Irgendwie ist das Leben schon ziemlicher Mist, zumindest für Schorsch (Elmar Wepper). Seine Ehe mit Monika (Monika Baumgartner) vegetiert schon seit Jahren vor sich hin, mit seiner Tochter Miriam (Karolina Horster) gibt es ständig nur Zoff. Aber auch beruflich läuft es einfach nicht mehr. Nicht dass er je wild darauf gewesen wäre, als Gärtner zu arbeiten. Aber jemand musste ja den Familienbetrieb weiterführen. Als die Betreiber eines Golfplatzes jedoch partout nicht seine Rechnung bezahlen wollen und in Folge die kleine Propellermaschine des hoch verschuldeten Schorsch gepfändet werden soll, reicht es ihm: Er steigt einfach in das Flugzeug. Unterwegs will er endlich seine Träume wahr machen, sich von niemandem mehr etwas vorschreiben lassen. Das imponiert auch Philomena (Emma Bading), die ihr privilegiertes Leben satt hat und sich deshalb kurz entschlossen an seine Fersen heftet.
Sperrig ist der Titel und auch ein klein wenig skurril. Fast könnte man meinen, es handelte sich um einen Ableger der berühmten schwedischen Filmreihe um einen Rentner mit bewegter Vergangenheit: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Doch weit gefehlt. Titel wie auch Film stammen nicht aus dem hohen Norden, sondern aus dem tiefsten Süden Deutschlands. In Weiler-Simmerberg wurde Jockel Tschiersch geboren, auf dessen Roman der Film basiert. Und auch wenn Schorsch im Laufe seiner Reise immer weiter nördlich fliegt, der Anfang zumindest erinnert an bayerische Heimatfilme, die tief verwurzelt im ländlichen Leben sind.
Die lange Reise nach Hause
Auch für Regisseur Florian Gallenberger bedeutet dies eine Rückkehr in die Heimat, nachdem er zuletzt in China (John Rabe) und Chile (Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück) unterwegs war. Während er dort mit überschaubarem Erfolg historisch bedeutsame Ereignisse aufzuarbeiten versuchte, halten sich dieses Mal die Ambitionen beim gebürtigen Münchner von vornherein in Grenzen. Sicher, Schorsch kommt eine ganze Menge herum. Er begegnet unterwegs auch einer Reihe von Menschen und schnappt deren Geschichten auf. Am Ende dreht sich dann aber doch alles um ihn, über sein Leben, das nie so war, wie er es wollte.
Ganz ohne universellen Anspruch ist Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon dabei nicht, schließlich darf jeder, dem Schorsch unterwegs begegnet, etwas Stoff zum Nachdenken mit auf den Weg geben. Aber auch wenn die Reise durchaus etwas länger dauert, wir recht unterschiedliche Orte zu sehen bekommen: Wenn unterwegs Halt gemacht wird, dann auf Allgemeinplätzen. Die kleinen Weisheiten, die jeder von sich gibt, sind so banal, sie hätten auch einfach von irgendwelchen Kalendern abgelesen worden sein.
Einmal Wohlfühlkino, bitte
Nett ist das Ergebnis, das parallel zum Kinostart auch auf dem Festival des Deutschen Films 2018 zu sehen sein wird. Ein bisschen zu nett. Das Publikum soll hier zwischendurch lachen dürfen, auch mal gerührt sein, das Gefühl bekommen, dass das Leben, so chaotisch es auch sein mag, am Ende wieder in Ordnung kommt. Alle sind sie etwas schlauer geworden, etwas selbständiger und reifer. Und eben auch glücklicher: Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon, das ist pures Wohlfühlkino für ein etwas älteres Semester. Das ist irgendwo zwischen berechnend und belanglos, ein Film, der von Veränderung spricht, sich aber lieber nicht zu sehr von der Start- und Landebahn entfernt.
Nur hin und wieder zeigt der Roadmovie, wie viel mehr drin gewesen wäre. Philomena mit ihrer passiv-aggressiven Art, die dem Schick des Familienanwesens ein bewusst peinliches Häschenkostüm entgegenhält. Ihre Großmutter, die sich den Lebensabend mit einer anderen Frau teilt. Die Schauspieler sind hierfür auch gut gewählt: Dagmar Manzel überzeugt in einer Nebenrolle mit Verletzlichkeit, Nachwuchsstar Emma Bading (Meine teuflisch gute Freundin, Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille) ist ohnehin eine Bereicherung für jeden Film. Doch es ist Elmar Wepper als grantiger Glücksritter, der das Herz und Rückgrat von Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon bildet. Er schafft es, die auf dem Papier nur wenig aussagekräftige Figur mit so viel bockig-verschluckten Leben auszufüllen, dass der Film dann doch irgendwie Spaß macht und man sich am Ende drüber freut, wenn es dann doch wieder gut ausgeht.
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