Ryuichi Sakamoto Coda
© Salzgeber & Co. Medien

Ryuichi Sakamoto: Coda

„Ryuichi Sakamoto: Coda“, Japan/USA, 2017
Regie: Stephen Nomura Schible

Ryuichi Sakamoto Coda
„Ryuichi Sakamoto: Coda“ läuft ab 12. Juli 2018 im Kino

Der Name wird vielleicht nicht jedem geläufig sein. Die Zahl derjenigen, die anderweitig von Ryûichi Sakamoto gehört haben, die dürfte jedoch beachtlich sein. Selbst wer keines der 19 Alben des japanischen Musikers sein eigen nennt, hatte im Kino des Öfteren Gelegenheit, den Klängen des Künstlers zu lauschen: Unter anderem komponierte er die Musik zu Der letzte Kaiser und The Revenant – Der Rückkehrer, wurde hierfür auch mehrfach für wichtige Preise nominiert.

Ausschnitten aus diesen Filmmusiken dürfen wir in Ryuichi Sakamoto: Coda mehrfach lauschen. Mehrheitlich ist der Dokumentarfilm, der 2017 auf den Filmfestspielen in Venedig seine Weltpremiere feierte, aber an zwei anderen Themen interessiert. Da wäre async, das erste Studioalbum des Japaners seit acht Jahren. Da wäre vor allem aber auch die Krankheit: Mundrachenraumkrebs wurde bei dem Künstler diagnostiziert. Der Film handelt wesentlich auch davon, wie Sakamoto mit dieser Krankheit umging.

Die flüchtige Gegenwart
Über mehrere Jahre begleitete Regisseur Stephen Nomura Schible seinen Titelhelden, zeigte ihn bei der Arbeit, ließ ihn aber auch von vergangenen Taten erzählen. Und eben auch von seiner Erkrankung. Viel ist von Endlichkeit die Rede, wenn Ryuichi Sakamoto: Coda durch die Werke und die Jahrzehnte streift. Davon auch, nicht zu wissen, wie viel Zeit einem bleibt. Der Film ist daher mehr als nur das bloße Abarbeiten einer bedeutenden Karriere. Schible sucht darüber hinaus auch den persönlichen Zugang zu einem Mann, der sich an einem Wendepunkt wähnt.

Das klappt manchmal besser, manchmal schlechter. Der Versuch, alles unter einen Hut zu bekommen, also sowohl Momentaufnahme wie auch Rückblick zu sein, der führt fast zwangsläufig dazu, dass vieles nur Schnappschüsse sein können. Gerade der langen Karriere des inzwischen 66-Jährigen wird Ryuichi Sakamoto: Coda kaum gerecht. Wer vorher nichts über den Mann wusste, wird im Anschluss nicht sehr viel schlauer sein. Aber auch die spirituellen Aspekte kommen eher kurz, werden auf knappe Postkarten-Aphorismen reduziert.

Kuriose Klanggeschichte
Äußerst spannend sind hingegen die Szenen, wenn wir Sakamoto bei der Arbeit über die Schulter schauen dürfen. Mal ist er im ewigen Eis unterwegs, um geschaffene Klänge mit den Geräuschen der Natur zu verbinden. Auch eine Aufnahme, die ihn zeigt, wie er Regen musikalisch einfangen und verwenden möchte, bleibt in Erinnerung. Davon hätte es bei dem Beitrag vom Filmfest München 2018 gerne noch mehr geben dürfen, mehr Einblicke in das kreative Schaffen eines Künstlers. Immerhin: Auch so macht der Dokumentarfilm Lust darauf, die Werke des Japaners zu entdecken, allen voran async, das sich wie der Titel schon verspricht von allem Regulären freimacht und angesichts eines möglichen Todes das Leben noch einmal völlig neu entdeckt.



(Anzeige)

Der Dokumentarfilm „Ryuichi Sakamoto: Coda“ lässt die Karriere des japanischen Musikers und Komponisten Revue passieren, versucht dabei gleichzeitig aber auch, Momentaufnahme seiner schweren Krankheit zu sein. In Folge bleibt das hier eher oberflächlich, macht aber doch Lust auf mehr – gerade auch durch die kuriosen Aufnahmen seines neuen Albums.