Itzhak Perlman

Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik

Itzhak Perlman
„Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik“ Release // Kino: 9. August 2018

Er könne seine Schuhe nicht ausziehen, sagt Itzhak Perlman an einer Stelle. Schließlich seien die mit den Stützen seiner Beine verbunden. Es ist nur eine von vielen Stellen in Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik, wenn er seinen Humor zeigt, verdeutlicht, wie sehr er mit sich und seinem Leben im Reinen ist. Dabei hätte das alles auch ganz anders laufen können. Vier Jahre ist der Sohn polnischer Einwanderer in Israel, als er an Polio erkrankt. Seither ist er auf Hilfsmittel wie diese Stützen angewiesen, auf Krücken oder auch einen Rollstuhl, mit dem er durch die Gegend saust.

Und auch bei der Musik musste Perlman erst noch Hürden überwinden. Schon mit drei Jahren wollte er unbedingt lernen, auf der Geige zu spielen. Doch dafür war er zu klein. Also übte er so lang auf einer Spielzeuggeige, bis er groß genug war, richtigen Unterricht nehmen zu dürfen. Und selbst später war der Weg nicht unbedingt einfach, seine körperliche Beeinträchtigung machte ihn zur Zielscheibe des Spotts, war aber auch eine Einschränkung bei Konzerten: Nur im Sitzen kann er spielen.

Zu Gast auf allen Bühnen
Doch wenn er erst einmal spielt, bietet er wenig Angriffsfläche. Und gespielt hat er oft, an den unterschiedlichsten Orten, zu den unterschiedlichsten Anlässen: Konzerte waren dabei, klassische wie auch solche mit zeitgenössischer Musik. Er spielte im Football-Stadium ebenso wie im Weißen Haus anlässlich eines Empfangs, als Königin Elizabeth II. zu Gast war. Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik ist daher auch die Geschichte eines Mannes, der sich seinen Herausforderungen stellte und dabei siegreich war, der trotz schwieriger Voraussetzungen sein Glück fand.

Ein solcher Dokumentarfilm kann erbaulich sein, Mut machen. Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik, das als Eröffnungsfilm des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg 2018 seine deutsche Premiere feierte, ist aber mehr als das. Alison Chernick hat kein süßliches Betroffenheitskino abgeliefert, das mit Gewalt Gefühle erzeugen will. Stattdessen ist ihr Werk auffallend zurückhaltend, und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Persönlicher Blick hinter die Kulissen
Die US-Regisseurin mischt sich zu keiner Zeit ein, kommentiert nicht. Sie gibt aber auch nur wenig Kontext. Wo andere biografische Dokumentarfilme gerne chronologisch vorgehen, da ist ihr Zugang unberechenbar und persönlich. Sie überlässt ihrem Protagonisten völlig die Bühne, zeigt ihn im privaten wie auch im professionellen Umfeld. Das können völlig banale Szenen ein. An einer Stelle freuen sie sich beispielsweise über Chicken Wings. An einer anderen diskutiert er mit einem Geigenbauer über ein Instrument, das sehr viel besser ist, als es überhaupt sein dürfte.

Es ist dann auch diese Beiläufigkeit, welche den Dokumentarfilm auszeichnet. Was ihm an nackten Fakten mangelt, das macht er durch Persönlichkeit wieder wett, Anekdoten ersetzen reines biografisches Wissen. Perlman zeigt sich als umgänglicher und überaus humorvoller Gesprächspartner, dem man selbst dann noch gerne zuhört, wenn einem seine Musik nicht so liegt. Wobei es natürlich von Vorteile wäre, seinen Auftritten etwas abgewinnen zu können. Denn von denen gibt es schließlich einige in Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik.



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„Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik“ porträtiert den amerikanisch-israelischen Ausnahmegeiger, erzählt von seinem schwierigen Werdegange ebenso wie von seinen großen Erfolgen. Der Dokumentarfilm ist jedoch weniger an der reinen Biografie interessiert. Stattdessen steht Perlman als Mensch im Vordergrund, unterhält mit seiner Persönlichkeit und seinem Humor auch die Zuschauer, die mit klassischer Musik nicht viel anfangen können.