So ausführlich der Angriff von Netflix auf das Zeitkonto seiner Zuschauer auch ist, ein Bereich kommt dabei relativ kurz: Sport. Dann und wann wird das Thema natürlich aufgegriffen: Amateur erzählte von einem Jungen, der im Basketball Geld zu verdienen sucht, in First Match ringt eine Teenagerin um Anerkennung. Und dann wäre da noch Ladies First, eine inspirierende Kurzdoku über die indische Bogenschützin Deepika Kumari, die sich in einem von Männern bestimmten Leben einen Platz auf dem Podest erkämpfte.
Zion geht da in eine ganz ähnliche Richtung. Protagonist Zion Clark hat zwar keine geschlechtsbedingten Einschränkungen, dafür aber biologische: Er hat keine Beine. Hat sie noch nie gehabt. Und auch sonst wurde er nicht unbedingt reich von dem Leben beschenkt, wurde als Kind von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht, fand erst später ein tatsächliches Zuhause. Und eben auch Halt, als er sich dem Ringen zuwandte.
Kurios, aber ohne Tiefgang
Die Vorstellung, ein beinloser Mensch könne mit den „normalen“ Gegnern mithalten, erscheint zunächst ein wenig kurios. Zion beweist aber, dass es geht, zumindest in diesem Fall. Tatsächlich sind die immer wieder eingebauten Kämpfe auch der Höhepunkt der Doku, wenngleich sie – wie der Film auch – reichlich kurz sind. Gerade einmal elf Minuten dauert der gesamte Film. Dass das nicht für allzu viel Tiefgang reicht, das dürfte niemanden verwundern.
Es ist dann auch die inspirierende Message, jeder könne alle Hindernisse überwinden, die Zion zu einem Festivalliebling machten – unter anderem auf dem diesjährigen Sundance Film Festival. Wirklich befriedigend ist die Doku ansonsten nicht. Medizinische und biografische Hintergründe, weshalb er weder Beine oder Eltern hatte, die werden ignoriert. Auch die Frage, inwiefern er außerhalb des Ringkampfes mit seiner Behinderung klarkommt, wird komplett ausgeblendet. Regisseur Floyd Russ verlässt sich darauf, dass die ungewöhnliche Geschichte und der positive Schluss als Inhalt ausreichen, kombiniert mit den üblichen Manipulationen eines solchen Films. Das ist schade, wenn nicht gar ärgerlich, trotz der kurzen Laufzeit hat das hier irgendwie wenig zu sagen.
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