Der Anfang war hart für Boubou. Als der kleine, auf einem Dampfer zur Welt gekommene Löwe zurück nach Afrika kam, musste er dort ohne Eltern aufwachsen. Und auch seine Farbe machte ihm immer wieder Schwierigkeiten, denn im Gegensatz zu den anderen Löwen hat er ein strahlend weißes Fell. Doch mit der Zeit gewann er gute Freunde und bewies der Welt seinen großen Mut. Inzwischen ist Boubou erwachsen und genießt den Respekt der Tiere. Doch noch immer muss er Abenteuer meistern, gerade auch weil Menschen es immer wieder auf ihn und die anderen Tiere des Dschungels abgesehen haben.
Animeserien genossen früher nicht unbedingt großen Artenschutz bei der Überfahrt in den Westen. Zahlreiche Serien wurden entweder nicht komplett (Space Pirate Captain Harlock) oder auch in einer verstümmelten Fassung (Captain Future) hierzulande veröffentlicht. Eines der verwirrendsten Schicksale ist aber sicher das des kleinen Löwen Kimba. Das beginnt schon beim Namen. Eigentlich heißt Kimba ja Leo, auf den Namen hatte ihn der Mangagott Osamu Tezuka einst getauft, unter dem Titel lief die Serie auch in Japan sowie in Frankreich. Der Name Kimba hielt in Deutschland eine Staffel lang, in Serie zwei wurde daraus Boubou gemacht, während er in den USA nun Leo hieß. Auch in Deutschland durfte er später seinen eigentlichen Namen annehmen, bei der dritten Serie aus dem Jahr 1989. Und als wäre das alles nicht schon verwirrend genug, wurden mehrere seinerzeit nicht ausgestrahlte Folgen von Kimba, der weiße Löwe bei uns später als Teil von Boubou, König der Tiere verkauft.
Boubou, der Menschenflüsterer
Aber das mit der Konsequenz, das war auch schon bei Osamu Tezuka nicht wirklich von größerer Priorität gewesen. Persönlichkeiten durften sich da schon einmal ändern, gerade auch die Beziehung des Löwen zu Menschen ist nicht wirklich in Stein gemeißelt. Gleich geblieben, über beide anfänglichen Serien hinweg, ist jedoch seine Sprachfähigkeit. Durch seine Zeit bei den Menschen ist er in der Lage, alle zu verstehen und auch mit ihnen zu kommunizieren – was in Boubou, König der Tiere aber eher selten jemanden verwundert. Damals im Dschungel war das eben so, selbst wenn Löwen dort eigentlich nicht leben.
Groß drüber nachdenken sollte man über die Serie also nicht, auch wenn sie durchaus hin und wieder Stoff zum Nachdenken gibt. Gerade das angesprochene Verhältnis zwischen Mensch und Tier spielt hier eine größere Rolle. Wenn sich Tezuka für einen friedlichen Umgang und den Schutz der Natur stark macht, dann war das für eine Serie der 1960er nicht selbstverständlich. Teilweise ist das sicher etwas naiv dargestellt, ein sich vehement gegen das Fressen von Tieren ankämpfender Löwe entspricht weniger dem realen Vorbild. Aber das tun Produktionen für eine etwas jüngere Zielgruppe ja oft nicht, selbst wenn die zweite Serie etwas düsterer ist.
Im Dschungel ist alles möglich
Der Abwechslungsreichtum von Boubou, König der Tiere ist dabei erstaunlich hoch. Einiges davon entspricht klassischen Abenteuern, wenn Boubou, später auch dessen Kinder Gefahren überwinden und ihren Mut beweisen müssen. An anderen Stellen wird es dafür recht absurd, leichtere Fantasy- und Science-Fiction-Elemente sind im Dschungel nicht unüblich. Gleichzeitig ist die Serie aber doch eine, die von Vorstellungen aus den 1960ern geprägt ist – gerade wenn es um die Eingeborenen Afrikas geht.
Altmodisch ist dann auch die technische Umsetzung durch das Studio Mushi Production (Cleopatra, A Thousand & One Nights), die doch des Öfteren sehr offensichtlich das Budget kleiner halten musste. Und doch finden sich immer wieder interessante kleine Experimente, beispielsweise bei der Darstellung von Wasser, oder leicht psychedelische Elemente. Allein für diese Momente lohnt sich der Neukauf, Historiker greifen ohnehin zu: Boubou, König der Tiere ist eines der Frühwerke des Regisseurs Shigeyuki Mori, der später unter dem Künstlernamen Rintaro unter anderem Robotic Angel und Galaxy Express 999 drehte. Und Spaß machen die tierischen Abenteuer ja ohnehin.
(Anzeige)