„Father of the Year“, USA, 2018
Regie: Tyler Spindel; Drehbuch: Tyler Spindel, Brandon Cournoyer; Musik: Elmo Weber
Darsteller: David Spade, Nat Faxon, Joey Bragg, Matt Shively
Eigentlich sind Ben (Joey Bragg) und Larry (Matt Shively) ja die besten Freunde. Aber auch die besten Freunde bekommen sich manchmal in die Haare. Bei den zweien war es der Alkohol, der sie veranlasste, darüber zu streiten, welcher ihrer Väter bei einem Kampf wohl gewinnen könnte. Wirklich ernst gemeint war das nicht. Als Bens Vater Wayne (David Spade) davon erfährt, ist aber Schluss mit lustig, dieses Duell braucht schließlich einen Sieger. Ihn. Als er sich daraufhin mit Mardy (Nat Faxon) anlegt, gerät die Geschichte schnell aus dem Ruder und Ben hat nun alle Hände voll zu tun, um den angerichteten Schaden wieder gutzumachen.
Besser als der Ruf?
Netflix-Filme stehen ja, im Gegensatz zu der Seriensparte des Streaminggiganten, in dem Ruf, den qualitativen Bodensatz der gegenwärtigen Filmproduktion zu bilden. Das geht so weit, dass manche sich partout weigern, jegliche Filme mit dem markanten roten Logo anzuschauen. Ganz fair ist das natürlich nicht, wer genauer hinschaut entdeckt im Schlamm so manche Perle: Der chinesische Liebesfilm Us and Them wäre so ein Beispiel neueren Datums, der englische Thriller Calibre – Weidmannsunheil ein zweites. Bei Komödien sieht es dabei aber tatsächlich übel aus. Ob nun Die Woche, Game Over, Man! oder Das Vermächtnis des Weißwedelhirschjägers, einige der kläglichsten Versuche dieses Jahres, komisch zu sein, gehen auf die unermüdlichen Amerikaner zurück.
Vater des Jahres reiht sich da nahtlos ein. Wenn es hier zu einem Wettstreit kommt, welcher Vater denn nun der stärkere ist, dann ist das in Wahrheit ein Wettstreit darum, wer die miesesten Witze erzählen kann. Wobei, es ist nicht immer ganz klar, ob es sich hier um tatsächliche Witze handelt oder wahllos zusammengestellte Wortfetzen und Körperzuckungen. Es ist zumindest nur schwer vorstellbar, dass tatsächlich jemand die Vorstellung hatte, eine Badehose auszuziehen, um sie jemand anderem zu geben, zum Lachen anregen würde.
Hi hi, er hat „fuck“ gesagt!
Nun muss sicher nicht jeder Witz intelligent sein, anspruchsvoll, relevant. Oder auch geschmackvoll. Wenn aber schon Zoten zum Einsatz kommen, dann sollten sie wenigstens irgendwie überraschend sein. Spielraum gibt es genug, von der Absurdität von The Disaster Artist bis hin zu Sachen wie Jackass: Bad Grandpa, der mit purer Dreistigkeit unterhält. Tyler Spindel, der hier Regie führt und am Drehbuch mitschrieb, gelingt aber weder das eine, noch das andere. Eine Szene ist nicht allein witzig, nur weil jemand „fuck“ sagt, auch nicht zu einem Kind. Sie ist auch nicht anstößig, sofern man nicht gerade in einem sehr verklemmten Umfeld aufgewachsen ist, das weibliche Geschlechtsteile nur vom Hörensagen her kennt. Blöd zu sein, ist nicht automatisch schlimm. Langweilig hingegen schon. Und Vater des Jahres ist langweilig, sehr sogar.
Wenn Tyler wenigstens versucht hätte, eine Geschichte zu erzählen oder irgendwie mit Figuren punkten zu wollen. Aber da geschieht wirklich gar nichts. Der im Titel angedeutete Streit macht nur einen winzigen Teil der Handlung aus, der Rest sind notdürftig zusammengeschweißte Gags. Allenfalls Mitleid weckt die Komödie beim Publikum. Mitleid mit Ben, dessen unbeholfenen Versuche in punkto Liebe noch die überzeugendsten Momente in diesem Desaster sind. Mitleid mit den vielen Leuten, die Wochen und Monate ihres Lebens bei der Produktion von Vater des Jahres verschwendet haben und nun mit einem Eintrag im Lebenslauf gestraft sind, der schlimmer ist als jeder Knast. Und Mitleid mit einem selbst natürlich, dass man immerhin anderthalb Stunden damit verbracht hat, vergeblich auf einen Funken Unterhaltung zu warten.
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