„Meine teuflisch gute Freundin“, Deutschland, 2018
Regie: Marco Petry; Drehbuch: Marco Petry; Vorlage: Hortense Ullrich Musik: Rochus Hahn
Darsteller: Emma Bading, Janina Fautz, Emilio Sakraya, Ludwig Simon, Samuel Finzi, Alwara Höfels, Oliver Korittke
Genug gebüffelt, jetzt sollen endlich mal Taten folgen! Das fordert die 14-jährige Lilith (Emma Bading) von ihrem Vater (Samuel Finzi), der sie mit langweiligen Privatlehrern quält. Viel lieber würde sie aber selbst quälen. Wozu ist sie schließlich die Tochter des Teufels? Also handeln die beiden einen Deal aus: Lilith soll eine Woche bei der kreuzbraven Greta Birnstein (Janina Fautz) verbringen und sie dazu anstiften, etwas Böses zu tun. Gelingt ihr das, darf sie in Zukunft ihr Unwesen treiben. Doch wehe, wenn nicht, dann war es das mit ihrer dämonischen Karriere. Das sollte ja wohl zu schaffen sein, meint die Jugendliche. Unter normalen Umständen. Nur sind die Birnsteins alles andere als normal, wie sie schon bald feststellt.
Wer ist der wirklich böse? Derjenige, der Böses tut oder derjenige, der andere zu etwas Bösem anstiftet? Die Kunst des Teufels, oder auch dessen Gefährlichkeit, liegt darin, die Abgründe in den Menschen zu suchen und diese gezielt anzusprechen. Das bietet sich dann auch für Filme prima an, etwa Im Auftrag des Teufels oder In einer kleinen Stadt, wo das personifizierte Böse nicht mit Hörnern und Hinkefuß auftritt, sondern in einem seriösen Anzug, unauffällig, respektabel, verschlagen.
Der Teufel steckt im Detail
Das ist bei Meine teuflisch gute Freundin nicht groß anders. Abgesehen von seiner Vorliebe für schwarze Kleidung würde man erst einmal nicht vermuten, dass wir es hier mit der Verkörperung des Bösen zu tun haben. Doch so spaßig dessen Inkarnation hier auch ausfällt – Samuel Finzi zeigt sich kurz nach HERRliche Zeiten wieder in Bestform, auch das sehr professionelle Unternehmensumfeld der Hölle sorgt für Schmunzler –, Dreh- und Angelpunkt ist hier dann doch seine bislang wenig beachtete Tochter.
Aber auch die macht ja jede Menge Spaß, zumindest in der Form, wie sie uns Emma Bading (1000 Arten Regen zu beschreiben, Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille) darbietet. Sie weiß, wo bei anderen Jugendlichen anzusetzen ist, um sie wirklich zu treffen, von sozialen Netzwerken über Neidsticheleien bis hin zur Demütigung. Früh übt sich, was ein Teufel werden will. Und auch die anderen Figuren tragen dazu bei, dass Meine teuflisch gute Freundin selbst über die jüngere Zielgruppe hinaus Unterhaltungswert hat. Klar, vieles hier ist mit Klischees verbunden, die Eltern von Greta sind Karikaturen schon recht nahe. Aber die Spielfreude stimmt, die Gags ebenfalls.
Was zum Lachen, was fürs Herz
Die Verfilmung von Hortense Ullrichs Roman will jedoch nicht allein Komödie sein, ein bisschen was soll das Publikum noch über die Lacher hinaus mitnehmen dürfen. Vor allem auch fürs Herz. Und das bedeutet, dass bei Liliths teuflischen Plänen bald Amor querschießt, in mehrfacher Hinsicht. Darin ist er nicht nur effektiv, sondern auch sehr schnell – wie schnell in Meine teuflisch gute Freundin die jugendlichen Protagonisten plötzlich von der ganz großen Liebe träumen, das ist schon ein bisschen viel. Zeit für Zweifel gibt es keine, Veränderungen treten hier meist recht spontan ein. Auch ohne die Hex-Hex-Einlagen hat es der Film weniger mit der Realität.
Die arge Vorhersehbarkeit der Geschichte ist ebenfalls etwas schade, da dies dem originellen Szenario nicht ganz gerecht wird. Dass die beiden Mädchen später trotz ihrer großen Unterschiedlichkeit richtige Freundinnen werden, das ist so offensichtlich, dass dies kaum als Spoiler durchgeht. Und auch was die amourösen Verwicklungen angeht, wird lieber kein Risiko zu viel eingegangen. Die jugendlichen Zuschauer sollen sich in den Protagonisten wiederfinden und aufmunternde Worte mitbekommen. Ein bisschen frech und böse ist erlaubt, vor allem wenn es die „richtigen“ trifft. Aber der neue Film von Regisseur Marco Petry (Heiter bis wolkig) ist aber vorrangig eine Aufmunterung dazu, zu sich selbst zu stehen, bei anderen hinter die Fassade zu schauen und manchmal vielleicht auch ein kleines Risiko einzugehen. Wirkliches Drama hat da nichts zu suchen, Meine teuflisch gute Freundin ist ein netter Film, der ein wenig neckt, aber nicht weh tun will, sondern am Ende alle für ihre guten Taten belohnt. Und die weniger guten auch.
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