Für Animationsfans ist Weihnachten nicht Ende Dezember, sondern rund ein halbes Jahr früher. Dann nämlich beginnt eine neue Ausgabe des Festival d’Animation Annecy. 1960 gegründet, gilt es heute als das weltweit bedeutendste und größte Festival für Animationsfilme. Der Fokus des Filmfests waren ursprünglich Kurzfilme, inzwischen erfreuen aber auch zahlreiche Spielfilme das Herz der Zuschauer. Einige davon sind in der Stadt Ostfrankreichs das erste Mal zu sehen. Beispielsweise wird bei der 42. Ausgabe, welche am 11. Juni 2018 beginnt, Hotel Transsilvanien 3 in einer nicht-finalen Fassung Weltpremiere feiern.
Der eigentliche Grund, dort einmal vorbeizuschauen, sind aber nicht die großen Blockbuster. Stattdessen ist Annecy eine wunderbare Gelegenheit, unbekanntere Werke aus der ganzen Welt kennenzulernen und ein bisschen über den Kinotellerrand hinauszuschauen. Sehr zu empfehlen sind beispielsweise die taiwanesische Familiengeschichte On Happiness Road und zwei experimentelle Werke aus Südamerika: die schwarzweiße Graphic-Novel-Adaption Virus Tropical aus Kolumbien und der chilenische Stop-Motion-Albtraum The Wolf House. Nicht minder eigenwillig ist das biblische Musical Seder-Masochism, mit dem sich die US-Cartoonistin nach vielen Jahren wieder meldet. Und selbst die Freunde der heute kaum mehr verwendeten Puppentechniken bekommen mit Captain Morten and the Spider Queen und The Tower zwei vielversprechende Beispiel zu sehen.
Ein Blick hinter die Kulissen
So umfangreich das Filmangebot, das auch Open-Air-Vorstellungen, Klassiker und das traditionelle Kurzfilmprogramm umfasst, auch ist, Annecy ist noch deutlich mehr. So dürfen Besucher Einblicke in kommende Werke erhalten, beispielsweise in die neue Disney-Serie 101 Dalmatian Street, Spider-Man: Into the Spiderverse und einen Playmobil-Film. Der gefeierte japanische Regisseur Masaaki Yuasa und Vertreter vom Streaminggigant Netflix plaudern aus dem Nähkästchen. Dazu gibt es Ausstellungen zu 100 Jahre brasilianischer Animation und zu der französischen Kultserie Die Shadoks und die Gibis reisen zur Erde sowie Diskussionen zu Frauen im Animationsgeschäft und der Bedeutung von Musik in Filmen.
Mehr Infos und das vollständige Programm findet ihr auf www.annecy.org.
Unsere Rezensionen von Annecy 2018
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