„Sternenjäger – Abenteuer Nachthimmel“, Deutschland, 2018
Regie: Christian Schidlowski, Rohan Fernando, Hannah Leonie Prinzler, Sebastian Kentner, Johannes Backes; Musik: Lars Löhn, Ian Max Mauch, Claas Oehler
Umweltverschmutzung ist natürlich jedem ein Begriff, inklusive besonders häufiger Beispiele wie die Luftverschmutzung und die Wasserverschmutzung. Lichtverschmutzung jedoch, das dürfte eher wenigen Leuten etwas sagen. Es ist auch kein Konzept, das einem in den Sinn kommen würde, ist Licht doch nichts, was man zwangsläufig zum Leben bräuchte. So meint man zumindest. Tatsächlich sind Forschungen über die Auswirkungen künstlichen Lichts auf die Natur noch relativ neu, ebenso die auf die Menschheit. Dass es welche gibt, positiver wie negativer Art, das legen erste Ergebnisse aber schon einmal nahe.
An diesen sind die Regisseure Christian Schidlowski, Rohan Fernando, Hannah Leonie Prinzler, Sebastian Kentner und Johannes Backesjedoch weniger interessiert. Allgemein spielt Wissenschaft in ihrem Dokumentarfilm eine geringe Rolle. Stattdessen stellen sie uns eine Gruppe von Leuten vor, für die Lichtverschmutzung in erster Linie ein ästhetisches Problem darstellt. Wo Menschen den Nachthimmel erleuchten, im Privaten, durch Bürogebäude oder auch Straßenlaternen und Reklame, da bleibt für das natürliche Licht kein Platz mehr. Tausende, Millionen, Milliarden Sterne leuchten da oben. Zu sehen bekommen wir in den Städten oft aber nur einige wenige.
Unterwegs auf der ganzen Welt
Das will besagte Gruppe aber nicht einfach so hinnehmen. Und so machen sie sich auf, hinaus in die Welt, auf der Jagd nach den Sternen, auf der Suche nach Orten, an denen man diese noch sehen kann. Die können überall sein, zumindest an den entlegenen Stellen auf diesem Planeten. Der Japaner Yuichi Takasaka beispielsweise ist in Kanada unterwegs, um Polarlichter sehen zu können. Der Deutsche Bernd Pröschold ist in den zivilisationsfernen Gegenden von Norwegen auf der Suche. Sein Landsmann Gernot Meiser wiederum interessiert sich für Sonnenfinsternisse, mehr als 30 hat er inzwischen wohl schon gesehen.
Als kleines Geschenk für das heimische Publikum, das sich eine solche Reise nicht leisten kann oder nicht ganz so für Einsamkeit zu haben ist, bringen uns die diversen Filmteams auch jede Menge prachtvoller Aufnahmen mit sich. Etwas zu prachtvoll vielleicht. Wenn Zeitraffer zum Einsatz kommen, dazu technisch ein wenig getrickst wird, damit die Farben auch schön leichten, dann ist das Ergebnis zweifelsfrei beeindruckend. Es steht nur in einem Widerspruch zu der Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und Naturbelassenheit. So als würden die Filmemacher dem eigenen Material nicht trauen.
Wenig Wissenschaft, viel Faszination
Etwas irritierend ist zudem der große Schwerpunkt auf Mythen und Sagen. Immer wieder erzählen die Menschen, denen die Sternenjäger unterwegs begegnen, welche Geschichten mit den funkelnden Lichtern da oben verbunden sind. Der Dokumentarfilm ist stärker an einer solchen Lagefeuerromantik interessiert als mit einer Auseinandersetzung mit dem Thema. Was Sterne sind, was hinter den Phänomenen steckt, das ist zweitrangig, es ist die jahrtausendalte Faszination mit den unerreichbaren Lichtpunkten, die im Mittelpunkt steht.
Der Beitrag vom Filmfest Emden-Norderney 2018 ist dann auch weniger für Zuschauer gedacht und geeignet, die sich für Astronomie als solches interessieren. Zwar klären gerade Meiser und seine Partnerin die Menschen vor Ort auf, was es mit einer Sonnenfinsternis auf sich hat, um dem Aberglauben entgegenzutreten. Sonderlich in die Tiefe geht das aber nicht. Stattdessen regt Sternenjäger – Abenteuer Nachthimmel dazu an, wieder selbst zu träumen, von fremden Welten, alten Zeiten und dem Zauber der Nacht. Den Mut auch zu haben, sich dieser Dunkelheit und Einsamkeit zu stellen, um beidem Erfahrungen zu entlocken, die wir heute zu einem Großteil verloren haben.
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