„Bedrag“, Dänemark, 2016
Regie: Per Fly, Jannik Johansen, Søren Balle, Søren Kragh-Jacobsen
Drehbuch: Anders August, Jannik Taj Mosholt, Jeppe Gjervig Gram; Musik: Tobias Wilner
Darsteller: Thomas Bo Larsen, Thomas Hwan, Natalie Madueño, Esben Smed Jensen, Nikolaj Lie Kaas
Ein tragischer Unfall war es, darüber sind sich bald alle einige. Alle außer Mads Justesen (Thomas Bo Larsen). Irgendwie kommt dem ermittelnden Polizisten der Tod eines Arbeiters in dem Windpark eigenartig vor. Dessen Betreiber Energreen scheint da ein schmutziges Spiel zu spielen. Während er dabei bald Unterstützung von Alf Rybjerg (Thomas Hwan) erhält, der in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität erhält, geht es bei Energreen selbst heiß her. Claudia Moreno (Natalie Madueño) aus der Rechtsabteilung ist auf Unstimmigkeiten gestoßen, die sich bis zu dem Leiter Alexander Sødergren (Nikolaj Lie Kaas) zurückverfolgen lassen. Aber auch der Kleinkriminelle Nicky (Esben Smed Jensen) wird in die Geschichte hineingezogen und muss bald feststellen, dass hinter der grünen Fassade viel rotes Blut vergossen wird.
Der ganz große Run auf Thriller und Krimis aus Skandinavien hat inzwischen nachgelassen, der hohe Output und die Ähnlichkeit der düsteren Filme und Serien haben dazu beigetragen, dass kaputte Ermittler aus dem hohen Norden nichts Besonderes mehr sind. Bei Follow the Money wird dann zur Abwechslung mal wieder darauf verzichtet, einen Alkoholiker mit Polizeimarke finsteren Geheimnissen hinterherzujagen. Wobei es Letztere hier natürlich schon gibt. An einer Stelle, wo man sie als Außenstehender erst einmal nicht vermuten würde.
Alte Schmutzwäsche mit neuem Label
Es ist dann auch das Szenario um einen Windkrafterzeuger, der in zahlreiche kriminelle Machenschaften verwickelt ist, die der dänischen Serie eine Identität geben. Denn der Kontrast zwischen dem Saubermannimage der Ökostromindustrie und dem tatsächlichen schmutzigen Geschäft, den hat man dann doch nicht alle Tage. An manchen Stellen machen sich die Verantwortlichen von Energreen diese Blauäugigkeit auf eine schön zynische Weise zunutze. Ansonsten aber hat die Art der Firma relativ wenig Einfluss auf die Geschichte.
Tatsächlich hätte Follow the Money auch problemlos vor fünfzig Jahren spielen können, der Fall und die Protagonisten sind relativ austauschbar. Der Polizist, der sich in seinen Fall verbeißt und dabei seine Familie aus den Augen verliert. Die Idealistin, die den Verlockungen des Geldes verfällt. Der Kleinkriminelle, der aus bloßem Zufall in die Sache hineingerät und dem alles über den Kopf wächst. Da ist so manches Déjà-vu dabei, umso mehr da mit Thomas Bo Larsen (Die Jagd) und Nikolaj Lie Kaas (Erbarmen) zwei vielbeschäftigte Charakterköpfe Dänemarks unterwegs sind.
Spannung auch ohne Geheimnisse
Aber nur weil etwas bekannt ist, ist es ja noch lange nicht schlecht. Zumindest bei Follow the Money lässt sich dies ohne große Vorbehalte so sagen. Zwar gibt es hier kein Rätselraten, wer denn nun hinter allem steckt, da die drei parallel laufenden Handlungsstränge immer mit offenen Karten spielen – zumindest dem Publikum gegenüber. Spannend ist die Serie aber schon, da zeitgleich eine Seite ihre Spuren verwischen will, während die andere diesen hinterherjagt. Die dritte rund um Nicky hätte es da nicht unbedingt gebraucht, auf die Hauptgeschichte hat sie keinen nennenswerten Einfluss. Dafür ist sie die actiongeladenste, da es hier auch mal zur Sache gehen darf, während die anderen doch eher mit Anzugarbeit beschäftigt sind.
Und mit persönlichen Dramen natürlich. Gebraucht hätte es die Ansammlung von privaten Unglücken nicht, die neben den obligatorischen Eheproblemen auch noch Krankheiten enthalten. Wer hier ein Privatleben hat, der ist automatisch auch irgendwo kaputt oder im Dauerstreit. So richtig viel bringt auch das nicht, da es an wirklich nennenswerten Figuren mangelt. Im Gegensatz zum eher gezwungen offenen Ende stören die Nebenschauplätze aber auch nicht. Andererseits, der Auftakt ist gelungen, Atmosphäre und Spannungskurve stimmen. Die Vorstellung, dass die in der ersten Staffel offenbarten Abgründe nur die Spitze des Eisbergs sind, die stimmt zudem neugierig, was in der daheim in Dänemark längst gesendeten Folgestaffel sonst noch alles passieren wird.
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