Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers
© Netflix

Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers

„The Legacy of a Whitetail Deer Hunter“, USA, 2018
Regie: Jody Hill; Drehbuch: Jody Hill, John Carcieri, Danny McBride; Musik: Joseph Stephens
Darsteller: Josh Brolin, Montana Jordan, Danny McBride

Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers
„Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers“ ist seit 6. Juli 2018 auf Netflix verfügbar

Als Jäger hat sich Buck Ferguson (Josh Brolin) durchaus einen Namen gemacht, bis ins Fernsehen hat er es geschafft. Privat sieht es bei ihm jedoch nicht ganz so überragend aus. Seine Ehe ist schon lange vorbei, seine Ex steht kurz davor, sich neu zu verheiraten. Darunter hat auch das Verhältnis zu seinem Sohn Jaden (Montana Jordan) gelitten, von dem er zuletzt immer weniger mitbekommen hat. Doch das soll sich ändern, Buck weiß auch schon wie: Gemeinsam mit seinem Kumpel Don (Danny McBride) wollen sie in die Wälder gehen und Jagd auf den Weißwedelhirsch machen. Dabei soll Jaden nicht nur alles lernen, was es über die Jagd zu wissen gibt. Vor allem erhofft er sich, auf diese Weise das Band zwischen ihnen wieder zu erneuern.

Dieses Jahr Josh Brolin im Kino aus dem Weg zu gehen, das war schon eine knifflige Aufgabe. Erst war ein Abbild des Amerikaners in Avengers: Infinity War für das Ende aller Welten zuständig, wie wir sie kannten. Kurze Zeit später folgte bereits sein zweites großes Marvel-Abenteuer als Gegenspieler in Deadpool 2. Danach folgte die dramatische Feuerwehrkatastrophe No Way Out – Gegen die Flammen. Noch bevor er in dem vierten Kino-Streich Sicario 2 auf Mexikaner und andere Feinde schießt, steht erst einmal ein etwas kleinerer Ausflug auf dem Programm. Kleiner nicht nur, weil die Netflix-Produktion Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers hierzulande keine große Leinwand trifft. Kleiner auch, weil es hier dann trotz erneuter Bewaffnung sehr viel weniger martialisch zugeht.

Ein Mann von Schrot und Korn
Wobei, wenn es nach Buck ginge: Er könne sich das mit dem Waffeneinsatz durchaus vorstellen. Zwar entspricht der Hobbyjäger nicht ganz dem Bild des waffenverrückten Amerikaners, der jede einzelne Patronenhülse als Wort Gottes auffasst, das es mit Mann und Maus zu verteidigen gilt. Wohl aber dem Bild des Machos, der sich an alte Vorstellungen klammert, was ein Mann zu sein hat. Ein echter Mann. Einer, der bestimmt, ein Macher. Einer der sich nicht von niedlich dreinschauenden Tieren ablenken lässt. Nur ein geschossenes Wild ist schließlich ein gutes Wild.

Aus dem Kontrast zwischen dem Alphamännchen alter Bauart und dem komplett anders ausgerichteten Sohn versucht der Film dann auch Kapital zu schlagen. Wie wenig die beiden gemeinsam haben, das wird früh klargemacht. Mit jedem Schritt, jedem Dialog, jedem Erlebnis dürfen die Zuschauer weitere Beispiele dafür finden, dass das mit den beiden einfach nichts wird. So etwas kann natürlich ganz witzig sein: Als in Wo die wilden Menschen jagen ein grummeliger älterer Herr und der völlig verweichlichte Jüngling durch den Wald stapften, war es das ja auch.

Auf der Jagd nach dem Witz
Nur: Jody Hill ist dann doch eben nicht Taika Waititi. Wo der Neuseeländer in den absurdesten Situationen Komik findet, da läuft der Amerikaner ziellos umher. Nicht einmal der erfahrene Comedian Danny McBride, der nicht nur eine der Hauptrollen spielt, sondern auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, kann hier wirksame Akzente setzen. Auch wenn sich der Film redlich bemüht und immer wieder kleinere Gagversuche auf den Weg bringt, er kommt nie wirklich dort an. Das Witzigste an Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers ist noch der Titel, der schon im Englischen monströs ausfällt und im Deutschen dann endgültig Zungenbrecherqualitäten annimmt.

Am ehesten ist das noch für Brolin sehenswert, der hier mit breiter Brust, aber auch einem selbstironischen Gespür für die Unzugänglichkeiten seiner Figur auftritt. Zumindest die Unsicherheit des Vaters, der unbedingt die Wertschätzung seines Sohnes sucht, jedoch nur angestaubte Werkzeugreste dafür zur Verfügung hat, nimmt man dem verdienten Schauspieler ab. Das allein reicht aber nicht aus, um eine tatsächlich interessante Geschichte zu erzählen. Und auch als Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers die vergeblichen Humorbemühungen zugunsten nachdenklicher Momente einstellt, hält sich die Überzeugungskraft zurück. Dafür macht der Film dann doch zu wenig, um die Figuren überhaupt erst in die Nähe der Publikumsherzen zu rücken. Was bleibt aber von einem komisch und rührend gemeinten Vater-Sohn-Trip, der beides nicht ist? Ein verschwendetes Wochenende oder zumindest verschwendete anderthalb Stunden.



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Ein unsicherer Macho will das Verhältnis zu seinem Sohn aufbessern und geht deshalb mit ihm auf Jagd. Das scheitert erst an den Versuchen komisch zu sein, später bei den Bemühungen, nachdenkliche Momente einzubauen. Zumindest phasenweise ist das für Josh Brolin ansehbar. Insgesamt ist „Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers“ jedoch ein Film, der seinem witzigen Titel nicht annähernd gerecht wird.
4
von 10