The Darkest Minds
© 20th Century Fox

The Darkest Minds – Die Überlebenden

The Darkest Minds
„The Darkest Minds – Die Überlebenden“ Release // Kino: 16. August 2018

Erst waren es wenige, dann immer mehr: Eine eigenartige Krankheit grassiert weltweit, in deren Folge ein Großteil der Kinder und Jugendlichen stirbt. Ebenso rätselhaft sind aber die Superkräfte, welche die wenigen Überlebenden entwickeln. Manche können Elektrizität kontrollieren, andere haben telekinetische Eigenschaften, wieder andere sind übernatürlich intelligent. Ruby (Amandla Stenberg) beispielsweise kann die Gedanken anderer lesen und manipulieren, was sie zu einer der mächtigsten, aber auch gefährlichsten Menschen macht. So gefährlich, dass sie auf Anweisung der Behörden getötet werden soll. Doch im letzten Moment kann sie mithilfe der Ärztin Dr. Cate Connor (Mandy Moore) entkommen. Auf der Flucht schließt sie sich den ebenfalls begabten Liam (Harris Dickinson), Chubs (Skylan Brooks) und Zu (Miya Cech) an, um gemeinsam nach einer Zukunft außerhalb der Gefangenenlager zu suchen.

Kaum ein Kinotrend gewann in den letzten Jahren wohl vergleichbar schnell an Popularität wie der dystopischer Jugendfilme – und stürzte vergleichbar schnell wieder ab. Das Genre ist mittlerweile so tot, dass man meinen könnte, es lägen ganze Generationen zwischen der Hochphase und heute. Dabei ist es gerade einmal sechs Jahre her, dass Die Tribute von Panem – The Hunger Games die Kinokassen stürmte und diverse andere Reihen wie Maze Runner oder Divergent nach sich zog. Von den ganzen Einzelfilmen, die von der Welle mitgetragen werden wollten ganz zu schweigen. Nun gibt es doch mal wieder einen Versuch in Form von The Darkest Minds, der aber nicht nur aufgrund der sich veränderten Kinobedingungen wie ein Relikt vergangener Zeiten wirkt.

Dein Kind, das unbekannte Wesen
Dabei ist das Szenario der ebenfalls 2012 gestarteten Romanreihe von Alexandra Bracken eigentlich ganz interessant. Sicher, spontan auftretende Epidemien sind keine Seltenheit, zumindest nicht im Filmbereich: Vor allem das Zombie-Subgenre zeigt, wie schnell eine Menschheit verschwinden kann. Dass dies aber lediglich Jugendliche und Kinder betrifft, das ist schon ungewöhnlich. Gleiches gilt für die Kräfte, welche die Überlebenden entwickeln und die sie eigentlich zu einer Art Übermensch machen – was den Erwachsenen naturgemäß Angst macht.

Daraus ließe sich jede Menge ableiten, viel Spannendes machen. Ob man die Unterdrückung durch die Erwachsenen, welche mit Gewalt die Kinder kontrollieren will, nun als Sinnbild für eine allgemeine störte Beziehung zwischen den Generationen auffasst. Ob man sich auf den Mysteryfaktor konzentriert, der die Neugierde des Publikums mit den Fragen beschäftigt, was genau diese Katastrophe denn nun ausgelöst hat. Das Problem ist nur: The Darkest Minds macht nichts davon, interessiert sich so gar nicht für das eigene Szenario.

Kennen wir uns nicht?
Über weitere Strecken ist der Film lediglich ein Abklatsch der X-Men, die sich ebenfalls ihrer Haut erwehren müssen, weil die Menschheit Leute ablehnt, die ihnen überlegen sind. Vor allem an Logan – The Wolverine wird man hier des Öfteren erinnert, wenn die Jugendlichen auf der Suche nach einem legendären Ort sind, an dem alle Mutanten willkommen sind. The Darkest Minds ist jedoch nicht annähernd so düster wie der Comickollege. Hier gibt es keine Helden, die an sich selbst verzweifeln, die in Sinnkrisen geraten. Abgründe werden tunlichst vermieden, das jüngere Zielpublikum soll schließlich nicht überfordert bzw. abgeschreckt werden.

Das soll nicht heißen, dass das Live-Action-Debüt von Regisseurin Jennifer Yuh Nelson (Kung Fu Panda 2) nicht auch Drama hätte. Das hat es, jede Menge sogar. Aber es ist kein existenzielles, sondern hält sich lieber an das, was wir in Teeniefilmen dauernd zu sehen bekommen. Die Gefühle zwischen Ruby und Liam spielen eine viel größere Rolle als die Überlegung, was aus einer Welt ohne Kinder wird. Das Dystopische ist hier eher eine Kulisse, die mehr schlecht als recht davon ablenkt, dass The Darkest Minds weder düster noch geistreich ist. Dass der Film außer Stande oder vielleicht auch einfach Unwillens ist, Wendungen zu kaschieren, vieles hier willkürlich ist, die Protagonisten sich mal wieder ziemlich dämlich und wenig konsequent verhalten, sind sind nur einige der diversen Punkte auf der Mängelliste, die nach dem temporeichen und interessanten Einstieg einfach zu lange ist, als dass sich hier ein Comeback der jugendlichen Zukunftsvision andeuten würde.



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Fast alle Kinder und Jugendlichen sind tot, die wenigen Überlebenden haben übermenschliche Kräfte: Als Szenario ist das interessant, wäre eine gute Voraussetzung für existenzielle oder gesellschaftliche Überlegungen. „The Darkest Minds“ kümmert das aber wenig, lässt auch das Geheimnis um die Seuche komplett links liegen und konzentriert sich stattdessen lieber auf ein sehr gewöhnliches Teeniedrama, das weder düster noch geistreich ist.
5
von 10