So genau wüsste sie das gar nicht. Aber mehr als zehn elektronische Geräte dürften es schon sein, die sie besitzt, gibt eine der Passantinnen an, die in Death by Design – Die dunkle Seite der IT-Industrie zu Wort kommen. Ein Einzelfall ist das nicht, wir sind es gewohnt, uns mit so viel Elektronik zu umgeben, da verliert man schon mal den Überblick. Handy, klar, Laptop, Fernseher, vielleicht ein Tablet, eine Smartwatch, Spielekonsolen oder auch Stereoanlagen – nahezu jeder Bereich unseres Lebens ist von kleinen blinkenden Helferlein bestimmt.
Doch diese mal mehr, mal weniger praktischen Errungenschaften, sie haben ihren Preis. Einen, der auf Schildern im Fachgeschäft oder online auftaucht und wir in Form von Geld bezahlen, gerne ebenfalls elektronischem. Höher noch ist aber der Preis, von dem wir gar nicht wissen, dass wir ihn bezahlen. Zumindest Sue Williams war überrascht, als sie bei den Recherchen für ihren neuen Film viele unschöne Details entdeckte, die wir im LED-Licht unserer Alltagsbegleiter oft nicht sehen. Oder auch nicht sehen wollen.
Oh, davon hab ich schon mal gehört!
Teilweise ist es altbekannt, was die US-Filmemacherin hier auspackt. Den Skandal um Apple-Zulieferer Foxconn, die für ihre skandalösen Arbeitsbedingungen immer mal wieder in den Schlagzeilen standen, konnte man selbst in seiner wohligen Blase kaum überhören. Mit welchen Giften aber auch in den US hantiert wird, wie eine andere größere Geschichte in Death by Design berichtet, das überrascht und schockiert dann schon ein wenig.
Williams will das natürlich auch. Sie ist sich der Macht der Bilder bewusst. Nüchterne Zahlenkolonnen? Die gibt es in Death by Design weniger bzw. werden in die gelegentlich aufploppenden Texttafeln verbannt. Stattdessen vertraut sie auf schicke Aufnahmen und diverse persönliche Schicksale. Krebserkrankungen aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen? Geistige Behinderungen? Das ist schon etwas härterer Stoff, mit dem der Film seine Message überbringen will.
Mögliche Alternativen
Reine Panikmache steht bei dem Beitrag vom Fünf Seen Filmfestival 2017 aber auch nicht an. Vielleicht auch um einen kleinen Gegenpol zu den düsteren Untergangsszenarien zu bilden, stellt Death by Design einige Ansätze vor, sich aus dem Teufelskreis der Wegwerfgesellschaft zu befreien. Da gehören Reparaturhilfen für Geräte dazu, die von den Herstellern nicht mehr angenommen werden. Ein anderes Beispiel zeigt, dass aber auch schon bei der Konzeption neue Ansätze helfen können. Warum nicht mal einen Computer bauen, der zehn Jahre hält?
Ungelöst bleibt dabei aber ein anderes Problem, das in den Straßenbefragungen deutlich wurde: Die Leute wollen ja gar nicht mehr so lange an einem Gerät festhalten. Im Gegenteil, je früher das Upgrade, umso besser. So manch einer wird vielleicht sogar ganz froh sein, wenn das Smartphone nicht mehr ganz so will, schließlich erleichtert das die Entscheidung, wieder was Schickes und Neues zu kaufen. Ob Death by Design daran etwas ändern wird, ist fraglich. Immerhin darf das Publikum aber, ein offenes Ohr vorausgesetzt, doch zumindest ein bisschen darüber nachdenken, inwiefern das eigene Kaufverhalten nicht geändert werden sollte.
(Anzeige)