Zwei Sachen sind es, die Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) gemeinsam haben. Sie müssen auf eine Hochzeit, auf die sie so gar keine Lust haben, weil sie den Bräutigam eigentlich verabscheuen. Schlimmer noch ist aber, dass sie sich auch gegenseitig nicht leiden können. Das stellen sie schnell fest, schon bei der ersten Begegnung am Flughafen. Und auch bei der Hochzeit laufen sie sich notgedrungen ständig über den Weg. Ein Albtraum, eindeutig. Vielleicht auch Grausamkeit des Schicksals und des Brautpaares, das sie zusammengeführt hat. Wobei, je mehr Zeit sie miteinander verbringen, umso erträglicher scheint der jeweils andere zu werden. Und vielleicht ist das Wochenende am Ende dann ja doch nicht so schlecht.
Das eine oder andere Mal standen Keanu Reeves und Winona Ryder ja schon für gemeinsame Projekte vor der Kamera. Am bekanntesten war sicher ihr Mitwirken in Bramstoker’s Dracula, in denen die zwei Verlobte spielen, die in die Fänge des düsteren Obervampirs geraten. Solche Antagonisten gibt es in Destination Wedding keine, sieht man einmal von dem Bräutigam ab. Und dessen Braut. Der Verwandtschaft. Überhaupt allen, die es wagen, bei dieser Hochzeit dabei zu sein.
Ein Hochzeitsfilm ohne das Brautpaar
Ungewöhnlich dabei ist, dass diese anderen aber kaum in Erscheinung treten. Filme über Hochzeiten stellen meistens das Brautpaar in den Mittelpunkt oder zumindest deren direktes Umfeld. Dass es anders geht, bewiesen letztes Jahr die Franzosen mit Das Leben ist ein Fest, in dem es vorrangig um die Mitarbeiter des Hochzeitsplaners ging. Während die aber immer noch Kontakt zu Braut und Bräutigam hatten, sind Frank und Lindsay völlig isoliert. Keiner interessiert sich für sie, keiner hat Kontakt zu ihnen. Es ist nicht einmal wirklich klar, warum sie denn überhaupt da sind.
Der größte Unterschied zu vergleichbaren Liebeskomödien ist dann auch, wie wenig romantisch Destination Wedding ist. Dass zwei füreinander bestimmte Menschen ihre Anlaufschwierigkeiten haben, doch das kommt in Filmen schon einmal vor. Schließlich soll die Romanze am Ende die Belohnung für die Mühen sein. Hier fühlt es sich jedoch erst einmal so gar nicht danach an, dass die zwei zusammenfinden könnten. Oder dass überhaupt einer mit den zweien warm werden könnte, denn einnehmende Persönlichkeit oder sonstige Vorzüge, die wird man bei Frank und Lindsay kaum finden. Regisseur und Drehbuchautor Victor Levin schickt hier zwei absolute Unsympathen ins Rennen.
Zwei Helden zum Abschalten
Abweisend sind sie, zynisch, glauben nicht an andere, an das Gute, an Liebe. Sie mögen sich auch selbst wohl nicht besonders. Das hört sich nicht einladend an. Und vermutlich wäre eine reale Begegnung mit ihnen eine ebenso große Strafe wie eine Hochzeit, auf die man keinen Bock hat. Doch als unbeteiligte Zuschauer macht dieses Aufeinandertreffen zweier so angeknackster Menschen dann eben doch Spaß. Wie sie sich Wortgefechte liefern, manchmal sticheln, über andere lästern, sich mit ihren ungenierten ausgelebten Spleens und philosophischen Pseudodiskussionen lächerlich machen – das bedeutet gute Unterhaltung.
Ganz hält dieser Unterhaltungsfaktor zwar nicht bis zum Schluss, dafür stagniert die Geschichte irgendwann zu sehr. Fans herkömmlicher Romantic Comedies werden hier ohnehin weniger glücklich werden. Dafür ist das alles zu wenig glamourös, zu schräg, zu hässlich. Auch zu wenig abwechslungsreich: Destination Wedding besteht nahezu ausschließlich aus Dialogen sowie festen Schauplätzen, als wäre das hier in Wirklichkeit ein Theaterstück, weniger ein Film. Aber das macht eben auch den Charme des Films aus, der eine Art Provinzausgabe von Woody Allen darstellt: Er ist spröder, skurriler, seltsamer als die Konkurrenz und gleichzeitig doch irgendwie näher dran am Leben.
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