Ein bisschen ärgerlich ist das ja schon. Gerade als Jeff (Jason Tobias), Sara (Alexa Yeames), Eric (Anthony Kirlew), Jodi (Kelly Connaire), Keren (Stephanie Pearson) und Todd (Rod Hernandez) auf einer abgelegenen Landstraße unterwegs sind, platzt ein Reifen und zwingt sie zu seinem Zwischenstopp. Einen Ersatzreifen haben sie glücklicherweise dabei. Also kurz auswechseln, sich die Beine vertreten und im Anschluss weiterfahren, so lautet der Plan. Doch dabei haben sie die Rechnung ohne den Scharfschützen gemacht, der sie ins Visier genommen hat und gar nicht vor hat, sie noch einmal mit dem Leben davonkommen zu lassen.
Es gibt ja nichts Schlimmeres, nichts Beklemmenderes, als irgendwo eingesperrt zu sein. Viele Filme, zumindest aus dem Horror- und Thrillerbereich, machen sich das zunutze, um Protagonisten und Publikum mit klaustrophobischen Szenen in Angst und Schrecken zu versetzen. Die Höhle – Überleben ist ein Instinkt, keine Wahl war so ein Beispiel, das gar nicht viel mehr machte, als eine Gruppe Jugendlicher in besagte Höhle zustecken. Dass aber auch gar nicht viel mehr machen musste, um Spannung und Unwohlsein zu erzeugen.
Aber ich kann hier nicht weg!
Dass es auch ganz anders geht, zeigt Ryûhei Kitamura. Der japanische Regisseur, der zuletzt schon in No One Lives einen sadistischen Killer losließ, um sich anschließend in Lupin III – Der Meisterdieb einer Mangalegende zuzuwenden, verweigert jede eingeschlossene Räumlichkeit und damit jeden Schutz. Dieser Thriller bezieht seine Spannung eben daraus, dass die jungen Unglücksraben wie auf dem Präsentierteller sitzen, kaum eine Möglichkeit bekommen, sich vor den tödlichen Kugeln des Angreifers zu verstecken.
Dieser lässt sich übrigens praktisch gar nicht blicken, was die Wirkung noch weiter verstärkt. Es ist der allseits beliebte, weil gefürchtete Kampf gegen das Unbekannte. Eine unsichtbare Gefahr, die da draußen lauert und gegen die herzlich wenig ausgerichtet werden kann. Kitamura, der auch am Drehbuch mitschrieb, hat dann auch gar nicht vor, an diesem Geheimnis etwas zu ändern. Er erhält weder Name noch Motivation, keine Vorgeschichte, die in irgendeiner Form einen Kontext für Downrange liefern würde.
Es lebe (und sterbe) der Minimalismus
Auch sonst mag man es hier ein bisschen minimalistischer. Über die Figuren mit der imaginären Zielscheibe erfährt man nicht viel mehr. Die Versuche der Charakterisierung sind so sparsam, dass man sie auch gleich hätte weglassen können. Aber es macht doch Spaß, ihnen dabei zuzusehen, wie sie mit der ebenso bedrohlichen wie unerklärlichen Situation fertigzuwerden versuchen. Sie stellen sich dabei sogar cleverer an, als es jugendliche Protagonisten sonst meist tun. Wo andere Filmemacher gerne mit leichter, oft erschreckend dümmlicher Beute arbeiten, lassen sich die Freunde hier durchaus etwas einfallen – wenn auch mit erwartbar wenig Erfolg.
Teilweise ist das lustig, wie sie nicht nur von Kugeln, sondern auch vom Pech verfolgt sind. Gesetzt den Fall, man mag seinen Humor ein wenig schwärzer. Wobei die Splattermomente, auf die Kitamura nicht verzichten mag, teilweise so überzogen sind, dass auch sie komisch sind – auf eine etwas unfreiwillig trashige Weise. Ansonsten ist der Film, der beim Toronto International Film Festival 2017 Premiere feierte und später unter anderen bei den Fantasy Filmfest Nights 2018 lief, ein unspektakulärer, aber doch auch effektiver kleiner Thriller. Die Situation ist simpel, zwangsweise wenig abwechslungsreich, aber doch spannend genug, um die knapp anderthalb Stunden ausfüllen zu können.
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