Bleeding Steel
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Bleeding Steel

„Bleeding Steel“, China, 2017
Regie: Leo Zhang; Drehbuch: Leo Zhang; Musik: Fei Peng
Darsteller: Jackie Chan, Show Lo, Nana Ouyang, Tess Haubrich, Erica Xia-hou

Bleeding Steel
„Bleeding Steel“ ist seit 27. April 2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich

13 Jahre ist es her, dass Lin Dong (Jackie Chan) alles verloren hat. Nicht nur dass der Polizist dabei versagte, einen bedeutenden Wissenschaftler zu beschützen. Auch seine Tochter starb in jener Nacht. Viel Zeit ist seither vergangen, vergessen konnte er die Ereignisse jedoch nicht. Da erscheint eines Tages ein Roman namens „Bleeding Steel“, der Elemente aus den Erforschungserlebnissen des Wissenschaftlers aufgreift. Für Li Dong ist klar, dass er dort nach dem Rechten sehen muss. Aber auch die rätselhafte Frau in Schwarz (Tess Haubrich), die damals das Massaker veranstaltete, will sich diese Chance nicht entgehen lassen, doch noch an das Material heranzukommen. Und dann wäre da noch Li Sen (Show Lo), der ganz eigene Gründe hat, sich für die Geschichte zu interessieren.

Ein bisschen weh tut es ja schon mitansehen zu müssen, was aus Jackie Chan geworden ist. Viele schöne Momente hat er einem als Kind und Jugendlicher beschert mit seiner Mischung aus atemberaubender Akrobatik, saftigen Kämpfen und viel Slapstick. Nun ist er 64 Jahre alt und macht in erster Linie durch befremdlich patriotische Töne auf sich aufmerksam, wenn er nicht gerade wieder Filme dreht, die wohlwollend bezeichnet belanglos sind – siehe Kung Fu Yoga – Der goldene Arm der Götter oder Railroad Tigers.

Die Zukunft ist schon veraltet
Während diese beiden aber zumindest noch mit etwas nostalgischem Charme punkten, geht dieser Bleeding Steel völlig ab. Denn der Film will richtig modern sein, einer aus der Zukunft. Mit so richtig viel Technik. Das Problem – eines von vielen – ist jedoch, dass diese Technik so gar nicht futuristisch wirkt. Nicht einmal zeitgemäß. 65 Millionen Dollar soll das Werk gekostet haben. Worin dieses viele Geld jedoch investiert wurde, abgesehen von Chans Gage womöglich, das bleibt ein Rätsel. So wie vieles hier so gar keinen Sinn ergibt.

Gut, muss ja auch nicht, das Science-Fiction-Genre soll das Publikum oft eher zum Staunen bringen, darüber nachdenken empfiehlt sich weniger. Also tat es hier auch keiner. Die Geschichte, die erst nach und nach offenbart, worum es eigentlich geht, was die bahnbrechende Erfindung des Wissenschaftlers nun genau war, ist aber auf eine Weise unsinnig und völlig an den Haaren herbeigezogen, das würde sich nicht einmal Hollywood trauen. Selbst nach mehrfachem Hinschauen fällt es schwer zu glauben, dass es sich tatsächlich um einen Film aus dem Jahr 2017 handelt und nicht um einen Comic aus den 1950ern.

Stümperhaft und unfreiwillig komisch
Zugegeben, der Unterschied zu den Comic-Adaptionen aus dem Hause Marvel hält sich in Grenzen, von künstlich verstärkten Soldaten über schrumpfende Diebe bis hin zu fassadenkletternden Jugendlichen mit Spinnenkomplex ist man sich auch dort für keinen Blödsinn zu schade. Einen Unterschied gibt es jedoch: Die Filme dort machen Spaß. Bei Bleeding Steel würde das aber wohl kaum einer behaupten wollen, weshalb der Sci-Fi-Action-Streifen in China auch weit hinter den kommerziellen Erwartungen zurückblieb. Denn so sehr man sich auch anstrengt, es sind einfach keine nennenswerten positiven Punkte zu finden.

Ob es die Spezialeffekte sind, die irgendwie 20 Jahre zu spät kommen, der erzwungene und so gar nicht komische Humor rund um das Herumgekasper von Show Lo, die fürchterlichen Figuren, nichts davon ist Grund genug, sich Bleeding Steel antun zu wollen. Selbst die Kämpfe überzeugen nicht so recht. Chan selbst hat dann doch ein wenig Grazie in den letzten Jahren eingebüßt, der Rest wird durch die Computerspielereien schwer beeinträchtigt. Hätte man die hanebüchene Story wenigstens als gut gelaunten Trash umgesetzt. So aber ist der Film nur unfreiwillig komisch, bezieht seinen Unterhaltungswert höchstens daraus, dass man kaum seinen Ohren und Augen trauen will, was hier veranstaltet wird. Für einen feuchtfröhlichen Videoabend, bei dem Filme nicht schlecht genug sein können, ist das hingegen ein heißer Kandidat. Man sollte dafür dann aber auch so wenig wie möglich über den Streifen im Vorfeld wissen.



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Jackie-Chan-Fans müssen hier sehr stark sein. Oder sehr betrunken. So oder so ist sein Film „Bleeding Steel“, in dem sich der Action-Veteran mit einer futuristischen Bedrohung herumprügelt, eine Zumutung. Die Figuren sind nervig, die Spezialeffekte eine Katastrophe und die Geschichte derart unsinnig, dass man am besten im Vorfeld nichts über sie weiß. Dann bringt sie einen immerhin unfreiwillig zum Lachen – und das ist mehr als der klägliche Humor erreicht.
3
von 10