Permission
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Permission

Permission
„Permission“ // Deutschland-Start: 17. August 2018 (VoD)

Wenn es zwei Menschen auf dieser Erde gibt, die füreinander bestimmt sind, dann wohl diese beiden. Seit der Schulzeit sind Anna (Rebecca Hall) und Will (Dan Stevens) nun schon ein Paar. Sie lieben sich, verbringen die komplette Zeit miteinander, sind einfach glücklich. Als die beiden kurz davor sind, endlich auch den Bund der Ehe einzugehen, funken ihnen ausgerechnet Annas Bruder Hale (David Joseph Craig) und dessen Partner Reece (Morgan Spector) dazwischen. Sie wären nie mit jemand anderem zusammen gewesen, müssen sie sich anhören, und könnten deshalb doch gar nicht sagen, ob sie nicht anderweitig besser dran wären. Überrumpelt von dieser scherzhaft gemeinten Aussage, kommen die zwei tatsächlich in Grübeln und beschließen, erst noch mal mit anderen ins Bett zu gehen. Nur um sicher zu sein.

Hmm, vielleicht doch nicht, das geht sicher noch besser. Einer der Gründe, dass Beziehungen heute nicht mehr die Haltbarkeitsdauer von früher haben, liegt sicher auch an der Angst etwas zu verpassen. Wer sich zu sehr auf jemanden festlegt, der läuft an seinem wahren Glück vielleicht vorbei. Und wer will das schon? In Filmen läuft es meistens dann darauf hinaus, dass Figuren einfach nur auf ihr Herz hören müssen. Dann klappt das schon mit dem Traumprinzen oder der Prinzessin. Ist ja schließlich Schicksal.

Ein glattes Schicksal … oder nicht
Permission erweckt das Gefühl, einer dieser Filme zu sein. Dass die zwei ihre Zweifel aus dem Weg räumen müssen, vielleicht die eine oder andere komische Situation durchleben, um am Ende schlauer und selbstbewusster zu sein. Zum Teil stimmt das auch. Teilweise wiederum nicht. Das erinnert ein wenig an den deutschen Kollegen Die Hannas, in dem ebenfalls ein geradezu symbiotisch lebendes Paar sich selbst in Frage stellt. Nur dass das hier glatter ist, das Paar makellos aussieht, es so gar keine Reibungsfläche gibt.

Es dauert dann auch eine Weile, bis der von Brian Crano inszenierte und geschriebene Film mal etwas Interessantes aus seinem Szenario macht. Permission zu mehr wird als nur einer weiteren RomCom, die Hollywood ständig ausspuckt. Der Humor trägt dazu recht wenig bei. Zwei Menschen, die weder im Sexuellen noch im Zwischenmenschlichen Erfahrungen haben, versuchen sich an One-Night-Stands. Das lässt reichlich komische Situationen erwarten, geprägt von Missverständnissen und peinlichen Erlebnissen, weil keiner so recht weiß, was er tun soll. Doch irgendwie will das nicht passieren. Es fehlen nicht nur die zu erwartenden Zoten, die bei amerikanischen Komödien oft anstehen, sobald es um Sex geht. Es fehlt dem Film allgemein an richtigen Witzen.

Ist das alles?
Nicht dass es an Versuchen mangeln würde. Wenn die beiden sich immer gegenseitig versichern, dass es in Ordnung ist, jemand anderen auszuprobieren, dann war das sicherlich witzig gemeint. Absurd genug waren die Situationen ja. Das alleine macht sie aber nicht komisch, vor allem nicht, wenn sie mehrfach eingesetzt wird. Permission ist deshalb auch nicht wild, das ängstliche Duo weiß mit dem Freischein nicht wirklich etwas anzufangen. So richtig glaubwürdig ist das auch nicht, was da vorne geschieht, der Film kann sich nicht entscheiden, ob Anna und Will unbedarfte Neurotiker oder kompetente Pin-up-Models sein sollen.

Erst im weiteren Verlauf, wenn Permission sich immer weiter weg von der Liebeskomödienschablone bewegt, wird die Geschichte interessant. Sympathisch ist zum einen, dass das schwule Paar, was anfangs noch so verdächtig nach Sidekickklischee aussieht, tatsächlich etwas zu sagen hat und mit realen Problemen kämpfen muss. Vor allem aber beeindruckt der Film, dass er sich eben nicht dem üblichen Kitsch hingibt. Wenn hier zwei Menschen herausfinden wollen, was sie aneinander haben und wer sie sind, dann ist die Antwort deutlich komplexer und diffiziler, als man es dem Film vorab zugetraut hätte. Rebecca Hall (Professor Marston & the Wonder Women) und Dan Stevens (Die Schöne und das Biest) dürfen nach dem holprigen Auftakt dann auch zeigen, dass sie mehr sind als eine makellose Fassade, und der Herzensfrage ein spürbares Herz mit auf den Weg geben.



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Ein Langzeitpaar will noch mal mit anderen Sex haben, bevor sie heiraten. Das lässt üble Zoten vermuten, ist aber überraschend brav und auch nicht so witzig, wie es gemeint war. Erst später, wenn „Permission“ sich tatsächlich mit der Selbstsuche der Protagonisten auseinandersetzt und dabei komplexe Antworten findet, zeigen der Film und die beiden Hauptdarsteller ihre Klasse.
6
von 10