„Mission: Impossible – Fallout“, USA, 2018
Regie: Christopher McQuarrie; Drehbuch: Christopher McQuarrie; Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Tom Cruise, Simon Pegg, Ving Rhames, Alec Baldwin, Angela Bassett, Henry Cavill, Rebecca Ferguson, Sean Harris, Vanessa Kirby
Es ist ein brenzliger Auftrag, den die Agenten Ethan Hunt (Tom Cruise), Benji Dunn (Simon Pegg) und Luther Stickell (Ving Rhames) da haben: Sie sollen waffenfähiges Plutonium in ihren Besitz bringen, das derzeit auf dem Schwarzmarkt angeboten wird. Als der Plan nicht ganz so aufgeht, wie sich die Geheimorganisation Impossible Mission Force das gedacht hatte, braucht es einen Plan B. Und der führt zu White Widow (Vanessa Kirby), einer berüchtigten Schwarzmarkthändlerin. Doch auch das CIA mischt bei dieser Geschichte mit und schickt nach dem desaströsen ersten Versuch des IMF den Attentäter August Walker (Henry Cavill) hinterher, damit er ein Auge auf die Truppe haben und im Notfall einschreiten kann – ohne Rücksicht auf Verluste.
Blockbuster, das bedeutet in der heutigen Zeit meistens CGI-Spektakel. Kaum einer der großen Filme, der sich nicht irgendwelche Computer-Materialschlachten liefert, um dabei die Hollywood-Sterne vom Himmel zu holen. Besonders berüchtigt sind in der Hinsicht ja die Marvel-Filme, bei denen man schon sehr genau suchen muss, um überhaupt noch traditionell am Set gedrehte Actionszenen zu finden. Mission: Impossible war da schon immer eine Ausnahme. Sicher, ohne Rechenkünstler kommt natürlich auch diese Reihe nicht aus. Und doch haben die auf der 1960er Spionageserie Kobra, übernehmen Sie basierenden Filme sich viel von ihrer Ursprünglichkeit behalten – auch weil Tom Cruise die meisten seiner Stunts nach wie vor selbst übernimmt.
Auch alte Hasen haben noch Feuer
Das ist bei Fallout, dem nunmehr sechsten Teil der Reihe, nicht anders. Cruise mag mittlerweile schon Mitte 50 sein. Aber noch immer springt der unermüdliche Actionstar über Dächer, rennt wie ein Duracell-Hase durch die Stadt und lässt zur Not auch mal die Fäuste sprechen. Wobei er hier richtig Konkurrenz bekommt: Henry Cavill, zuletzt überwiegend wegen seiner DC Comics Filme (Batman V Superman: Dawn of Justice, Justice League) und dem damit verbundenen Schnurbart-Fiasko in den News, zeigt als Attentäter jede Menge Potenzial. Und auch eine geradezu unheimliche Physis. Wenn er gleich zu Beginn des Films gemeinsam mit einen Cruise einen überaus wehrhaften Gegner in die Mangel nimmt, wird einem erst schmerzlich bewusst, wie unterfordert er in seiner Rolle als Superman sein muss.
Auch sonst erweist sich die Besetzung bei Fallout wieder als eine der großen Stärken. Neben Carvill sind es vor allem die beiden weiblichen Neuzugänge, die nachhaltig Eindruck hinterlassen: Angela Bassett (Malcolm X) als undurchsichtige CIA-Chefin, Vanessa Kirby (The Frankenstein Chronicles) als ebenso elegante wie tödliche Femme Fatale. Dazu gesellen sich aber auch diverse bekannte Gesichter. Simon Pegg und Ving Rhames dürfen als Hunts Teamkollegen immer wieder für komische Auflockerungen sorgen. Finster bis ambivalent wird es hingegen durch andere überraschende Wiederkehrer von vorherigen Teilen, als kleines Geschenk für die Fans.
Knapp 2,5 Stunden wendungsreicher Wahnsinn
Letztere werden hier dann auch am meisten Spaß haben: Fallout erzählt zwar eine grundsätzlich eigenständige Geschichte, verweist aber doch sehr oft auf die vorangegangenen Filme. Wer die nicht kennt, dem geht bei der einen oder anderen Szene doch etwas verloren. Aber auch ohne Vorkenntnisse gehört die Hatz auf das Plutonium zu den unterhaltsamsten Streifen des Sommerkinos. Das Tempo ist hoch, die Schauplätze sind abwechslungsreich, die mit fast 150 Minuten sehr üppige Laufzeit wird man nur selten spüren – dafür passiert hier einfach viel zu viel.
Das gilt nicht nur für die zahlreichen Actionszenen, die zu Wasser, zu Lande und in der Luft stattfinden, sondern auch für die Geschichte an sich. Dass im Metier der Geheimdienste vieles nicht das ist, als was es sich ausgibt, das gehört zur Grundausstattung. Mission: Impossible – Fallout geht aber noch weit darüber hinaus. Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie, der sich 1995 mit Die üblichen Verdächtigen in den Mindfuck-Olymp schrieb, lässt keine Gelegenheit aus, unterwegs eine inhaltliche Abzweigung zu nehmen. Das passt wunderbar zu einer Atmosphäre, in der praktisch niemand dem anderen traut, man jede Minute von jemand Neuem verraten werden kann. Und natürlich kommen auch wieder die allseits beliebten Masken zum Einsatz, mit der sich Hunt und sein Team in beliebige Personen verwandeln können. Das ist oft übertrieben, klar, so wie der Film allgemein völlig over the top ist. Aber er tut dies mit soviel Selbstbewusstsein und eben auch Humor, dass man ihm das nicht ankreiden mag, dafür ist der Unterhaltungsfaktor einfach viel zu hoch. Anders ausgedrückt: Wenn man sich diesen Sommer völlig verrückten Blödsinn anschauen mag, dann sollte es dieser hier sein.
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