Wo er auch hingeht, Country-Star Jackson Maine (Bradley Cooper) liegen die Fans zu Füßen, umjubeln ihn bei seinen Konzerten wie auch hinter der Bühne. Da trifft er eines Tages in einer kleinen Bar auf die junge Sängerin Ally (Lady Gaga), die ihn sofort fesselt. Schnell wird es ernst zwischen ihnen, Jackson ermuntert seine Kollegin, selbst aufzutreten und ihre eigenen Lieder zu spielen, anstatt ihr Talent in unbedeutenden Schuppen zu vergeuden. Der Erfolg gibt ihm recht, in Windeseile wird sie zu einem umschwärmten Star. Während ihre Karriere so kometenhaft ansteigt, ist die von Jackson jedoch schon seit einiger Zeit am Sinken. Hinzu kommen seine Alkoholprobleme, die er einfach nicht in den Griff bekommt.
Wenn Schauspieler nach Jahren des Agierens vor der Kamera hinter diese wechseln, dann meistens, um sich zu beweisen. Um eigene Geschichten zu erzählen. Bradley Cooper hatte dieses Bedürfnis offensichtlich nicht. Und so suchte sich der Star von humorvollen Filmen wie Hangover oder Silver Linings für sein Regiedebüt zwar einen für ihn sehr dramatischen Stoff aus, jedoch einen, der weniger dazu geeignet ist, das eigene Profil zu schärfen. Dafür ist er dann doch zu bewährt. Schließlich handelt es sich bei A Star Is Born um die nunmehr vierte Verfilmung derselben Geschichte.
Ein bisschen neu, viel alt
So richtig viel hat sich seit der letzten Version von 1976 – damals spielten Barbra Streisand und Kris Kristofferson die Hauptrolle – nicht getan. Es gibt kleine Einschübe zu aufdringlichen Fans, die zu jeder Gelegenheit ihre Handykamera zücken. Außerdem leidet Jackson an einem Tinnitus, was noch für eine zusätzliche dramatische Note sorgt, in der Geschichte selbst jedoch keine wirkliche Rolle spielt. Stattdessen läuft es auf das bekannte Szenario hinaus: Ein alternder Musikstar hängt an der Flasche und kommt nicht mit dem Erfolg seiner jungen Partnerin klar.
Das klappt auch in der vierten Paarung erstaunlich gut, zumal die beiden Hauptdarsteller überraschende Qualitäten zeigen – Cooper als Sänger, Lady Gaga als Schauspielerin. Die Chemie stimmt, die beiden Künstler geben sowohl in den intimeren, beiläufigen Szenen wie auch bei den großen gemeinsamen Auftritten ein glaubwürdiges Paar ab, denen man ganz gerne zusieht, selbst ohne die Musikrichtung zu mögen. Oder besser: die Musikrichtungen. Denn wenn hier die Laufbahnen zweier Sänger in unterschiedliche Richtungen zeigen, dann geht das mit sehr unterschiedlichen Stilen einher: klassischer Country auf der einen Seite, Hochglanzpop auf der anderen.
Und was ist jetzt mit …?
Zumindest streckenweise meint man sogar, dass das auch das Hauptthema ist. Während Jackson konstant seiner Richtung treu bleibt, wird bei Ally nie klar, wer oder was sie eigentlich sein will. Bei ihrem ersten Auftritt schmettert sie den Edith-Piaf-Chansonoldie La Vie en Rose, danach gleicht sie Sheryl Crow, nur um am Ende doch eine schillernde Lady Gaga zu sein. Ob diese Entwicklung ihre eigene ist, das lässt A Star Is Born offen. Gerade zu Beginn legt der Film nahe, dass Allys Bühnenfigur ein Konstrukt ihres Managers ist, dem künstlerische Integrität oder persönliche Befindlichkeiten egal sind. Hauptsache, sie wird zum Star. Doch dieser Konflikt zwischen Selbstsuche und Fremdbestimmung wird nie wirklich ausgetragen, ist eines der vielen Themen, die Cooper einfach fallenlässt.
Dafür macht er an anderen Stellen gern ein bisschen mehr: A Star Is Born, das bei den Filmfestspielen von Venedig 2018 debütierte, ist ein durch und durch US-amerikanischer Film, der gerne dicker aufträgt und beim eigenen Pathos dahinschmilzt, inklusive dem schlampig vorbereiteten und letztendlich nicht nachvollziehbaren Finale. Damit sollte man sich arrangieren können oder im Idealfall sogar selbst eine Schwäche für derartige Großauftritte haben. Aber trotz dieser diversen inhaltlichen Schwächen, die das Vergnügen trüben, ist Coopers Debüt sehenswert geworden und erzählt von einer großen Tragik, der man sich nur schwer entziehen kann.
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