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20 Jahre ist es her: Lola Rennt

Mit einem Anruf ihres Freundes geht die Rennerei los. Manni (Moritz Bleibtreu) hat Mist gebaut. Als Handlanger einer Gruppe Gangster muss er 100.000 Mark abliefern. Trottel, der er ist, hat er seine Tasche mit dem Geld in der U-Bahn liegenlassen, woraufhin sich ein Obdachloser kurzerhand die Tasche geschnappt hat und damit abgehauen ist. Verzweifelt ruft er seine clevere Freundin Lola (Franka Potente) an, sie soll die Lösung haben, denn er selbst kommt nur auf eine Idee: Einen Supermarkt überfallen. Es liegen nur 20 Minuten zwischen dem Anruf und dem vereinbarten Treffen mit den Gangstern, hat er bis zu dem Zeitpunkt das Geld nicht, steht es schlecht um Manni. Lolas Gehirnzellen fangen an zu rattern, sie macht sich auf die Socken, um in Windeseile das Geld für ihren Geliebten aufzutreiben und ihm aus der Patsche zu helfen.

Regisseur Tom Tykwer bringt in den 80 Minuten Laufzeit des Klassikers aus 1998 dreimal dieselben 20 Minuten auf die Leinwand, allerdings jedes Mal etwas abgewandelt. Ganz nach dem Prinzip des sogenannten Butterfly-Effects, den wir bereits aus Filmen wie „The Butterfly Effect“ und „Happy Death Day“ kennen, wird Lolas Lauf in jeder Runde um ein paar Sekunden verzögert, was weitreichende Auswirkungen auf die darauffolgenden Geschehnisse hat. In dem Streifen geht es um vielmehr als die 100.000 Mark, die es aufzutreiben gilt. Es geht darum, wie man jeden Tag, jede Sekunde eine Entscheidung trifft, die das Leben komplett verändern kann. Es geht um die unglaubliche Macht der Liebe und darum, wie das Leben eben seinen Lauf nimmt. War es wirklich Lola, die rennt? Oder war es einfach der Lauf der Dinge?

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Renn, Lola, renn – Dreimal auf ein Neues

Im Film wird gerannt, sehr viel gerannt. Lola mit den feuerroten Haaren wird gleich dreimal durch die Straßen Berlins geschickt. Durch kurze Passagen im Cartoon-Stil, werden die Läufe voneinander getrennt. Lola begegnet im Treppenhaus einem Punk mit Hund, an dem sie einmal einfach vorbeirennt, einmal fällt sie über den Hund und ist so wenige Sekunden später auf der Straße, beim dritten Lauf springt sie über ihn und gewinnt wertvolle Zeit. Es folgen hektische Szenen mit drei verschiedenen Versuchen, an das Geld zu kommen. Sie will ihren reichen Bänker-Vater fragen, der jedoch gerade mit seiner Geliebten streitet. Im zweiten Versuch überfällt sie die Bank und schafft es zu entkommen. Im letzten Versuch macht sie sich auf  den Weg ins Casino, womit sich Lola Rennt neben anderen legendären Filmen einreiht, die die spannende Casino-Szene nutzen, um für den besonderen Nervenkitzel zu sorgen. Hier setzt sie gleich zweimal all ihr Geld auf eine Zahl. Als Zuschauer traut man sich kaum zu blinzeln, so hektisch und nervenaufreibend ist jede einzelne Szene des Films.

Dreimal versucht Lola eine andere Strategie, dreimal wartet ein anderer Verlauf der Dinge, dreimal ein anderer Ausgang und dreimal werden die Leben der Menschen um sie herum auf andere Weise berührt. Nimmt man sie während des ersten Laufs noch nicht wirklich wahr, nimmt die Aufmerksamkeit, die man ihnen widmet mit jedem Lauf doch zu. Kurze Schnappschüsse zeigen das zukünftige Leben der Menschen, denen Lola beim Rennen begegnet. Dies reicht vom Leben der Bankmitarbeiterin, zur Beziehung zwischen ihrem Vater und seiner Geliebten bis hin zur Frau, die mit dem Kinderwagen auf der Straße unterwegs ist. Auf den ersten Blick scheint Lola einfach nur an ihnen vorbeizurauschen, doch wenige Sekunden Unterschied wirken sich auch auf die Fremden aus – wie gesagt, Butterfly-Effect.

Hektische Rennerei hoch drei

Regisseur Tom Tykwer bringt in Lola Rennt sämtliche Ressourcen der technischen Darstellung ins Rennen. Ein volles Repertoire an Schnitttechniken kommt zum Einsatz: Schnappschüsse, Zeitlupe, Cartoon-Passagen, 360-Grad-Drehungen, Splitscreens und vor allem schnelle Schnitte bringen fast schon die Zuschauer zum Keuchen. Dabei wird das endlose Gerenne mit einem heftigen Beat unterlegt, der die Hektik des Films noch mehr unterstreicht. Tykwer hat sich hier mit sämtlichen Techniken der Filmproduktionen besonders experimentierfreudig gezeigt. Gewöhnungsbedürftig, doch es funktioniert.

Das Konzept des Films ist zweifelsohne ein Neues, laut Tykwer ist es die menschlich überzeugende Figur, um die sich der Film dreht, die den Film so erfolgreich werden ließ. Er krempelte mit dem Film die deutsche Filmindustrie deutlich um, er wurde auf internationalen Filmfestivals gezeigt und schaffte es in die Oberliga der erfolgreichsten deutschen Filmproduktionen im Ausland. Die unermüdliche Protagonistin mit ihrem rotzigen Auftreten, Tattoo am Bauch und feuerroten Haaren wird durch Tykwer gekonnt in Szene gesetzt, dreht sich die Kamera doch stets um sie. Neben der endlosen Action und Spannung kommt auch Romantik nicht zu kurz, schließlich rennt Lola für ihren geliebten Manni. Auch die Moral prägt sich ein, können doch wenige Sekunden bereits über Leben und Tod entscheiden.



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