So eine bodenlose Unverschämtheit! Als Sandrine (Valérie Bonneton) erfährt, dass ihr Mann Jean (Didier Bourdon) nach 15 Jahren Ehe eine Affäre hat, lässt sie das nicht ohne Weiteres auf sich sitzen. Nachdem die anfängliche Wut verraucht ist, kann sie der Situation aber auch etwas Gutes abgewinnen: Endlich mal hat sie im Bett ihre Ruhe. Und so schlägt sie ihrer verdutzten Rivalin Virginie (Isabelle Carré) vor, dass sie sich Jean doch im Wochentakt teilen könnten. Eine Win-win-Situation. Am Anfang klappt das auch erstaunlich gut, schließlich bekommt jeder so das, was er braucht. Doch nach einiger Zeit müssen alle drei feststellten, dass sie keine Ahnung hatten, worauf sie sich hierbei einlassen würden.
Man kann ja von der Schwemme an französischen Liebeskomödien, die es immer wieder nach Deutschland schaffen, qualitativ halten, was man will. Es sind doch oft überraschend originelle Szenarien dabei, die sich deutlich von denen hierzulande unterscheiden. In Kein Mann für leichte Stunden werden Geschlechterrollen einfach mal umgedreht, in Mama gegen Papa kämpft ein ehemaliges Paar darum, wer die Kinder behalten muss, Familie zu vermieten erzählt von einem Geschäftsmann, der nur probeweise eine Familie möchte, bevor er sich selbst eine zulegt.
Darf ich den behalten?
Auch Alexandra Leclère (Madame Christine & ihre unerwarteten Gäste) hat sich ein bisschen was für ihren neuesten Film ausgedacht. Wenn Sadrine ihre Widersacherin mit dem etwas unerwarteten Vorschlag überrumpelt, sich Jean in Zukunft doch einfach zu teilen, dann verrät der französische Originaltitel Garde alternée bereits, worum es hier geht: eine Abwandlung des gemeinsamen Sorgerechts. Nur dass eben nicht abwechselnd Kinder bespaßt werden, sondern ein übergewichtiger Mann mittleren Alters.
Eine absurde Situation allein reicht aber nicht unbedingt aus, um damit einen ganzen Film füllen zu können, wie kürzlich auch der Kollege Nicht ohne Eltern zeigte. Tatsächlich holt die französische Regisseurin und Drehbuchautorin sehr viel weniger aus ihrer Idee heraus, als man es sich erhoffen konnte. Nur selten, viel zu selten, spricht Ménage à trois darüber, was eine solche ungewöhnliche Konstellation wirklich für die Beteiligten bedeutet. Was heißt es, sich einen Menschen zu teilen? Geht das überhaupt?
Zwischen boshaft und derbe
Stattdessen wandelt sich die Komödie in einen vergleichsweise gewöhnlichen Kampf zweier Frauen um ihren Mann. Auch das kann lustig sein. Vor allem Valérie Bonneton (Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen) blüht hier auf als Ehefrau, die doch noch ihre Leidenschaft entdeckt – und ein Talent für schön gemeine Einfälle. Ihre Kollegin Isabelle Carré (Die fast perfekte Welt der Pauline) hat dabei das Nachsehen. Zwar ist ihr mit steigender Bosheit von Sandrine durchaus etwas Mitgefühl sicher, nachdem sie zunächst nur eine Ehebrecherin sein durfte. Sie bleibt dabei jedoch recht farblos, hat den Angriffen erstaunlich wenig entgegenzusetzen.
Wirklich anstrengend sind jedoch diverse Nebenfiguren. Obwohl diese durch die gestandenen Darsteller Laurent Stocker und Michel Vuillermoz verkörpert werden – immerhin jeweils Mitglied der Comédie-Française –, bleiben sie Karikaturen, die sehr schnell an den Nerven ziehen, anstatt die Lachmuskeln zu beanspruchen. Ohnehin sind die Witze von sehr unterschiedlicher Qualität. Oft wird es hier derbe, ohne dabei aber komisch zu werden, gerade die diversen schlüpfrigen Momente verfehlen völlig ihr Ziel. Und sind dabei auch noch deutlich zu lang. Erst zum Ende hin zeigt Ménage à trois wieder, was hier möglich gewesen wäre und trägt dazu bei, dass sich der Film immerhin im Mittelfeld ansiedelt.
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