„Overboard“, USA, 2018
Regie: Rob Greenberg; Drehbuch: Bob Fisher, Rob Greenberg, Leslie Dixon; Musik: Lyle Workman
Darsteller: Anna Faris, Eugenio Derbez
Er hat sein ganzes Leben lang noch keinen einzigen Tag gearbeitet. Wozu auch? Schließlich entstammt Leonardo (Eugenio Derbez) einer reichen Familie, sein Vater verdient genug, um auch ohne eigene Anstrengung ein Luxusleben mit viel Schampus, jeder Menge Frauen und einer tollen Yacht zu finanzieren. Eben dort lernt er auch die alleinerziehende Mutter Kate (Anna Faris) kennen, die eine ganze Menge Jobs hat und trotzdem kaum über die Runden kommt. Einer davon: für einen Putzdienst arbeiten. Als Leonardo von seiner Yacht ins Meer fällt und sein Gedächtnis verliert, wittert Kate ihre Chance, sich für das Unrecht und die Demütigungen zu rächen. Sie gibt sich als seine Ehefrau aus und lässt ihn nun ihre Hausarbeit machen, während sie sich auf ihre Prüfung als Krankenschwester vorbereitet. Das klappt gut, erstaunlich gut. Bis Kate beginnt, tatsächlich etwas für ihren falschen Ehemann zu empfinden.
Dass Hollywood bei dem Versuch Kasse zu machen, sich gerne an Bewährtem orientiert, das muss man eigentlich nicht mehr erwähnen. Ob nun Ghostbusters, Blade Runner 2049, Es, Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht – die Liste an Remakes, Fortsetzungen und Spin-offs der letzten Jahre ist lang, von der Schwemme an Comicverfilmungen ganz zu schweigen. Darüber kann man sich aufregen, die mangelnde Kreativität beklagen. Nachzuvollziehen sind diese Aufwärmarbeiten aber schon, zumal auch viel Gutes darunter zu finden ist.
Die verzweifelte Suche nach dem Hit
Aber selbst wer Verständnis für diese Tendenz mitbringt, dürfte sich hier gewundert haben. Ein Remake von Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser? Ernsthaft? Ein Kritikerliebling war die Liebeskomödie aus dem Jahr 1987 sicher nicht. Und auch die Einspielergebnisse waren nicht so wirklich berauschend, trotz der hochkarätigen Besetzung mit Goldie Hawn und Kurt Russell. Offensichtlich war man aber der Ansicht, der Film habe inzwischen Kultstatus erlangt, vielleicht auch weil Indien und Südkorea eigene Variationen des Stoffes im Laufe der Zeit anboten. Und was die können, das kann die USA doch auch.
Vielleicht schielte man aber gar nicht in Richtung Osten, sondern vielmehr in den Süden. Genauer nach Lateinamerika. Dort nämlich ist Eugenio Derbez ein absoluter Superstar, vor allem wegen der Komödie Plötzlich Vater, die mit Einnahmen von über 100 Millionen der erfolgreichste spanischsprachige Film aller Zeiten ist. Und auch bei der zahlreichen hispanischen Bevölkerung der USA genießt der Mexikaner großen Ruhm. Da lässt sich doch bestimmt etwas mit anfangen. Was dann auch stimmt, Overboard hat schon jetzt ein Vielfaches der Kosten wieder eingespielt – und das obwohl der Film in vielen Ländern noch gar nicht läuft.
Anders, aber doch gleich
In Deutschland dürfte der Erfolg jedoch eher überschaubar bleiben. Derbez ist hierzulande wenig bekannt, Fans der Vorlage werden nicht unbedingt in die Kinos strömen, um eine kleinere Variante der alten Komödie zu sehen. Immerhin: Man versuchte, sich von dem Original zu emanzipieren, indem der Spieß einfach umgedreht wurde. War bei der ersten Fassung Goldie Hawn die eingebildete Millionärszicke, die das einfache Leben kennenlernt, werden hier die Geschlechter getauscht. Jetzt ist es eben der Mann, der seine Machoallüren ablegen muss und die wahren Werte des Lebens und der Familie kennenlernt. Die Idee eines geläuterten Frauenhelden passt natürlich besser in die aktuelle Debatte. Sie ist aber nicht unbedingt interessanter.
Leider ist Overboard allgemein eine eher langweilige Angelegenheit. Selbst wer nicht die Vorlage kennt, der weiß hier schon sehr schnell, worauf das alles hinauslaufen wird. Es fehlen die überraschenden Momente, es fehlen die zündenden Gags. Es fehlt aber auch an Charme: Kate ist unglaublich anstrengend, Leonardo ein widerlicher Idiot. Große Romantik kommt auf diese Weise nicht auf, es ist einem recht egal, was mit den beiden passiert. Anfangs sind es dann auch eher die Nebenfiguren, die den Film am Leben erhalten, beispielsweise Grace Sullivan als Kates selbstsüchtige Mutter mit Schauspielambitionen. Oder auch Leonardos Familie, die sich ins einer Abwesenheit um das Erbe rangelt. Später fängt sich die Komödie ein wenig, wenn Leonardo langsam das normale Leben meistert und Kates Kinder verzaubert, nachdem er zuvor in leidlich komischen Szenen an den einfachsten Aufgaben gescheitert ist. Aber selbst damit bleibt der Film Einheitsbrei, der beim Aufwärmen jegliche Geschmacksnuancen verloren hat.
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