„Ocean’s 8“, USA, 2018
Regie: Gary Ross; Drehbuch: Gary Ross, Olivia Milch; Musik: Daniel Pemberton
Darsteller: Sandra Bullock, Cate Blanchett, Mindy Kaling, Awkwafina, Sarah Paulson, Rihanna, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Richard Armitage
Ein einfaches Leben möchte sie in Zukunft führen, sagt Debbie Ocean (Sandra Bullock). Einen Job haben, nützlich sein. Einen Job hat sie tatsächlich auch in Aussicht, als sie nach fünf Jahren wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird. Einfach ist der jedoch nicht. Vor allem ist er nicht so wirklich legal. Ihr Ziel ist es, bei einer großen Gala eine wertvolle Halskette zu stehlen, 150 Millionen Dollar schwer. Dafür schart sie eine Gruppe von Expertinnen und Gleichgesinnten um sich, darunter ihre alte Komplizin Lou Miller (Cate Blanchett) und die Modedesignerin Rose (Helena Bonham Carter). Aber auch Schauspielerin Daphne Kluger (Anne Hathaway) soll dabei eine große Rolle spielen – ohne etwas davon zu ahnen.
Ist der Zeitpunkt nun besonders gut oder besonders schlecht? Einerseits passt es, wenn in Zeiten von #MeToo und der Diskussion um die Gleichberechtigung von Frauen mit Ocean’s 8 ein Film in die Kinos kommt, der die testosterongeschwängerte Diebesbande der Kultreihe Ocean’s Eleven durch ein weibliches Pendant ersetzt. Und dass die Kinolandschaft Heldinnen gut gebrauchen kann, das hat der große Erfolg von Wonder Woman letztes Jahr bewiesen. Andererseits dürfte das Spin-off der erfolgreichen Heist-Trilogie auch Erinnerungen an Ghostbusters wecken, das ebenfalls eine Kultvorlage wiederbelebte und den männlichen Cast durch einen rein weiblichen ersetzte. Der Film war nicht nur deshalb sehr umstritten, von Heerscharen gar angefeindet. Er hatte auch eine Reihe von Mängeln, die selbst bei einem offenen Publikum nicht unbedingt Lust auf weitere solcher Experimente machte.
Je verrückter der Plan, umso größer der Spaß
Die gute Nachricht ist, dass die Befürchtungen in der Hinsicht unnötig waren. Denn Experimente gibt es hier nicht. Anders als die weiblichen Geisterjäger, welche eine andere Form des Humors hineinbringen wollten und dabei die unheimlichen Aspekte der Vorlage ignorierten, hält sich Ocean’s 8 an das, was die Reihe zuvor stark gemacht hat. Eine Gruppe höchst spezialisierter Diebe, verkörpert von großen Stars, planen einen spektakulären Beutezug. Der Reiz der Filme lag dabei immer zu gleichen Teilen in dem Ensemble, das mit viel Humor zur Sache ging, sowie in dem Plan selbst – je verrückter, je absurder er war, umso größer das Staunen. Und der Spaß.
Regisseur und Co-Autor Gary Ross, zuletzt eigentlich in düsteren Filmen unterwegs (Die Tribute von Panem – The Hunger Games, Free State of Jones), sucht den auch hier und beweist dabei, dass er die vorherigen Teile doch ausgiebig studiert hat. Grundsätzlich ist Ocean’s 8 inhaltlich zwar völlig eigenständig, Anspielungen und Verweise auf die berühmten Vorgänger gibt es aber im Spin-off genügend, dazu der eine oder andere Gastauftritt. Wer die alten Teile mochte, der wird sich hier daher schnell zu Hause fühlen. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis einem die Krimikomödie ein dickes Grinsen aufs Gesicht zaubert. Debbie Ocean, die im einen Moment noch die Geläuterte gibt, die einfach einen Fehler gemacht hat, demonstriert anschließend ihre Unverfrorenheit und beachtliche kriminelle Energie. Auf eine überaus elegante Weise natürlich.
Unverfrorene und doch auch mutlose Kriminalität
Eleganz spielt ja auch später eine große Rolle, nicht nur weil bei der Gala viel Prominenz in aufwändigen Kleidern erscheint. Auch sonst hat man hier des Öfteren den Eindruck, Models beim Gang über den Laufsteg zuzusehen: professionell, makellos, unterkühlt. Das ist gleichzeitig die Schwäche von Ocean’s 8: Er ist zu sehr zurechtgemacht. Alles ist so stark aufeinander abgestimmt und inszeniert, dass kaum eine Reibung entsteht. So großartig die Besetzung ist, die meisten werden in ihrem eigenen Film zu reinen Statisten, die zwar eine Funktion haben, aber erstaunlich wenig Persönlichkeit. Vielleicht lag es an der Befürchtung, zu viel Freiraum könnte zu einem Debakel wie Ghostbusters führen, vielleicht war Ross allgemein eher mutlos. So oder so bekommen die Darstellerinnen wenig Gelegenheit, auch mal Kante zu zeigen. Lediglich Helena Bonham Carter, die mal wieder eine Exzentrikerin spielen darf, und Anne Hathaway als minderbemittelte Diva dürfen aus dem Rahmen fallen und sich stärker positionieren. Der Rest ist zwar höchst kriminell, dabei aber recht brav.
Gleiches gilt für den Coup an sich, der nie vergleichbar wahnsinnig wird wie die aus der Vergangenheit, das Warten auf einen Höhepunkt wird nicht belohnt. Aber auch wenn das hier alles ein bisschen mit angezogener Handbremse abläuft, so macht es doch Spaß, den Damen bei ihrer etwas anderen Arbeit zuzusehen. Zumal der Film auch fantastisch aussieht und die eine oder andere Wendung bereithält. Eine Fortsetzung hierfür ist nicht zwingend nötig, es wäre aber auch nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden: Ocean’s 8 ist nicht nur der Weiblichkeit wegen eine launige Alternative zu den sonstigen Sommerblockbustern.
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