Catch Me
© Warner Bros

Catch Me!

„Tag“, USA, 2018
Regie: Jeff Tomsic; Drehbuch: Rob McKittrick, Mark Steilen; Musik: Germaine Franco
Darsteller: Jeremy Renner, Jon Hamm, Jake Johnson, Ed Helms, Hannibal Buress, Annabelle Wallis, Isla Fisher, Leslie Bibb

Catch Me
„Catch Me!“ läuft ab 26. Juli 2018 im Kino

Alles neu macht der Mai? Nicht für Jerry (Jeremy Renner), Callahan (Jon Hamm), Chilli (Jake Johnson), Hoagie (Ed Helms) und Sable (Hannibal Buress). Für sie bedeutet der Wonnemonat, dass sie ein altes Kinderspiel wiederaufleben lassen: Fangen. Vier Wochen belauern sie sich dann, verfolgen einander, schleichen sich in die Leben der anderen, nur um sie in einem unerwarteten Moment zu erwischen. Seit 30 Jahren halten sie diese Tradition nun schon aufrecht. Und seit 30 Jahren schafft es Jerry, den anderen zu entkommen. Schlimmer noch, er plant ausgerechnet im Mai zu heiraten und sich im Anschluss für immer aus dem Spiel zurückzuziehen. Für die übrigen vier heißt es daher: entweder jetzt oder nie, gemeinsam werden sie ihn schon irgendwie schnappen!

„We don’t stop playing because we grow old. We grow old because we stop playing.“ Kein Satz fällt wohl häufiger in Catch Me! als dieser, keiner fasst besser zusammen, worum es in dem Film eigentlich geht. Männer in den 40ern, die noch immer Fangen spielen, das hat gleichzeitig etwas Lächerliches und doch auch Rührendes. Eine Gruppe von Jungs, die sich à la Peter Pan weigern, erwachsen zu werden. Und das Unglaublichste: Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, die vor einigen Jahren im Wall Street Journal erschien und von einer Clique erzählt, die jeden Februar einen Monat diesem alten Kinderspiel nachgeht.

Das glaub ich jetzt nicht …
Wohl auch deshalb darf Annabelle Wallis hier eine Journalistin der renommierten Zeitung spielen, die ungeplant in die Geschichte hineingezogen wird und den Rest des Films mitläuft. Eine wirkliche Funktion hat ihre Figur Rebecca Crosby ansonsten nicht, höchstens als Stellvertreterin des Publikums, das ebenso ungläubig auf die absurden Szenen starrt, die sich da abspielen. Außenstehende gibt es ansonsten praktisch nicht, selbst wer nicht Teil der Truppe ist, wird irgendwie involviert, träumt auch ein wenig davon, selbst bei dem Blödsinn mitzumachen.

Und auch wenn man als Zuschauer die Nase rümpft, die blödsinnigen Aktivitäten einer weißen Mittelschicht im mittleren Alter verachtet: Es ist doch schwierig, nicht dem Charme von Catch Me! zu verfallen. Ähnlich zu Game Night vor einigen Wochen ist der Film einerseits absurde Actionkomödie, gleichzeitig aber eben auch eine Liebeserklärung an die Kindheit. An eine Zeit, in der man noch loslassen durfte, bevor einen der Zwang der Gesellschaft und des Broterwerbs, Erwartungen und Normen zu dem Erwachsenen machte, der man nun ist.

Die Sehnsucht nach der Unschuld
Anspruchsvoll ist das nicht, auch nicht besonders clever: Da gab sich obiger Film über eine Freundesgruppe mit Gesellschaftsspielfetisch doch noch mehr Mühe. Außerdem ist es schon ein wenig schade, dass die zugrundeliegende herzerwärmende Geschichte für einige billige Lacher verkauft wurde. Wie schön das Original war, das verraten die realen Videoaufnahmen der Freundesclique aus dem Artikel, die zu Beginn des Abspanns gezeigt werden. Von dieser Unschuld ist in Catch Me! nicht mehr ganz so viel geblieben, stattdessen wurde eine verbissene Komödie daraus gemacht.

Aber eben auch eine, die tatsächlich unterhält. Die ohnehin schon gegebene Absurdität der Geschichte wird immer wieder auf die Spitze getrieben, wenn aus dem einfachen Fangen ausgetüftelte Missionen werden, die einer Agentenparodie deutlich näherstehen. Und man muss auch den Darstellern danken, die sich vollends in den Blödsinn werfen und mit viel Herzblut jeden Quatsch mitmachen, selbst wenn die Figurenzeichnung nur Klischees vorsieht. Vor allem Isla Fisher (Nocturnal Animals) als entfesselte Naturgewalt und Hoagies Ehefrau wirbelt den Film regelmäßig durch. Man muss sich natürlich darauf einlassen können, selbst Spaß am kindlichen Blödsinn haben oder auch an skurrilen Geschichten, die das Leben schreibt. Wer das von sich behaupten kann, vielleicht auch ein klein wenig nostalgisch veranlagt ist, der findet hier eine Komödie, die besser ist, als man im Vorfeld hatte erwarten dürfen.



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Eine Gruppe von Männern, die jenseits der 40 noch regelmäßig Fangen spielen? Wer kommt denn auf so einen Blödsinn? Basierend auf einer wahren Geschichte holt „Catch Me!“ tatsächlich überraschend viele Lacher aus dieser absurden Situation heraus, verbindet die Lust am Loslassen mit Nostalgie – auch wenn die kindliche Unschuld zugunsten mancher billiger Gags verkauft wurde.
6
von 10