Sauerkrautkoma
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Sauerkrautkoma

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„Sauerkrautkoma“ Release // Kino: 9. August 2018

Ein Unglück kommt selten allein für Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel). Als wäre das alles nicht schon Mist genug, dass der Dorfpolizist nach München versetzt werden soll, wo er jetzt mit der ungeliebten Chefin Elisabeth Mayerhofer (Nora Waldstätten) zusammenarbeiten muss. Dann wird auch noch das Auto von seinem Papa (Eisi Gulp) geklaut. Das kriegen sie später zwar wieder, aber mit einer Leiche im Kofferraum. Und dann gibt es auch schon wieder Probleme mit seiner Susi (Lisa Maria Potthoff), die jetzt endlich mal Nägel mit Köpfen machen will. Für Franz geht das ja viel zu schnell. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie sich noch ein bisschen Zeit lassen. Dumm nur, dass ausgerechnet jetzt der Karl-Heinz Fleischmann (Gedeon Burkhard) auftaucht und der Susi schöne Augen macht …

Und jährlich grüßt das leberkäsmampfende, ständig missgelaunte Murmeltier. Nachdem der Erfolg von Dampfnudelblues 2013 noch alle überrascht hat, weshalb die Nachfolger ein bisschen länger brauchten, ist die Maschine inzwischen gut geölt: Wenn der Sommer sich zu Wort meldet, dann ist auch Franz Eberhofer wieder da. Aus gutem Grund natürlich. 500.000 Zuschauer wollen schließlich dabei sein, wenn der Polizist in irgendeinen Schlamassel gerät, sich mit seiner Familie herumärgert oder mal wieder Knatsch mit der Susi ansteht. Das tut er oft, neun Romane hat Rita Falk bereits geschrieben. Es dauert also noch, bis Franz in den Ruhestand darf.

Alles beim alten

Für Fans ist das eine gute Nachricht, gerade auch in Bayern, wo man das mit den Neuerungen gern mal ein wenig skeptischer sieht. Weshalb man die in Sauerkrautkoma auch mit der Lupe suchen muss. Am auffälligsten ist natürlich noch der Szeneriewechsel, wenn es Franz in die verhasste Großstadt verschlägt. Das wäre eigentlich eine Steilvorlage, um ein bisschen Kontrastarbeit zu betreiben, einen innerbayerischen Culture Clash. Viel bleibt davon aber nicht übrig. Am Anfang gibt es einen Einblick in die hellen und geräumigen Büroräume, die mit der modernen Einrichtung das genaue Gegenteil von den Zuständen in dem heimischen Niederkaltenkirchen ist. Und es gibt die Konflikte mit Mayerhofer, die schon in Grießnockerlaffäre die Antagonistin sein durfte. Die sind etwas amüsanter, gerade auch dank Waldstätten. Ambitioniert jedoch weniger, man hätte den Ausflug nach München auch komplett weglassen können.

Etwas konsequenter ist dafür die Suche nach dem Mörder. Zwischenzeitlich vergisst die Reihe ja ganz gern, dass sie auch unter der Bezeichnung Krimi laufen will. Irgendwelche Verbrechen sind zwar immer in Niederkaltenkirchen zu finden. Sie interessieren nur niemanden so wirklich. Nicht die Leute vor Ort. Nicht das Publikum, das mit einer beachtlichen Konstanz jedes Jahr wiederkommt. Nicht Drehbuchautor Stefan Betz, der seit dem dritten Film Schweinskopf al dente dabei ist und sicher seinen Anteil daran hat, dass die Reihe ihre anfänglich düster-ernsten Elemente komplett über Bord geworfen und sich stattdessen dem Klamauk verschrieben hat.

Der beherzte Griff ins Klo

Wer Letzteren mag, der bekommt hier auch wieder jede Menge geboten. Feingeister haben in Bayern hingegen nichts verloren, in Sauerkrautkoma geht es extra derb zu. Da wird mit plumpen Klischees gearbeitet, sich entblößende alte Frauen gelten als witziger Anblick, Alkohol und Drogen erledigen den Rest. Und wenn auch das nicht reicht, gibt es eben Toilettenhumor – wortwörtlich. Die einstigen kleineren Einblicke in das dörfliche Leben, das hier auch ein wenig auf den Arm genommen werden sollte, die sind schon längst zu einer Farce verkümmert, die sich so gar nicht für die Menschen interessiert. Was irgendwo noch der komischste Aspekt einer Reihe ist, die ja näher am Volk sein will.

Dem Stammpublikum dürfte das aber egal sein, ist es wurst, dass jeder Teil ein andere bayerisches Schmankerl im Titel trägt und dann doch wieder gleich schmeckt. Schade ist es dennoch, dass die so vergnüglich gestartete Reihe so schnell so träge und müde wurde. Nicht einmal der Tapetenwechsel – und es sind besonders scheußliche Tapeten, die sich Hobbyermittler Rudi (Simon Schwarz) da in München ausgesucht hat –, kann darüber hinwegtäuschen, dass die Filme einfach nichts mehr zu erzählen haben, ihnen keine neuen Witze mehr einfallen. Wem das reicht, keine sonderlich hohen Ansprüche hat, nicht an Figuren, Geschichten oder Humor, der wird sich über Nachschlag freuen. Der Rest wird durch den faden fünften Teil kaum Anlass finden, erneut nach Bayern reisen zu wollen.



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Business as usual im fünften Teil der bayerischen Hitreihe. Zwar wird dem Verbrechen in „Sauerkrautkoma“ wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zuteil, auch der Kontrast mit München verspricht frischen Wind. Am Ende bleibt davon aber kaum etwas übrig. Die Krimikomödie ist einfallslos, müde, verbirgt das mangelnde Interesse an den Figuren hinter derbem Toilettenhumor.
4
von 10