„How It Ends“, USA, 2018
Regie: David M. Rosenthal; Drehbuch: Brooks McLaren; Musik: Atli Örvarsson
Darsteller: Theo James, Forest Whitaker
Eigentlich sind es ja sehr schöne Nachrichten, mit denen Will (Theo James) vorbeigekommen ist: Seine Frau Samantha (Kat Graham) ist schwanger! Doch kaum schaut er bei seinen Schwiegereltern in New York vorbei, kommt es mal wieder zum Streit, vor allem das Verhältnis zu Tom (Forest Whitaker) ist überaus schlecht. Noch katastrophaler ist nur noch, was sich kurze Zeit später abspielt: Etwas ist vorgefallen, das weiß jeder. Aber was? Ein Erdbeben? Im ganzen Land ist der Strom ausgefallen, auch die Telefonverbindungen haben ihren Geist aufgegeben. Für Will und Tom gibt es daher nur eine Möglichkeit: Sie müssen mit dem Auto den weiten Weg nach Seattle zurücklegen, um nach Samantha zu schauen. Einfacher gesagt denn getan, schließlich ist im ganzen Land das Chaos ausgebrochen.
Und täglich grüßt das Murmeltier. Das mutierte, blutrünstige, bis an die Zähne bewaffnete Murmeltier, das in uns allen schlummert, wenn die Welt untergeht. Was sie sehr oft tut, zumindest in Filmen. Während das Endzeitthema von Hollywood nur noch selten aufgegriffen wird, im etwas billigeren Segment lebt die totgeweihte Menschheit unbeirrt fort. Das ist manchmal für einen Kinoauftritt gut, dieses Jahr beispielsweise in A Quiet Place und The Domestics. Vor allem aber der DVD-Markt wird von solchen Streifen überschwemmt, speziell solchen, in denen eine Zombieapokalypse das letzte Stündlein einleitet.
Das Unglück, das aus dem Nichts kam
Angesichts des offensichtlichen ungebremsten Interesses des Publikums an solchen Szenarien ist es kein Wunder, wenn auch Netflix an der Stelle gern ein bisschen mitmischt. Vor einigen Wochen stellte der Streaminggigant Cargo online, in dem ein Mann und seine kleine Tochter hilflos durch ein zombieverseuchtes Australien wandern. In How It Ends beginnt alles mit einer Naturkatastrophe. Oder irgendetwas in dieser Art. Von seismischen Aktivitäten ist die Rede, immer wieder sehen wir auch Stürme am Himmel. Was wir jedoch nicht zu sehen bekommen: eine wirkliche Erklärung, was denn nun vorgefallen ist.
Das mag man mutig finden oder dreist. Auf jeden Fall ist es bemerkenswert, wie sehr How It Ends anfangs eine mysteriöse Stimmung aufbaut und ein großes Geheimnis daraus macht, was denn nun eigentlich vorgefallen ist, sich letzten Endes aber gar nicht dafür interessiert. Hin und wieder dürfen wir zwar noch bedrohliche Farbenspiele im Himmel bewundern. Für die Geschichte haben diese aber keine Relevanz. Stattdessen wollen Regisseur David M. Rosenthal (The Perfect Guy) bzw. Drehbuchautor Brooks McLaren, der an der Serie Rambo: New Blood beteiligt sein wird, in erster Linie über die Figuren sprechen bzw. was das Chaos aus einer Gesellschaft macht.
Warum sollte mich das interessieren?
Das kann man durchaus machen, Ben & Mickey Vs. The Dead hat vor einigen Jahren gezeigt, dass eine solche Fokusverschiebung einem Endzeitfilm stehen kann. Hier tut sie das nicht. Wo die Independentkollegen mit echten Charakteren arbeiten, da bleibt bei How It Ends nur der gefürchtete Griff in die Klischeekiste. Der harte Ex-Soldat, der verweichlichte Schwiegersohn – das ist ebenso wenig originell wie die Idee, dass die beiden ungleichen Familienmitglieder sich im Laufe der Odyssee annähern werden. Denn das macht man nun mal in Roadmovies.
Mehr als ein wenig fleißiges Abhaken von Standardzutaten, die in jeder Filmküche zu finden sind, ist das hier dann auch nicht. Was stimmungsvoll beginnt, wird so zu einer Geduldsprobe, schließlich dauert How It Ends rund 110 Minuten. Das ist viel Zeit, wenn man nicht weiß, was man zeigen oder erzählen soll. Immerhin, ein bisschen Aufregerpotenzial hat der Endzeitthriller sicher: An einigen Stellen wird es ziemlich abstrus, das Ende ist auf eine Weise abrupt, wie man es in Filmen nur selten zu sehen bekommt. Aus gutem Grund. Während die Geschichte um eine gewalttätig auseinanderbrechende Zivilgesellschaft an den Stellen für Gesprächsstoff sorgt, ist der Rest schlicht zu langweilig, als dass man darüber Worte verlieren könnte. Zu abwechslungsarm auch, wenn die Handlung mal wieder nur darin besteht, sich um Benzin zu balgen. Teilweise sieht das mit den vielen Gelbtönen schicker aus. Aber auch nicht so schick, dass man sich diese Katastrophe wirklich antun müsste.
(Anzeige)