„Hana Ikusa“, Japan, 2017
Regie: Tetsuo Shinohara; Drehbuch: Yoshiko Morishita; Vorlage: Tadashi Onitsuka; Musik: Joe Hisaishi
Darsteller: Mansai Nomura, Ichikawa Ennosuke IV, Kōichi Satō, Aoi Morikawa
Menschen sind eher weniger die Stärke des jungen buddhistischen Mönches Senko (Mansai Nomura), der im 16. Jahrhundert in Kyoto lebt. Er kann sich ja nicht einmal deren Namen merken. Doch wenn es um Blumen geht, da macht ihm so leicht niemand etwas vor. Selbst den ebenso mächtigen wie unbarmherzigen Feudalherren Nobunaga Oda (Kiichi Nakai) kann er mit seinen Arrangements gewinnen. Und so steigt er bald zum obersten Mönch auf. Recht ist ihm das nicht so wirklich, da die Position mit sehr viel Verantwortung einhergeht – besonders als Hideyoshi (Ichikawa Ennosuke IV) Oda nachfolgt und mit blutiger Hand über die Menschen herrscht.
Während die Teezeremonie für viele untrennbar mit dem Bild Japans verbunden ist, ist die Kunst des Blumenarrangements eher weniger geläufig. Dabei gehörte Ikebana, in der meditativen Form auch als Kadô bezeichnet, einst ebenso zu der zwingenden Ausbildung von Adligen. Allein deshalb schon ist Flower and Sword für Liebhaber der fernöstlichen Kultur ein interessantes Anschauungsobjekt. Nicht nur, dass wir hier diverse Endprodukte bewundern dürfen. Wir schauen Senko und den anderen Mönchen über die Schulter, wenn sie an einem neuen Werk arbeiten, erhalten zudem einen Einblick in die Philosophie, die dahinter steckt.
Ein Schelm, wer dabei Schönes denkt
Zu Beginn betont Flower and Sword dabei die komischen Aspekte. Der Anblick von Senkos Werken ist gewöhnungsbedürftig, oft geht dabei auch ein bisschen was schief. Vor allem aber dessen Darsteller Mansai Nomura trägt maßgeblich dazu bei, dass der Film Erwartungen an eine Künstlerkomödie weckt – vergleichbar etwa zu Mori, the Artist’s Habitat. Sein Senko zieht oft Grimassen, macht eigenartige Geräusche, wirkt wie ein Clown, der sich als Mönch verkleidet hat. Das ist nicht wirklich ein Wunder: Nomura kommt ursprünglich aus dem komischen Theater. Aus dem Filmbereich werden ihn hierzulande einige vielleicht durch The Floating Castle – Festung der Samurai kennen, das ebenfalls ein historisches Setting mit humorvollen Szenen kombinierte.
Während Flower and Sword so zunächst durchaus Spaß macht, wandelt sich die Adaption eines Romans von Tadashi Onitsuka mit der Zeit deutlich. Die anfängliche Komödie wird ernster, bis zum Ende hin keinem mehr zum Lachen zumute ist, weder auf dem Bildschirm noch im Publikum. Die Kunst des Blumensteckens wird außerdem zu mehr als hübscher Deko und alberner Zerstreuung. Es gehen tiefe Überzeugungen damit einher, die der Film mit einer pazifistischen Aussage verbindet. Auf der einen Seite die Blumen, auf der anderen das Schwert. Auch der japanische Titel Hana Ikusa, zu Deutsch Blumenschlacht, deutet bereits an, dass Senkos Kunst später Teil eines anderen Kampfes wird.
Wohin des Wegs?
Über diesen allmählichen Stimmungswechsel kann man geteilter Ansicht sein, umso mehr, da der Übergang recht holprig ist. Während Anfang und Schluss zwar deutlich verschieden sind, aber auf ihre jeweilige Weise überzeugen, lässt der ausgedehnte Mittelteil Zielstrebigkeit vermissen. Flower and Sword führt zahlreiche Nebenhandlungen ein, die erst einmal ohne Bedeutung sind, beispielsweise die scheue, junge Ren (Aoi Morikawa, River’s Edge). Gleichzeitig wird munter durch die Zeit gesprungen, Jahre vergehen in Sekundenbruchteile. Es fehlt das Gefühl einer echten Entwicklung, obwohl sich viel verändert. Der Film ist gleichzeitig zu lang und zu überhastet – eine ungünstige Kombination.
Aber selbst in den konfusen, langatmigen Passagen bleibt Flower and Sword ein kleines Fest fürs Auge. Die Blumenarrangements, Bilder, die Tempel, Kostüme – zu sehen gibt es hier einiges. Dass der Film von seinen acht Nominierungen bei der letzten Verleihung des Japan Academy Prize letztendlich nur die für seine Ausstattung in einen Sieg umwandeln konnte, das ist nicht ganz überraschend. Für Liebhaber Japan ist der Film aber so oder so ein Gewinn. Besucher des Nippon Connection Filmfests 2018 in Frankfurt am Main können sich daher freuen, dass die Romanadaption dort als Deutschlandpremiere zu sehen sein wird und einen anderen Einblick in das Land der aufgehenden Sonne gewährt.
(Anzeige)