Alles hat einmal ein Ende. Dachte Oskar Wrobel (Niklas Bruhn). Eigentlich sollte es ein Abschied sein. Ein Abschied von seinem Musikclub, den er jahrelang betrieben hat, der inzwischen aber einfach zu viele Schulden angehäuft hat. Und wie ließe sich das besser feiern als bei einer großen Silvesterparty? Gleichzeitig bedeutet der Abend aber auch ein Wiedersehen, zwei sogar. Ein Wiedersehen mit dem brutalen Kredithai Kietzkalle (Kalle Schwensen), auf das er gut und gerne hätte verzichten können. Aber auch ein Wiedersehen mit Mathilda (Tinka Fürst), seiner großen Liebe. Während er nun versucht, diese Geschichten irgendwie zu regeln und dabei den Partybetrieb aufrechtzuhalten, haben seine Freunde (Mathias Bloech, Martina Schöne-Radunski) mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen.
Ist das jetzt total genial oder doch bescheuert? Soll man neugierig sein? Enttäuscht? Oder zumindest skeptisch? Alles so ein bisschen. Jakob Lass (Love Steaks), eine der wenigen noch laut zu vernehmenden Stimmen des deutschen Mumblecores, meldet sich zurück. Das ist erst einmal eine gute Nachricht, gewöhnlich geht es im hiesigen Kino ja auch so schon oft genug zu. Ungewöhnlich ist auch So was von da. Aber nicht so wie erwartet. Eine logische Fortsetzung seiner bisherigen Arbeiten, gleichzeitig irgendwie auch nicht. Was dann auch wieder logisch ist.
Lass mich feiern!
Letztes Jahr schickte er in seinem gefeierten Tiger Girl zwei Mädels durch Berlin, die irgendwie nett aussahen, aber eigentlich nicht besonders nett waren. In schön hässlicher Eskalation peitschten sie sich gegenseitig auf, legten sich mit jedem an, mal mit Worten, mal mit Fäusten, auf der Suche nach dem neuesten Kick. Den suchen auch die Figuren von So was von da, klar, man feiert ja gerade. Lass ließ dafür sogar echte Partys organisieren, unter die sich Schauspieler und Filmteam einfach gemischt haben, mit echten Bands und echten Gästen. Mumblecore als rauschendes Fest? Das kann ja heiter werden. Aber es klappt.
Und doch, wild umherflirrenden Lichten und dröhnender Musik zum Trotz, So was von da feiert nicht das Leben. Die Adaption von Tino Hanekamps gleichnamigen Roman versucht zu vergessen, dauerhaft oder für den Moment. Und erinnert sich doch dabei. Will Spaß haben und verfällt immer wieder der Melancholie. Wie so eine Abschiedsparty manchmal eben sein kann mit zu viel Ballast, menschlichem wie psychologischen, zu viel Vergangenheit, zu viel Alkohol. Ein heruntergekommenes Krankenhaus, das zum Club umfunktioniert wurde, jetzt aber nicht einmal dafür mehr funktioniert. Eine Beziehung, die beendet wird oder vielleicht auch nie eine war. Wer kann das schon so genau sagen?
Verloren auf der Tanzfläche
Eine Richtung hat das nicht, keinen roten Faden, vielleicht nicht einmal wirklich einen Sinn. Und das obwohl viele hier einen Sinn suchen. Oder Liebe. Oder wenigstens Geld. Immer wieder kreuzen sich die einzelnen Handlungsstränge, nur um sich doch wieder zu verlieren. Die Reise ist das Ziel, selbst wenn sie nirgendwo hin führt. Das erinnert manchmal an Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt, ein weiterer nostalgischer Abgesang auf das Clubleben. Doch wo der Film Halt in der Gemeinschaft fand, die sich aus Junkies, Verrückten und Meerschweinchen zusammensetzte, da fehlt hier das. Es wird weiter getanzt, auf engem Raum, ohne sich zu finden.
Einen Film über Hamburg hat Lass gedreht, gefüllt mit Hamburger Größen wie der bekannten Reeperbahn-Figur Kalle Schwensen. Und doch teilt der gebürtige Münchner, der später zum Berliner Aushängeschild wurde, etwas viel Universelleres. Dass So was von da auf dem Filmfest München 2018 Premiere feierte, passt da ins Bild, so schief es auch sein mag. Wilde Kameraspielereien wie Splitscreens treffen auf nachdenkliche Monologe, innerer Verlust und Leere auf kuriose Karikaturen. Alles geht und doch geht gleichzeitig nichts. Und am Ende? Da ist die Party, die vorbei ist. Da ist der Club, der abgerissen wird. Das Gefühl Teil von etwas Wichtigem gewesen zu sein, von dem man aber nicht sagen kann, was es genau war.
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