„Hotel Transylvania 3: Summer Vacation“, USA, 2018
Regie: Genndy Tartakovsky; Drehbuch: Genndy Tartakovsky, Michael McCullers; Musik:Mark Mothersbaugh
So ein Monster kann richtig anstrengend sein. Sich tagein tagaus um gleich Dutzende davon kümmern zu müssen, das verlangt selbst dem Stärksten einiges ab. Um ihren Vater Drakula von seiner Arbeit im Monsterhotel abzulenken, spendiert Mavis ihm daher einen schönen Familienurlaub: eine luxuriöse Kreuzfahrt nur für Monster! Nach anfänglicher Skepsis findet Drakula auch tatsächlich Gefallen daran, einmal ein wenig auszuspannen und sich verwöhnen zu lassen. Das liegt in erster Linie an Kapitänin Ericka, in die er sich auf den ersten Blick verliebt – obwohl diese ein Mensch ist. Mavis wiederum sieht es gar nicht gern, dass ihr Vater plötzlich wieder auf Freiersfüßen wandeln soll, umso mehr da ihrer Meinung irgendetwas an Ericka nicht stimmt.
Früher hieß es mal bei Sitcoms, dass es ein ganz schlechtes Zeichen ist, wenn die Protagonisten in Urlaub fahren. Denn das würde bedeuten, dass den Autoren nichts mehr einfällt, was sie durch den Schauplatzwechsel wieder ausgleichen wollen. Bei Hotel Transsilvanien 3 durfte bzw. musste man gleich doppelt misstrauisch sein, schließlich hatte Genndy Tartakovsky nach Teil zwei noch gesagt, dass das jetzt genug für ihn sei. Nun sind die Monster dennoch zurück, auch der Regisseur hat sich der Filmcrew angeschlossen. Reine Geldmacherei oder doch künstlerische Vision? Vielleicht lässt es sich ja als Selbstironie lesen, wenn Drakula zu Beginn des Schiffsabenteuers grummelnd feststellt, dass auf dem Schiff auch alles so ist wie in seinem Hotel. Nur eben jetzt auf Wasser.
Auf zu alten Ufern!
So oder so, bevor man das Ticket für Kino und Schiff löst, sollte man sich eines bewusst sein: Aufregend neue Abenteuer braucht man hier nicht zu erwarten. Warum auch? Die Geschichte um Drakula, seine Tochter Mavis und die vielen anderen Monster, die sie immer im Schlepptau haben, gehört zu den großen Geldbringern von Sony Pictures Animation. Da herumexperimentieren zu wollen, bedeutet unnötig mit dem Feuer zu spielen. Zumal: So richtig originell war schon bei Hotel Transsilvanien anno 2012 in erster Linie das Szenario. Nicht das, was daraus gemacht wurde.
Das ist beim dritten Teil nicht anders. Dieses Mal zeichnet sich Tartakovsky zwar für das Drehbuch mitverantwortlich, anstatt die Aufgabe einem Schreiberteam oder Adam Sandler zu überlassen, der im Original wieder den Drakula spricht. Neue Impulse gibt es dadurch aber nicht. Wie immer setzt sich auch die Urlaubsvariante des Animationsfilms aus zwei Komponenten zusammen: Humor und Herz. Letzteres soll dabei wie in den vorherigen beiden Filmen durch die Familienauseinandersetzungen angesprochen werden. Ein bisschen Plädoyer für Toleranz, eine Aussöhnung zwischen Vater und Tochter, das übliche eben. Die Vampire mögen inzwischen Hunderte von Jahren alt sein, sie lernen aber nur bedingt in der langen Zeit hinzu.
Zwischen verrückt und langweilig
Dieser mitunter recht erzwungenen Emotionalität steht ein Humor gegenüber, der sich betont locker gibt. Albern sogar. Das klappt mal besser, mal schlechter. Unterhaltsam wird es immer dann, wenn sich Hotel Transsilvanien 3 völlig seinem verrückten Figurenkabinett hingibt. Vampire und Werwölfe, Hexen und Wackelpudding, Yetis und Fische mit Füßen – erlaubt ist hier alles, der Charme besteht in der Kombination der unterschiedlichsten Wesen. Leider geschieht es aber zu selten, dass Tartakovsky hier mal richtig loslässt. Zu oft geht er zu sehr auf Nummer sicher, vertraut im Zweifelsfall dann doch eher den üblichen Slapstickeinlagen wie überzogenen Grimassen. Das ist schade, vor allem auch, weil so mancher Scherz über Gebühr strapaziert wird: Was als Running Gag gemeint ist, verkommt zur humoristischen Einöde.
Und auch visuell ist Hotel Transsilvanien 3, das beim großen Animationsfilmfest in Annecy Weltpremiere feierte, eher langweilig. Natürlich waren Sony Pictures Animation nie Pixar oder Disney. Die Budgets betragen zudem immer nur einen Bruchteil dessen, was die große Konkurrenz in ihre Filme investiert – Die Unglaublichen 2 war dreimal so teuer, damit lässt sich natürlich deutlich mehr machen. Ganz so eintönig wie hier muss es aber auch in dem Preissegment nicht sein. Die Schauplatzverlegung auf das Schiff führt dazu, dass es hier so gut wie keine Abwechslung mehr gibt. Alles sieht gleich aus, die Möglichkeit unterwegs verschiedenartige Locations einzuführen, die wurde offensichtlich noch nicht einmal in Betracht gezogen. Nicht einmal der Himmel erlaubt hier viel Variation, besteht aus einer eintönigen Blau-Violett-Grün-Mischung. Für die junge Zielgruppe mag das reichen. Von wenigen Höhepunkten wie dem absurden Finale einmal abgesehen, bedeutet Teil drei aber zu viel business as usual, gerade auch bei einem Film, der davon handelt, mal den Alltag hinter sich zu lassen.
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