Irgendwie ist das Leben von Brij Mohan (Arjun Mathur) schon ziemlich beschissen. Trotz seiner einmaligen Fähigkeit, die Körbchengröße von Frauen auf Anhieb sagen zu können, läuft sein Dessousladen einfach nicht. Verschuldet ist er, bis über den Kopf, die Banken wollen ihm sogar schon sein Auto pfänden. Und auch daheim läuft es nicht wirklich, mit seiner Frau Sweety (Nidhi Singh) ist er im Dauerclinch. Doch das soll jetzt alles anders werden: Ein Textilhändler bietet ihm Stoffe an, für den ihm die Kundinnen den Laden einrennen werden. Garantiert. Aber dafür braucht Brij natürlich Geld. Und so wendet er sich an Raghu (Sunny Hinduja), einen ebenso charmanten wie skrupellosen Kredithai …
Bei seinen globalen Expansionsplänen scheint Netflix inzwischen fest entschlossen zu sein, auch Indien einzunehmen. Es ist zumindest auffällig, wie viele Produktionen des asiatischen Milliardenlandes derzeit ihren Weg zum Streamingdienst finden. Für Schlagzeilen sorgte gerade die Thrillerserie Der Pate von Bombay, mit Ghul steht demnächst gar eine Horrorproduktion an. Lust Stories porträtierte das Liebesleid speziell indischer Frauen, die mit alten Rollenmustern zu kämpfen haben. Mit Der unsterbliche Brij Mohan soll nun auch das Komödienfach abgedeckt werden.
Ein Verlierer mit mangelndem Selbstvertrauen
Die ganz großen Erwartungen scheint man hier aber nicht an die Vermarktbarkeit des Filmes zu haben, da er wie so viele asiatische Netflix-Einkäufe (Notwehr, Telekinese, Us and Them) nicht synchronisiert wurde. Das könnte durchaus mit dem Humor zusammenhängen. Einerseits ist der schon sehr universell: Ein Verlierer, der vom großen Glück träumt und dabei in einen ziemlichen Schlamassel gerät, das begegnet uns auf jedem Kontinent, in fast allen Kulturkreisen. Das alleine macht Der unsterbliche Brij Mohan aber noch nicht zu einem lustigen Film.
Versucht hat es Nikhil Bhat, der hier Regie führt und das Drehbuch schrieb, sicherlich. Der Funke will aber nie überspringen. Ob es Brijs Streitereien mit seiner Frau sind, die Besuche bei seiner Geliebten (Sheetal Thakur), der Ärger mit Banken und Gangstern – Der unsterbliche Brij Mohan ist auf eine grausame Weise unkomisch. Da werden Klischees ausgegraben, an anderen Stellen etwas übertrieben. So gut wie nichts davon überzeugt aber wirklich, wandelt irgendwo zwischen sterbenslangweilig und anstrengend.
Ende gut, alles gut?
Interessant wird es erst in den letzten 20-30 Minuten, wenn Bhat die bemühten Klamaukpfade verlässt und etwas mehr aus seinem Film machen möchte. Die satirischen Angriffe auf ein von Korruption und persönlichen Interessen durchfressenes Rechtssystem sind zwar nicht unbedingt clever. Nett sind sie schon. Vor allem aber eine inhaltliche Wendung trägt maßgeblich dazu bei, dass der verheerende Ersteindruck sich später etwas aufbessert: Das Szenario von Der unsterbliche Brij Mohan wird hier unerwartet originell, zudem auch schrecklich perfide, nach der vorangegangen 08/15-Stunde ist zumindest die Neugierde höher, was mit dem unglücklichen Titelhelden geschieht.
Freunde schwarzer Komödien könnten es hierfür mal versuchen. Aber auch die können die Zeit besser nutzen, indem sie sich die Zusammenfassung durchlesen und sich den kläglichen Rest des Films ersparen. Denn Der unsterbliche Brij Mohan braucht einfach viel zu lange, bis da mal etwas Interessantes geschieht, verschwendet zu viel Zeit auf öde Figuren und ihren öden Alltag, ist insgesamt einfach nicht entschlossen genug. So schön es ist, dass Netflix sein Portfolio international stärken will, der Bereich Komödie ist und bleibt ein Schwachpunkt bei den eigenen Filmen, der hierdurch nicht gerade verbessert wird.
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