Die Mitglieder von S.H.I.E.L.D. kommen einfach nicht zur Ruhe. Während deren Chef Phil Coulson (Clark Gregg) sich mit einer neuen mysteriösen Geheimorganisation herumplagt, versucht Daisy (Chloe Bennet), andere Menschen mit übernatürlichen Kräften zu finden und zu beschützen. Leo Fitz (Iain De Caestecker) ist ebenfalls auf der Suche, schließlich ist seine Partnerin Jemma Simmons (Elizabeth Henstridge) in dem riesigen Monolithen verschwunden und er würde alles dafür tun, sie wieder herauszubekommen. Derweil sind aber auch Hydra nicht untätig: Der ehemalige Doppelagent Gent Ward (Brett Dalton) und der schwerreiche Gideon Malick (Powers Boothe) verfolgen ganz eigene Pläne, wie sie ihre Organisation vorantreiben können.
In der inzwischen kaum noch zu bewältigenden Flut an Filmen und Serien aus dem großen Marvel-Universum – dieses Jahr sind es wieder sechs Kinofilme plus ebenso viele TV-Auftritte – ist Agents of S.H.I.E.L.D. sicher eine der seltsamsten Produktionen. Zum einen ist sie die einzige Serie, die tatsächlich regelmäßig auf das ansonsten unabhängige Marvel Cinematic Universe verweist. Zum anderen schlägt sie auch immer wieder Haken, führt neue Figuren ein, neue Organisationen und hat sich im Laufe mehrerer Staffeln komplett gewandelt, obwohl nahezu alle Figuren von Anfang an dabeigeblieben sind. Das muss man erst einmal schaffen.
Mehr und mehr und mehr
War Staffel eins noch eine vergleichsweise humorvolle Angelegenheit, deren „Mission of the week“-Struktur nur ein Aufhänger war, um eine Gruppe sehr unterschiedlicher Charaktere gemeinsame Abenteuer erleben zu lassen, änderte sich das bereits in der zweiten Staffel. Die war deutlich ernster, stärker an komplexeren Beziehungen interessiert, erzählte nach einem etwas trägen Anfang auch eine tatsächlich durchgehende Geschichte. Außerdem führte sie so viele neue Figuren ein, dass einem dabei schon ein wenig schwindlig werden konnte.
Das ist in der dritten Staffel nicht anders. Sämtliche wichtigen Charaktere, zumindest die noch lebenden, kehren hier zurück, in der einen oder anderen Form. Dazu gesellen sich massig neue, die einer der mittlerweile drei konkurrierenden Organisationen angehören, manchmal auch völlig für sich stehen. Das ist inzwischen schon Overkill, zumal es dem Heerschar an Drehbuchautoren und -autorinnen nicht wirklich gelingt, diesen immer Profil zu verleihen. Sie versuchen es, greifen hierfür aber meist auf irgendwelche tragischen Ereignisse zurück. Das ist nicht nur plump, sondern führt auch dazu, dass Agents of S.H.I.E.L.D. etwas eintönig geworden ist.
Das Leben ist ein einziger Kampf
Ob nun Daisy oder Coulson, Fitz oder Simmons, Melinda May (Ming-Na Wen) oder Lincoln Campbell (Luke Mitchell), sie alle müssen große Verluste beklagen oder wollen große Opfer bringen, begleitet von ebenso großen Reden. Selbst bei den Gegenspielern Ward und Malick spart die Serie nicht mit furchtbar finsteren Vorgeschichten und dramatischen Entwicklungen. Was in Maßen gut funktionieren kann, verliert hier jedoch zunehmend das Gespür, wie viel eine Geschichte verträgt. Wenn die Folgen irgendwann nur noch aus Selbstgeißelungen und Gruppentherapiesitzungen bestehen, dann ist das einfach zu dick aufgetragen, als dass es noch eine Wirkung erzielen würde. Vom gelegentlichen Augenrollen mal abgesehen. Denn wer ständig nur jammert oder mit schlechter Laune durch die Gegend läuft, der verspielt schnell alle Sympathien – was schade ist bei einer Serie, die anfangs gerade durch die Figuren überzeugte.
Höhepunkte gibt es aber noch immer. Faszinierend ist beispielsweise das Schicksal von Jemma, welche sie durch die Begegnung mit dem Monolithen erleidet. Und auch die Fähigkeiten der unentwegt hinzukommenden Inhumans sorgen für etwas frischen Wind – Agents of S.H.I.E.L.D. ist endgültig zu einer Art X-Men im Serienformat geworden. Wer vor allem sehen will, wie ständig jemand durch die Luft geworfen wird, etwas in Flammen aufgeht oder Strom durch die Gegend schießt – neben herkömmlichen Kugeln –, der bekommt hier schon einiges geboten. Und auch die Wendungen und sich regelmäßig verändernden Allianzen werden ihre Fans finden. Gleichzeitig ist die Serie dadurch aber phasenweise recht anstrengend geworden, weniger wäre hier gleich in mehrfacher Hinsicht mehr gewesen.
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