„Doob“, Bangladesch/Indien, 2017
Regie: Mostofa Sarwar Farooki; Drehbuch: Mostofa Sarwar Farooki; Musik: Pavel Areen
Darsteller: Irrfan Khan, Nusrat Imroz Tisha, Parno Mittra, Rokeya Prachy
Der bengalische Starregisseur Javed Hasan (Irrfan Khan) lässt sich auf eine Affäre mit der jungen und schönen Schauspielerin Nitu (Parno Mittra) ein, die zudem eine ehemalige Schulfreundin seiner Tochter Saberi (Nusrat Imroz Tisha) ist. Als das Geheimnis aufliegt, bedeutet das nicht nur das Zusammenbrechen der Familie, sondern auch einen Aufruhr in den Medien. Besonders schwer trifft es Saberi, die ihrem Vater bis zum Zeitpunkt der Bloßstellung sehr nahe stand und nun mit Enttäuschung, Wut und Ratlosigkeit zu kämpfen hat.
Ehrlicher Blick auf die Zerbrechlichkeit des Glücks
No Bed Of Roses ist der sechste Film des aus Bangladesch stammenden Regisseurs Mostofa Sarwar Farooki, der damit zu den wahren Größen des bangladeschischen Kinos gehört. Ähnlich wie die Vorgänger behandelt auch sein neuester Streich Themen der Familie und des Zusammenlebens: Liebe, Glück, Nostalgie, Enttäuschung, Schmerz und Trauer. Die Figuren stehen dabei immer im Konflikt zwischen modernem, vorwurfsvoll „westlich“ geschimpftem Lebensstil und konservativer Tradition.
Die Ausgangspunkt des Films ist ein einziger Skandal. Der im Rampenlicht stehende Filmemacher Javed Hasan verfällt der blutjungen Hauptdarstellerin seiner neuen Produktion und setzt dabei sowohl seine Familie, als auch seinen Status aufs Spiel. Ironischerweise unterliegt der Film aus diesem Grund im hoch konservativen Bangladesh strenger Zensur und wurde für lange Zeit überhaupt nicht gezeigt. Das hängt auch damit zusammen, dass der Inhalt möglicherweise an einen realen Skandal ähnlicher Umstände, der sich kurz zuvor durch Bangladeschs Medien schlängelte, angelehnt sein könnte.
Dabei ist No Bed Of Roses alles andere als plakativ. Anrüchige Szenen oder aufreizende Bilder gibt es nicht. Stattdessen nimmt das Drama mit Zwischentönen, Subtilität und Metaphorik vorlieb. Die wegweisenden Ereignisse werden nie direkt gezeigt, immer nur die Konsequenzen und Reaktionen der Charaktere. Trotz der auf dem Silbertablett servierten Vorlagen, rutscht der Film kaum ins Melodram ab, sondern spricht mit Feingefühl große Fragen, wie der Zerbrechlichkeit des Glücks und der Verdammnis zur Einsamkeit an. Das gelingt unter anderem durch die starke schauspielerische Leistung, vor allem der des Hauptdarstellers Irrfan Khan, dessen Charismatik man auch aus internationalen Produktionen wie Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger oder Jurassic World kennt.
Schwunglosigkeit
Trotz des erfrischenden Ansatzes und der grundlegenden Stärken, schwächelt No Bed Of Roses in elementaren Bestandteilen. Das größte Manko ist wahrscheinlich die Monotonie und die daraus resultierende Zähflüssigkeit. Das liegt einerseits an der durchaus künstlerischen, doch langfahrtigen, wie repetitiven Kameraarbeit, andererseits an der Struktur des Plots. Wenngleich der Erzählstrang durch diverse Zeitsprünge unterbrochen wird, gelingt es kaum, eine gewisse Spannung aufzubauen oder zumindest eine ernsthafte Neugier des Zuschauers zu wecken. Dadurch, dass die entscheidenden Handlungsmomente mehr oder weniger im Off geschehen, entsteht eine Aura des Mysteriums. Die Handlung jeder Figur muss durch Rätseln und Vermutung nachvollzogen werden. Das ist an sich eine kreative Art und Weise, den Zuschauer zu fesseln, doch in No Bed OF Roses werden meist nicht genügend oder gar keine Anhaltspunkte geliefert, so dass die Motivation teilweise inkonsequent und unverständlich scheint.
Verwirrung wird zusätzlich dadurch gesät, dass alle Figuren (zumindest in der Originalversion) andauernd zwischen Bengalisch und Englisch wechseln, was man sich weder filmisch noch kulturell erklären kann. Zuletzt wird das Drama rasch und unerwartet beendet. Entgegen der bis dahin herrschenden Stimmung, in der Emotionen und Konfrontation eher diskret behandelt wurden, stellt sich das Finale als kitschiges und überspitztes Gegenteil heraus.
(Anzeige)