Hostile
© Splendid Film
Hostile
DVD/Blu-ray: 27. April 2018

Die Welt, wie wir sie kennen, ist vorbei. Eine Katastrophe ist geschehen, eine Apokalypse, die kaum jemanden unverschont ließ. Seltsame Kreaturen kriechen bei Nacht hervor, fallen über die Menschen her, reißen sie in Stücke. Das weiß natürlich auch Juliette (Brittany Ashworth), die von Ort zu Ort zieht, immer in der Hoffnung, noch auf etwas Essbares zu stoßen. Stattdessen trifft sie aber auf eines dieser Monster, als sie unterwegs ihr Bein bricht und nun eingesperrt in ihrem Auto sitzt, darauf wartet, dass ihr jemand zur Hilfe eilt. Währenddessen kehren ihre Gedanken immer wieder zu Jack (Grégory Fitoussi) zurück, den sie so sehr liebte und mit dem sie eine Zukunft aufbauen wollte.

Mathieu Turi mag in Cannes geboren sein, das Herz des jungen französischen Filmemachers schlägt aber eindeutig für das Genrekino, weniger für Arthousedramen. Erfahrung hat er bei Ersterem einige sammeln können, als Regieassistent war er unter anderem an Inglourious Basterds, R.E.D. 2 – Noch Älter. Härter. Besser. und Verräter wie wir beteiligt, auch bei der Serienneuauflage Rosemary’s Baby werkelte er in der zweiten Reihe mit. Höchste Zeit, jetzt auch einmal selbst in Erscheinung zu treten, dachte er sich, und lieferte mit Hostile dann sein eigenes Spielfilmdebüt ab, in dem er ganz allein Regie führte und gleich auch das Drehbuch mitverfasste.

Beklemmender Ausflug in eine kaputte Zukunft
Anfangs sieht es danach aus, als würde er sich hier an klassische Endzeit-Vorbilder halten. Mal wieder ist die Welt kaputt, ohne dass jemand die Freundlichkeit hat, uns den Grund dafür zu verraten. Mal wieder geht es vor allem durch trockene Wüstengebiete, da sie nun einmal am besten verdeutlichen, dass das Leben keine Chance hat. Mal wieder ist sich mehr oder weniger jeder selbst der Nächste. Wenn Juliette unterwegs überhaupt jemandem begegnet, dann führt derjenige nichts Gutes im Schilde, egal ob nun als Monster oder Mensch.

Die Umsetzung dieses altbekannten Szenarios ist Turi dafür gut gelungen. Ein Großteil der Geschichte in der Gegenwart spielt in oder um das Auto herum, in dem die Protagonistin gefangen ist. Das mag wenig abwechslungsreich sein, sorgt aber doch für jede Menge Spannung. Wenig Bewegungsspielraum, die Dunkelheit da draußen, dazu eine Bedrohung, die man lange nur hört, aber nicht zu sehen bekommt – daraus lassen sich schon beklemmende Albträume zaubern. Dass die Monster, als wir sie doch mal zu sehen bekommen, wenig Hollywood-Chic haben, muss auch kein Nachteil sein. Sympathisch ist Hostile auch so.

Im Wechsel der Zeit
Allerdings wollte Turi dann eben doch noch ein bisschen mehr als guten, deftigen Creature Horror. Und so wechselt er brav kontinuierlich zwischen den beiden Zeitebenen ab: Der verzweifelte Abwehrkampf gegen die monströse Belagerung wird von der Vorgeschichte unterbrochen, die von Juliettes Romanze mit dem eleganten Galeristen Jack handelt. Das ist dann auch der Punkt, an dem sich die Geister scheiden. So geht der Film immer wieder vom Gas, wechselt Anspannung und Ruhepausen ab. Während die einen sich darüber freuen, wenn auf diese Weise stärkere Akzente gesetzt werden, dürfte anderen das Fehlen einer konsequenten Spannungskurve weniger gefallen.

Zudem ist auch die Zusammenführung der beiden Handlungsstränge zumindest fragwürdig. Die Absicht dahinter ist klar, soll dem Ganzen mehr Emotionalität und Tiefe verleihen. Allerdings verweigert sich Hostile hier, wie auch schon zu Beginn, weitergehender Ausführungen und Erklärungen. Eine Situation, die nicht nachvollziehbar ist, riskiert dadurch, die Wirkung zu verfehlen. Und das ist bei dem Film, der unter anderem bei den Fantasy Filmfest White Nights 2018 und dem NIFFF 2017 gezeigt wurde, der Fall: Das Ende ist so abrupt und willkürlich, dass es eher unbefriedigt zurücklässt, anstatt tatsächlich nahezugehen. Aber auch wenn da nicht alles so klappt, wie von Turi erhofft, es ist ein interessantes Debüt, das der Franzose da abgibt und ein wenig neugierig darauf macht, was er wohl als nächstes angehen wird.



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„Hostile“ wagt eine ungewöhnliche Mischung aus Liebesdrama und beklemmendem Creature Horror inmitten eines dystopischen Szenarios. Das ist als Idee interessant, überzeugt in der Ausführung aber nur bedingt. Größter Knackpunkt sind die fehlenden Erklärungen, weshalb das Zusammenspiel der zwei Handlungsstränge zu willkürlich ist. Aber auch der ständige Wechsel von Anspannung und Entspannung wird nicht jedem gefallen.
5
von 10