„Jurassic World: Fallen Kingdom“, USA, 2018
Regie: Juan Antonio Bayona; Drehbuch: Colin Trevorrow, Derek Connolly; Musik: Michael Giacchino
Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Rafe Spall, Justice Smith, Daniella Pineda, Toby Jones, Isabella Sermon
Drei Jahre sind vergangen seit dem katastrophalen Zwischenfall auf Isla Nubar, der viele Menschen das Leben gekostet hat. Der Dinosaurierpark „Jurassic World“ ist seither geschlossen, man überließ es den geklonten Urzeitechsen, sich auf der Insel auszutoben. Aber damit ist jetzt Schluss, der immer mal wieder aktive Vulkan der Insel droht, endgültig auszubrechen und alles Leben dort zu vernichten. Während die meisten insgeheim ganz froh sind über das Ende des Kapitels, gibt es doch einige, welche die Dinospezies bewahren möchten. Und so beauftragt Eli Mills (Rafe Spall) die frühere Leiterin von Jurassic World Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) und andere Aktivisten, eine große Rettungsaktion zu starten, an der sich bald auch der ehemalige Dinotrainer Owen Grady (Chris Pratt) beteiligt. Auf der Insel angekommen müssen sie aber bald feststellen, dass man ihnen nicht über alles die Wahrheit gesagt hat.
Auch die größten Optimisten hätten 2015 wohl kaum vorhergesagt, welch Erfolg Jurassic World sein würde. 1,67 Milliarden Dollar spielte der lang erwartete vierte Teil der Jurassic Park-Saga ein. Das reichte nicht nur für aktuell Platz fünf der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, er machte zudem Regisseur Colin Trevorrow zur neuen Blockbusterhoffnung. Und auch Chris Pratt etablierte sich nach Guardians of the Galaxy an der vordersten Front der Schauspielstars. Drei Jahre später ist davon nicht mehr ganz so viel übrig geblieben. Trevorrow musste sich nach dem Flop The Book of Henry und dem Rauswurf bei Star Wars viel Spott anhören. Pratt dürfte inzwischen ebenfalls schmerzlich bewusst sein, dass er allein nicht unbedingt ein Publikumsmagnet ist. Und überhaupt, würde die Neugierde groß genug sein, sich dasselbe Konzept nun zum fünften Mal anzuschauen, so kurz hintereinander?
Eine exquisite Regiewahl
Wobei, ein Punkt war da schon, der im Vorfeld neugierig machte. Trevorrow hatte es sich in den Kopf gesetzt, bei Das gefallene Königreich nur noch das Drehbuch zu schreiben und die Inszenierung spanischen Horrorregisseuren zu überlassen. Die Wahl fiel am Ende auf Juan Antonio Bayona. Der wurde einst durch den Schocker Das Waisenhaus bekannt, zeigte aber vor zwei Jahren mit Sieben Minuten nach Mitternacht, dass er auch wunderbar menschliche Filme beherrscht. Mehr Horror und mehr Persönlichkeit, das klang tatsächlich vielversprechend, mangelte es Jurassic World doch genau daran.
Und zumindest anfangs zeigt Das gefallene Königreich, welche gute Wahl der Spanier ist. Wenn er in einem gigantischen Inferno Isla Nubar auseinanderreißt und untergehen lässt, dann erinnert das an sein The Impossible und dessen kolossale Katastrophensequenz, als Thailand von einem Tsunami überwältigt wurde. Zum Schluss des neuen Dinoabenteuers stellt der Filmemacher zudem unter Beweis, warum er einst als Hoffnung des Horrorgenres galt, bevor er sich dem großen Kino zuwendete. Gerade sein Spiel mit den Schatten zeigt, dass Dinos durchaus Spannung erzeugen kann.
Das Problem ist nur: Das tun sie hier selten, sehr selten. So wie Das gefallene Königreich allgemein kaum spannend ist. Trevorrow und sein Co-Autor Derek Connolly (Kong: Skull Island) haben zwei durchaus interessante Gedanken in den Film gepackt. Sie werden aber kaum entwickelt, das Potenzial nicht genutzt. Beides überlässt man der Fortsetzung, die bereits für 2021 angekündigt ist. Stattdessen versuchte man sich daran, die Geschichte diesmal düsterer zu machen, verwechselte dies jedoch mit dröge. Ein Film über riesige Dinos, die Jagd auf Menschen machen, der kann doch eigentlich nicht so langweilig sein wie das, was hier draus gemacht wurde.
Aus Spaß wird Ärger
Was Jurassic World vor drei Jahren noch auszeichnete, war das Staunen über die majestätischen Geschöpfe, die über die Insel streiften, gepaart mit Humor. Der war manchmal einfacher Gute-Laune-Natur, manchmal auch etwas bissiger, wenn es um das Thema kommerzielle Ausschlachtung ging. Nichts davon ist in Das gefallene Königreich wiederzufinden. Neue Wege zu suchen, das ist normalerweise ja eher ein Pluspunkt. Wenn diese Wege aber nirgends hinführen und der komplette Rest des Films aus Klischees und sich idiotisch verhaltenden Figuren besteht, dann bringt das relativ wenig. Frauen dürfen hier in erster Linie wieder kreischen, um die Dinos anzulocken, erfahrene Soldaten lassen sich an der Nase herumführen, als wären sie nie in einem Krieg gewesen.
Ärgernisse sind hier nicht unbedingt selten, werden mit der Zeit sogar immer häufiger. Wer im einen Moment schwer verletzt ist, taucht im nächsten quietschfidel an einem anderen Ort wieder auf. Die Figuren haben im Vergleich zum Vorgänger eher abgebaut als zugelegt. Mal wieder findet sich ein Quotenkind. Es gibt viel zu viele Wiederholungen, die altbekannten Szenen werden trotz großer Abnützungserscheinen aufgewärmt. Und auch Kitsch ist wieder mit von der Partie, Hollywood besteht darauf. Wäre das Ganze mit einem Augenzwinkern verbunden, man hätte sich das Ganze vielleicht gefallen lassen. Als Kopfaus-Blödsinn hat die Reihe schließlich durchaus Spaß gemacht. So aber bleibt Das gefallene Königreich trotz seiner größeren Ambitionen einer der farblosesten Blockbuster der letzten Zeit, wird weder dem Szenario noch dem Regisseur gerecht, schafft es einfach nicht, beim fünften Anlauf wirkliche Impulse zu setzen.
(Anzeige)