Disenchantment Staffel 1
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Disenchantment – Staffel 1

Disenchantment
„Disenchantment – Staffel 1“ // Deutschland-Release // Netflix: 17. August 2018

Eigentlich hat Prinzessin Bean ja nur wenig Grund zum Klagen. Sie lebt im schönen Dreamland, muss sich um nichts kümmern, kann den Luxus und die Annehmlichkeiten des Königslebens genießen. Wäre ihr nur nicht so schrecklich langweilig. Um den Zwängen des Hofes und ihrer eiskalten Stiefmutter zu entkommen, schleicht sie sich schon mal in die Stadt, wo sie sich besäuft und sich ihrer Leidenschaft des Glücksspiels hingibt. Der König ist darüber natürlich wenig glücklich, verzweifelt aber regelmäßig an dem Dickkopf von Bean. Denn die lässt sich einfach nichts sagen. Außer vielleicht von ihren beiden besten Freunden, mit denen sie Abenteuer erlebt: der etwas einfach gestrickte Elf Elfo und der verschlagene Dämon Luci.

Nicht kleckern, sondern klotzen: Damit die Zuschauer erst gar in Versuchung kommen, den Fernseher auszuschalten und Alternativen entdecken, ist Netflix inzwischen zum Dauerbeschuss übergegangen. Dabei setzt der Streamingdienst auf eine Mischung aus großen Namen, die mit jeder Menge Hype und Marketing einhergehen, und kleineren Produktionen. Was für den Live-Action-Bereich gilt, das gilt – wenn auch mit Abstrichen – ebenso für den der Animation. Da gibt es kleine No-Name-Geheimtipps wie The Hollow, es wird mit alten Kultfiguren geworben (Castlevania, Devilman Crybaby), Serien zu aktuellen Kinoblockbustern (The Boss Baby: Wieder im Geschäft) sorgen für den Mainstreamappeal.

Rückkehr eines TV-Urgesteins
Kult und Mainstream in einem, das ist der neueste animierte Coup von Netflix: Disenchantment. Schließlich steckt niemand Geringeres als Matt Groening dahinter, der mit den Simpons Fernsehgeschichte schrieb. Aber auch seine zweite Serie Futurama hatte jede Menge Fans. Da dürfen die Erwartungen schon mal etwas höher ausfallen, sowohl an Inhalt wie auch an Erfolg. Nach amerikanischer Alltagsidiotie und absurden Science-Fiction-Abenteuern wendet sich der Cartoonist nun dem Mittelalter zu. Das fehlte nun mal in seiner Sammlung und ist dank Game of Thrones zudem wieder en vogue.

Disenchantment ist jedoch nicht einfach der Versuch, auf einen aktuellen Trend aufzuspringen. Stattdessen sind die Geschichten um die trinkfreudige Prinzessin klassische Groening-Kreationen, was auch auf den ersten Blick erkennbar ist. Sicher, der Computer kommt hier häufiger zum Einsatz als früher, gerade bei den dynamischen Kamerafahrten durch das Schloss. Die Figuren haben zudem fünf statt vier Finger. Ansonsten sind sie aber an dem markanten Überbiss, den großen Augen und den typischen Mimiken eindeutig als Kinder des TV-Urgesteins zu erkennen. Und das gilt auch für den Humor, der irgendwo zwischen derb und schwarzhumorig, zwischen sprachlich und rein visuell umherwandert. Erlaubt ist, was zum Lachen bringt.

Mal sehr lustig, mal weniger
Das tun die zehn Folgen der ersten Staffel sicherlich, jedoch nicht auf konstanter Basis. Leider ist gerade der Einstieg eher ernüchternd, was nicht unbedingt zum Weiterschauen verleitet. Auch wenn es natürlich irgendwie erfrischend ist, einer Prinzessin zuzusehen, die ständig säuft, Ärger macht und gegen alles rebelliert, was wir in Film und Fernsehen mit bezaubernden Königstöchtern verbinden, es nutzt sich schnell ab. Auch Elfo, der sich in seinem penetrant glücklichen Elfenland nicht mehr zu Hause fühlt, zündet nicht so richtig. Am spaßigsten ist noch Luci, der nicht nur ständig für Unheil, sondern auch den einen oder anderen bösen Spruch zu haben ist. Dazu gibt es kleinere Veralberungen von Mittelalter- und Märchenklischees.

Interessant wird Disenchantment, wenn es sich von dieser Charakterkonstellation löst, den Blick schweifen lässt, ein bisschen mehr erzählen will. Vor allem die kuriosen Bewohner des Schlosses und des umliegenden Dorfes tragen dazu bei, die anfängliche Eintönigkeit zu durchbrechen. Bemerkenswert ist auch, dass Groening bei seinem teils überraschend brutalen Drittwerk erstmals eine durchgehende Geschichte erzählt. Bis es so weit ist, dauert es eine Weile, erst in der zweiten Hälfte nimmt alles Fahrt auf, inklusive einiger Wendungen, die auf ein größeres Abenteuer hinführen. Das erreicht dann zwar immer noch nicht die Klasse von Die Simpsons und Futurama, als die beiden Serien auf ihrem Zenit waren. Aber es macht doch neugierig, was in der bereits angekündigten zweiten Staffel alles passieren wird.



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Matt Groening ist wieder da! „Disenchantment“ mag nun im Mittelalter spielen, steht aber doch eindeutig in der Tradition von „Die Simpsons“ und „Futurama“. An deren Klasse kommen die Abenteuer um eine trinkfreudige Prinzessin, einen simplen Elfen und einen verschlagenen Dämon nicht heran, da anfangs die Abwechslung fehlt, auch beim Humor. Im Laufe der Zeit steigert sich die Staffel jedoch und macht neugierig, was beim nächsten Mal passieren wird.
6
von 10