Kommissar Krass (Gert Fröbe) kommt einfach nicht zur Ruhe. Immer sind da mysteriöse Morde aufzuklären, verschlagene Verbrecher zu jagen. Gerade hat er es mit einem besonders fiesen Exemplar zu tun, der auf frappierende Weise an die Schandtaten des legendären Dr. Mabuse erinnert. Aber ist der nicht schon tot? Die Suche nach Spuren führt Krass in das Hotel „Zum güldenen Grasdackel“ in Leimerstetten auf der schwäbischen Alb. Dort treiben sich nicht nur allerlei zwielichtige Gestalten herum, unter anderem der Millionär Helmut Wurster (Peter van Eyck) und die selbstmordgefährdete Sabine Hirrlinger (Dawn Addams). Auch das Internet, eine bahnbrechende neue schwäbische Erfindung, ist dort zu Hause.
Der Name Dominik Kuhn dürfte vielleicht nicht ganz so vielen ein Begriff sein. Gehört haben seine Stimme aber bestimmt schon viele: Unter seinem Pseudonym Dodokay veröffentlicht der gebürtige Schwabe immer wieder Clips berühmter Filme, Serien oder Persönlichkeiten, die er in seiner Mundart neu synchronisiert und seinen Opfern völlig neue Texte in den Mund legt. Am bekanntesten ist vermutlich Virales Marketing im Todesstern Stuttgart, wo er eine Szene aus Star Wars IV: Eine neue Hoffnung ein klein wenig anders interpretierte. Aber auch 24, Angela Merkel und Barack Obama stehen auf seiner Liste.
Großes Vorbild
Nachdem er sich eine ganze Weile mit eben solchen Clips, Fernsehauftritten und Bühnenshows sein Geld verdiente, wagt er sich nun an seinen ersten richtigen Film. Erneut bleibt er seinem Erfolgsrezept treu, nimmt ein bereits bestehendes Werk, spricht es komplett allein und mit neuer Geschichte auf Schwäbisch ein. Für sein Filmdebüt nahm er sich Die 1000 Augen des Dr. Mabuse aus dem Jahr 1960 an, in dem Fritz Lang Figuren seiner erfolgreichen Mabuse-Filme aus den 20ern und 30ern wiederaufnahm. Kommerziell war das letzte Werk der deutschen Regielegende erfolgreich, künstlerisch bleibt es eher umstritten.
Allzu viel Ärger dürfte Kuhn daher nicht verursachen, wenn er sich an einem der großen deutschen Filmemacher vergeeift. Zumal Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse ohnehin eher für ein kleineres Publikum gedacht ist, das sich in erster Linie aus bereits bestehenden Fans zusammensetzt. Die dürfen sich darüber freuen, dass der Komiker sich und seine Zuschauer wieder um den Verstand schwäbelt, Geschichten einen völlig neuen Kontext gibt, dabei nicht nur die Vorlage, sondern auch schwäbische Klischees durch den Kakao zieht.
In Maßen witzig
Das kann manchmal ganz lustig sein, etwa wenn das achtlose Wegwerfen von Bonbonpapieren für jede Menge Ärger sorgt oder der blinde Wahrsager Dieter Gekeler (Wolfgang Preiss) zu den neuesten Lottozahlen befragt wird. Etwas anstrengend sind hingegen die Bezüge zum Internet und der ständigen Überwachung – und das obwohl Die 1000 Augen des Dr. Mabuse seinerzeit selbst Elemente eines totalitären Staates einbaute und damit eine geeignete Vorlage ist für Angriffe auf die heutige Datensammelwut. Da bräuchte es dann aber schon ein bisschen mehr Humor, als aus Facebook ein Fleissbook und aus Zuckerberg ein Sackerberg zu machen.
Und das ist dann eben auch das Problem bei der Parodie: Sie hat nicht genügend Ideen, um einen ganzen Film zu rechtfertigen. So absurd es zunächst ist, deutsche Urgesteine wie Gert Fröbe als Schwabenremix zu hören und Internetverweise in einer noch total analogen Welt einzubauen, das ist und bleibt Material für kurze Clips, nicht für eine durchgehende Handlung. Die wird zwar zunehmend bescheuerter, wie von Kuhn beabsichtigt, langweilt dadurch jedoch eher, als dass sie unterhält. Es gibt einfach zu wenig, an dem man sich festhalten könnte. Krimifans können um diesen Mabuse ohnehin einen großen Bogen machen, denn die Spannung liegt hier allenfalls darin, welchen Blödsinn sich Kuhn als nächstes einfallen lässt.
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