an ihren Träumen zugrunde gehen. Darüber liegt die Stille der Nacht, zum Ende hin auch ein Gedicht, das vorgetragen wird. Leise Worte, die sich in der Finsternis verirren.

Poetisch ist El Mar La Mar, kunstvoll. Zu kunstvoll vielleicht, da der Film die schrecklichen Erfahrungen der Menschen unwirklich erscheinen lässt. Bloße Geschichten, Sagen aus einer fremden Zeit, von einem fernen Ort. Andererseits entsteht dadurch auch ein seltsam beeindruckender Kontrast. Aufnahmen, die so schön sind, als wären sie einer Reisereportage entnommen, werden von Erzählungen verwesender Leichen begleitet. Von einem Mann, der seinen eigenen Urin trinkt, vermischt mit Zitrone, der seine Zähne rot gefärbt hat. Wir sind im Anschluss an den Beitrag der Berlinale 2017 nicht schlauer. Dafür aber reicher. Und ärmer. Von einer Gegend verzaubert und entsetzt, in der nicht nur das Meer verlorengegangen ist.



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„El Mar La Mar“ nimmt uns mit in eine Wüste zwischen Mexiko und den USA, die von vielen Einwanderern durchquert wird, auf der Suche nach Glück, am Ende den Tod findend. Das ist poetisch und grausam zugleich, verzichtet auf die üblichen Informationen eines Dokumentarfilms, lässt sich lieber von der dämonischen Stimmung treiben, die gleichermaßen verzaubert und entsetzt.