Safari Match Me If You Can
© Concorde Filmverleih

Safari – Match Me If You Can

„Safari – Match Me If You Can“, Deutschland, 2018
Regie: Rudi Gaul; Drehbuch: Rudi Gaul, Friederike Klingholz; Musik: LAING, Nicola Rost
DarstellerJustus von Dohnányi, Elisa Schlott, Sunnyi Melles, Max Mauff, Juliane Köhler, Sebastian Bezzel, Friederike Kempter, Patrick Abozen, Janina Fautz

Safari Match Me If You Can
„Safari – Match Me If You Can“ läuft ab 30. August 2018 im Kino

Es ist ja eines der großen Paradoxe der heutigen Zeit: Es gibt immer mehr Menschen, es gibt immer mehr Möglichkeiten, einander kennenzulernen, die ganze Welt ist vernetzt. Und doch wird es zunehmend schwieriger jemanden zu finden, der den eigenen Ansprüchen genügt. Auch deshalb haben seit einiger Zeit Datingseiten Hochkonjunktur, digitale Nachfolger der guten alten Kontaktanzeige. Der Vorteil: Sie sind schnell, übersichtlich, erlauben mit wenigen Klicks Traumpartner und Traumpartnerinnen kennenzulernen, die genau zu einem passen. Oder zumindest zu dem Bild passen, das man von sich hat und mit anderen teilen möchte.

Regisseur und Co-Autor Rudi Gaul (Das Hotelzimmer) erzählt in Safari – Match Me If You Can dann auch von einer Reihe von Leuten, die auf diese Weise ihr Glück suchen, sei es auf einer romantischen Ebene oder nur fürs Bett. Harry (Justus von Dohnányi) ist einer von denen, die einfach nur ein bisschen Spaß haben wollen. Im wahren Leben einfacher Busfahrer und in der wenig aufregenden Ehe mit Therapeutin Aurelie (Sunnyi Melles) gefangen, verwandelt er sich mithilfe der titelgebenden Dating-App in einen Piloten und Globetrotter. Eine seiner Landebahnen: Lara (Elisa Schlott). Die verdient ihr Geld als Influencerin, propagiert Enthaltsamkeit und das Warten auf die große Liebe, während sie gleichzeitig wild in der Gegend rumvögelt.

Zwischen Tragik und schlechter Komik

Daraus hätte man natürlich ein Drama machen können über Einsamkeit, soziale Isolation und gesellschaftliche Konstrukte. Gaul wollte das nicht. Er will das Publikum lieber zum Lachen bringen, indem er sich meistens über seine Figuren und deren chaotischen Liebeswege lustig macht. Denn eigentlich ist hier so ziemlich jeder lächerlich, macht dumme Sachen, ist heillos überfordert und zuweilen auch noch von zweifelhaftem Charakter. Am gnädigsten geht Safari – Match Me If You Can noch mit Mona (Juliane Köhler) um, die in der Mitte ihres Lebens endlich auch einmal ihr Schicksal in die Hand nehmen mag. Dieses Plädoyer für Selbstbestimmtheit ist sympathisch, ebenso die Darstellung von Life (Sebastian Bezzel), der ebenfalls als alleinerziehendes Elternteil und mäßig erfolgreicher Aushilfsclown die tragischste Figur ist.

Diese ruhigeren Momente sind jedoch selten, stattdessen versucht sich Gaul an jeder Menge Schenkelklopfer. Natürlich darf man diesem Thema auch mit Humor begegnen. Man sollte dann nur die entsprechenden Einfälle mitbringen. Hier? Fehlanzeige. Stattdessen dürfen wir Max Mauff (Wir sind die FlutVictoria) bemitleiden, der beim Sex immer viel zu früh kommt, deshalb bei Aurelie in Therapie ist und in der Apotheke eine peinliche Erfahrung macht. „Tina, wat kosten die Kondome?“ brüllte Hella vor Sinnen vor bald 30 Jahren in einem legendären TV-Spot durch den Supermarkt, im Kampf gegen AIDS und für eine Normalisierung eines sensiblen Themas. Davon ist Safari – Match Me If You Can weit entfernt: Gesellschaftlich relevant ist hier nur wenig, die Witze sind dafür geblieben.

Genügsamkeit ist nicht immer eine Tugend

Gelegentlich versucht sich der Film dabei durchaus an aktuellen Themen. Die besagte Diskrepanz zwischen digitalem Abbild und der traurigen Wahrheit darunter zum Beispiel. Eine zunehmende soziale Inkompetenz, wenn die Menschen sich gegenseitig gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Safari – Match Me If You Can, das auf dem Filmfest München 2018 Premiere feierte, weiß aber selbst nichts damit anzufangen. Es reicht dann eben doch nicht, einfach nur ständig Hashtags einzublenden oder Tiersymbole über den Dächern von München zu zeigen, von Followern und Shitstorms zu plaudern. Der Film zieht keine Schlüsse aus dem, was er da tut, begnügt sich damit, ziellos durch die Gegend zu scherzen.

Das kann man lustig finden, vorausgesetzt man begnügt sich mit Gags, die man schon vor ein paar Jahrzehnten in Witzbüchern fand, lange bevor es Internet, Smartphones und Apps gab. Aber es ist eben auch schade, wie wenig aus dem Ganzen gemacht wurde. Wie langweilig und einfallslos hier an die Arbeit gegangen wird. Richtig ärgerlich ist sogar, dass für diese Ansammlung von Banalitäten so viele gute Schauspieler vergeudet wurden. Die kämpfen sich dann zwar tapfer durch das Script, während sich ihre Figuren immer wieder während ihrer Selbstsuche über den Weg laufen. Erfolgreich ist der Kampf jedoch nicht, nicht für sie, nicht für den Film, nicht fürs Publikum.



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Eine Gruppe von Menschen sucht mittels einer Dating-App das Glück, findet aber nur das Chaos und falsche Versprechungen. Was ein Porträt heutiger sozialer Verknüpfungen hätte werden können, verkommt bei „Safari – Match Me If You Can“ zu einer wahllosen Ansammlung altbackener Witze, die nicht nur völlig ohne Relevanz und langweilig sind, sondern dabei auch jede Menge schauspielerisches Talent vergeuden.
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von 10