Nachts schlafen, das ist für Peter (Michael Peña) zu einem Luxus geworden. Immer wieder hat er diesen einen Traum, in dem Aliens angreifen und seine Familie töten. Während er davon überzeugt ist, dass dies Visionen der Zukunft sind, nimmt ihn ansonsten niemand ernst, auch seine Frau Alice (Lizzy Caplan) nicht. Er solle zum Arzt gehen, heißt es immer wieder, besonders als die Albträume anfangen, ihn sogar körperlich mitzunehmen. Doch dann geschieht das Unglaubliche und es steht tatsächlich eine Invasion der Außerirdischen an. Während Peter, Alice und die beiden Töchter (Amelia Crouch, Erica Tremblay) verzweifelt versuchen zu entkommen, dämmert ihnen, dass an den Träumen sehr viel mehr dran ist, als sie zuvor geahnt haben.
Netflix und Science-Fiction, das ist je nach Ansicht dieses Jahr eine sehr fruchtbare oder sehr furchtbare Allianz gewesen. Während das eingekaufte Auslöschung Kritiker weltweit begeisterte und auch das Serien-Revival Lost in Space seine Fans fand, waren die sonstigen Filme ziemliche Enttäuschungen. Ob nun Mute oder Tau, die Endzeitkatastrophe How It Ends oder The Cloverfield Paradox, das Angebot des Streaminggiganten machte nicht gerade Lust auf die Zukunft.
Schauen oder nicht schauen?
Bei Extinction waren die Voraussetzungen recht gemischt. Auf der einen Seite handelt es sich um das neueste Werk des australischen Regisseurs Ben Young, der mit seinem Serienmörder-Thriller Hounds of Love mächtig Wellen schlug und auf zahlreichen Festivals zu Gast war. Das allein steigert schon die Neugierde. Andererseits war der Film eigentlich als Kinostart geplant, bevor er klammheimlich aus den Ankündigungslisten verschwand, nur um dann bei Netflix wiederaufzutauchen. Und das verheißt normalerweise nichts Gutes. Das Ergebnis ist dann wie die Voraussetzungen auch eher zwiespältig, deutlich besser als so mancher Kollege oben, aber auch nicht wirklich gut.
Natürlich, die Frage, was sich hinter Peters eigenartigen Visionen verbirgt, die sorgt schon für Neugierde, wenn nicht gar Spannung. Kann er wirklich in die Zukunft sehen? Wenn ja weshalb? Und was sind das eigentlich für Kreaturen, die eines Tages aus dem Himmel absteigen, um auf alles Jagd zu machen, was nach Mensch aussieht? Die Antwort auf diese Fragen lässt ziemlich auf sich warten, erst im letzten Drittel lässt Extinction das zuvor rätselnde Publikum in die Karten schauen. Es ist auch eine recht interessante Antwort, die es tatsächlich schafft, den Film von den vielen anderen Alien-Invasionen abzuheben, deren Zeuge wir werden durften.
Hier war ich doch schon mal …
Allerdings dauert es eine ganze Weile, bis wir dort ankommen. Und so richtig sehenswert ist der Weg dorthin nicht. Zwar bemüht sich der sonst auf komödiantische Rollen spezialisierte Michael Peña (Ant-Man and the Wasp, CHiPs) redlich, als Actionheld durchzugehen. So ganz überzeugend ist es aber nicht. Interessant ist sein Peter ohnehin nicht, so wie Extinction allgemein im Mittelteil zu wenig tut, um die Gunst des Publikums zu halten. Es kracht ordentlich, es wird geschossen und gerannt. Und doch geschieht nichts, an das man sich im Anschluss irgendwie erinnern würde, dafür hält sich der Film mit zu vielen Klischees auf.
Immerhin sieht Extinction dabei ordentlich aus. Mit einem echten Hollywoodfilm sollte man das hier nicht vergleichen, der großen Leinwand ist kein visuelles Meisterwerk durch die Lappen gegangen, gerade die Schauplätze sind doch recht überschaubar. Dafür dürfte das Budget auch zu gering gewesen sein. Als reiner Online-Film, quasi die Nachfolger der Direct-to-Video-Produktionen, ist das jedoch allemal ausreichend. Wer einfach nur etwas explosive Berieselung sucht, der fährt mit dieser düsteren Zukunftsvariante nicht schlecht. Und doch ist es schade, dass aus dem interessanten Szenario nicht mehr rausgeholt wurde, gerade auch beim Ende, das Ausblick auf eine potenzielle Fortsetzung gibt. Dass sich die originelle Abweichung der Standardinvasion auf den letzten Meter wieder auf Allgemeinplätzen ausruht.
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