Cutterhead
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Cutterhead

Cutterhead
„Cutterhead“ // Deutschland-Release: nicht angekündigt

Als Rie (Christine Sønderris) in die Tiefe hinabsteigt, um über den Bau einer Kopenhagener Metro zu berichten, sah das nach einem Tag wie jeder andere aus. Sich ein bisschen umschauen, mit den Arbeitern vor Ort plaudern, danach weiter, um ihre Tochter beim Kindergarten abzuholen. Doch daraus wird nichts. Denn plötzlich bricht ein Feuer aus und die Journalistin ist zusammen mit den Arbeitern Bharan (Samson Semere) und Ivo (Krešimir Mikic) von der Außenwelt abgeschnitten. Wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen sollen, kann niemand sagen, denn Vorräte und Sauerstoff sind knapp. Und wer sollte sie hier schon suchen kommen?

Eine Journalistin, die im Untergrund Nachforschungen betreibt, das könnte bei dem einen oder anderen Erinnerungen an den Found-Footage-Geheimtipp The Tunnel wecken. Dort war es ein australisches Reporterteam, das tief unter Sidney eine fette Story witterte, aber etwas sehr viel weniger Schönes vorfand. Übernatürliche Wesen sind in Cutterhead zwar nicht angesagt, braucht es auch gar nicht: Die Realität kann schließlich auch schon schrecklich genug sein. In punkto Spannung kann es der dänische Thriller aber durchaus mit den Kollegen von Down Under aufnehmen.

Mittendrin, statt nur davor
Dabei setzt auch Cutterhead auf einen möglichst realistischen, dokumentarischen Look, schließlich soll man hier das Gefühl haben, tatsächlich im Tunnel eingesperrt zu sein. Wobei, so richtig viel zu sehen gibt es ja ohnehin nicht. Ein Großteil des Films spielt in einem Raum, der nur aus Wänden und Rohren besteht, dazwischen winden sich die drei Überlebenden, bei denen man gar nicht so genau sagen kann, ob sie richtig Glück oder richtig Pech hatten. Während alle anderen nämlich mit ziemlicher Sicherheit sofort tot waren, steht ihnen ein Kampf bevor, bei dem unklar ist, ob er überhaupt gewonnen werden kann.

Das folgt über weitere Strecken den bewährten Bahnen eines Katastrophenfilms. Da wird Ausrüstung zusammengekratzt, nach Trinkwasser gesucht, man unterhält oder streitet sich über verschiedene Lösungsansätze, ist zwischendrin auch einem Nervenzusammenbruch nahe. „Wir werden hier alle sterben, oder?“ fragt Rie ihre Leidensgenossen, die sich in der Tiefe zwar auskennen, letztendlich aber genauso hilflos sind wie sie. Abwechslungsreich ist das weniger, wo sich andere Survivaldramen von Raum zu Raum kämpfen, in der Hoffnung auf einen Ausweg, da ist hier Stillstand angesagt.

Ich. Will. Hier. Raus!
Was sich nach einer Schwäche anhört, gehört aber auch zu den Stärken des Films. Der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 konzentriert sich lieber auf die steigende Panik des Trios als auf Action. In einem Raum eingesperrt zu sein, das ist nie eine besonders schöne Atmosphäre. Und auch wenn das hier nie die Ausmaße von etwa Die Höhle – Überleben ist ein Instinkt, keine Wahl annimmt, wo Enge auf Orientierungslosigkeit traf, wer zu Klaustrophobie neigt, sollte sich das hier besser zweimal überlegen. Denn auch wenn der Weg später weiter geht, er wird nicht unbedingt breiter, selbst in den Weiten des Kinosaales befällt einen das Gefühl von Beklemmung.

Spannend ist das Spielfilmdebüt von Regisseur und Co-Autor Rasmus Kloster Bro aber auch durch den Fokus auf einige wenige Personen. Drei Menschen, die sich kaum kennen, die sich entsprechend wenig schulden: Das ist als experimentelle Grundlage ideal, um Grenzen auszutesten. Wie weit gehe ich, um mein eigenes Leben zu retten? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, um etwaige Vorbehalte abzulegen und sich über andere hinwegzusetzen? Wirklich philosophisch wird Cutterhead dabei nicht, dafür sind die Dialoge auch zu spärlich. Freunde packender, leicht fieser Filme finden hier dafür nach The Guilty schon den zweiten Geheimtipp aus Dänemark, der die Hoffnung auf weitere Abgründe aus unserem nördlichen Nachbarn nährt.



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Wenn ein ganz normaler Arbeitstag zur Katastrophe wird: „Cutterhead“ nimmt uns mit in eine dänische Tunnelanlage, in der kurze Zeit drauf ein Feuer ausbricht. Der Thriller um drei Menschen, die da unten eingeschlossen sind, gewinnt seine Spannung aus der klaustrophobischen Atmosphäre sowie der Frage, wie weit die drei gehen werden, um noch einmal herauszukommen – sofern sie es denn überhaupt schaffen.
7
von 10